Ausstellung Zuzanna Czebatul:
Opus Sectile

Zuzanna Czebatul: Opus Sectile, 2015 © Zuzanna Czebatul

So, 28.06.2015 –
Fr, 31.07.2015

Ludlow 38

Eröffnung: 28. Juni, 18.00-20.00 Uhr


Am 28. Juni eröffnet MINI/Goethe-Institut Curatorial Residