Gespräch digital salon: Haacke and Richter Take New York

A pair of empty green, comfortable chairs sit next to each other. Derivative CC BY-SA 4.0 ilovefurniture https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pair_of_Tufted_Lounge_Chairs.jpg

27.06.20
15.00 Uhr EDT

Online

Das Goethe-Institut New York hat die Ehre, die Kunsthistorikerin Susan Tallman, die Kuratorin des Met Museum Brinda Kumar, den Kraus Family Kurator am New Museum Gary Carrion-Murayari und den Professor für Philosophie Gregg Horowitz zu einem Gespräch über die Präsenz von Hans Haacke und Gerhard Richter in New York willkommen zu heißen. Brinda Kumar, Co-Kuratorin der Ausstellung Gerhard Richter: Painting After All im Met Breuer und Gary Carrion-Murayari, der für Hans Haacke: All Connected am New Museum Co-Kurator war, werden diese bahnbrechenden Veranstaltungen präsentieren und auf einige der bedeutendsten Werke der zwei Künstler im multimedialem Medium miteinbeziehen.

Dass gerade New York als Ausstellungsort für die Retrospektive dieser bedeutenden deutschen Künstler erkoren wurde, kann man nur mit einer glücklichen Fügung erklären. New York spielt für den Werdegang beider Künstler eine besondere Bedeutung: Zu den Annalen der Kunstgeschichte gehört sicherlich die spektakuläre Absage im Jahr 1971 von Haackes Arbeit ‘Shapolsky et. al’ im Guggenheim Museum aufgrund seiner politischen Absichten. Gleichfalls hat die Ausstellung im Jahr 2002 im MOMA Gerhard Richter: Forty Years of Painting sicherlich dazu beigetragen, Richter in den USA – wenn auch verspätet – als führenden deutschen lebenden Maler anzuerkennen.
 
Trotz der offensichtlichen Differenzen, die Haacke als radikalen zeitgenössischen Künstler und Vertreter der Institutional Critique anordnen, während Richter sich des traditionellen Mediums der Malerei bedient, sind beide Persönlichkeiten Protagonisten des Diskurses bezüglich der deutschen Identität in der Nachkriegszeit. Die Entscheidung, zwei kontroverse Werke der Künstler – namentlich Haackes „Der Bevölkerung“ und Richters „Birkenau“-Bilder – im Berliner Reichstag auszustellen, zeugt von der Bedeutung zeitgenössischer Kunst in der Begründung eines Selbstbewusstseins Deutschlands in der Nachkriegszeit. In diesem Sinne wird der Stellenwert dieser Künstler und der Kunst (des sich Erinnerns) im Allgemeinen für den Wiederaufbau der deutschen Identität insbesondere Hinblick auf deren Verbindungen mit den USA, insbesondere New York, und der Gegenwart analysiert.

digital salon ist eine neue Online-Eventserie des Goethe-Institut New York. Im Anbetracht der aktuellen Geschehnisse bietet der digitale Salon DenkerInnen verschiedener kultureller, künstlerischer und intellektueller Disziplinen die Möglichkeit, im Rahmen spontaner und einnehmender Gespräche zusammenzukommen. Die Themenauswahl stützt sich auf die das aktuelle politische, soziale und kulturelle Zeitgeschehen Deutschlands.

Dieses Event kann auch per Stream auf unserer Facebookseite verfolgt werden.

Gary Carrion-Murayari ist Kraus Family Kurator am New Museum. Seit seiner Ankunft im Team im Jahr 2010 hat Carrion-Murayari verschiedene monographische Ausstellungen kuratiert, darunter von Phyllida Barlow, Nathalie Djurberg, Ellen Gallagher, Haroon Mirza und Jim Shaw. Er hat u.a. als Co-Kurator bei den Gruppenausstellungen Ghosts in the Machine (2012), NYC 1993 (2013) und Here and Elsewhere (2014) mitgewirkt. Unter seiner Leitung fiel auch jüngst The Equilibrists, eine Umfrage unter jungen griechischen Künstlern in Zusammenarbeit mit der Deste Foundation und dem Benaki Museum in Athen. Carrion-Murayari war von 2003 bis 2010 am Whitney Museum of American Art tätig, wo er Einzelausstellungen u.a. von  Elad Lassry und Karthik Pandian organisiert hat und bei Ausstellungen wie Television Delivers People (2007) und Progress (2008) die Rolle der Co-Kurators inne hatte. In der gleichen Rolle war er 2010 im Rahmen der Whitney Bienniale mit Francesco Bonami tätig. Er hat an verschiedenen Ausstellungskatalogen und Kunstmagazinen beigetragen sowie bei verschiedenen Katalogen des New Museum mitgewirkt.

Gregg Horowitz ist Professor für Philosophie. Er schreibt über Ästhetik, Kunstphilosophie, Theorie der Kunstgeschichte, Psychoanalyse und politische Theorie. Zu seinen Publikationen zählen die Bücher Sustaining Loss: Art and Mournful Life (Stanford, 2001) und The Wake of Art: Philosophy, Criticism and the Ends of Taste (Routledge, 1998, mit Arthur C. Danto und Tom Huhn) sowie die Artikel “Scratching the Surface: Distance and Intimacy in Study of Henrietta Moraes Laughing” (in Ben Ware, ed., Francis Bacon: Painting, Philosophy, Psychoanalysis), “Robert Pippin’s After the Beautiful: Hegel and the Philosophy of Pictorial Modernism" (Platypus Review, 2014).“Tradition” (Art Bulletin, 2013), “A Made-to-Order Witness: Women’s Knowledge in Vertigo” in Katalin Makkai, ed., Vertigo: Philosophers on Film (Routledge, January 2013), und “The Homeopathic Image, or, Trauma, Intimacy and Poetry,” (Critical Horizons, 2010). Er war ebenfalls Stipendiat an der American Academy in Berlin.

Brinda Kumar ist seit 2015 im Team des Met Museum. Sie hat bei Nasreen Mohamedi (2016) – eine der eröffnenden Ausstellungen des The Met Breuer –mitgewirkt und ebenfalls an Unfinished: Thoughts Left Visible (2016) gearbeitet. Ihr Aufgabenspektrum hat sich auf die Recherche zu KünstlerInnen, Kollektionen, Beschaffungen und Ausstellungen erweitert. Sie war Co-Kuratorin und Katalogverfasserin für die Ausstellung Like Life: Sculpture, Color, and the Body (2018) und hat jüngst bei Home Is a Foreign Place: Recent Acquisitions in Context (2019–20) mitgewirkt. Aktuell hatte sie an der Ausstellung Gerhard Richter: Painting After All (2020) und dem dazugehörigen Katalog gearbeitet. Sie erwarb einen Bachelor of Fine Arts am College of Art in Neu Delhi; einen MA an der School of Arts and Aesthetics derJawaharlal Nehru University in Neu Delhi und promovierte an der Cornell University.

Susan Tallman ist Kunsthistorikerin und Chefredakteurin der Zeitschrift und Webseite Art in Print. Sie hat ausgiebig über die Geschichte und Kultur des Druckes sowie über die Thematik der Authentizität geschrieben. Zu ihren Büchern zählen The Contemporary Print: from Pre-Pop to Postmodern (Thames and Hudson), The Collections of Barbara Bloom (Steidl) und American Dream: Pop to the Present, als Co-Autorin sowie verschiedene Museumskataloge. Sie schrieb u.a. für das New York Review of Books, Art in America, Parkett und Arts Magazine. Susan Tallman lebt in Berlin und Chicago, wo sie im Fachbereich Kunstgeschichte, -theorie und -kritik an der School of the Art Institute of Chicago lehrt.
 
 

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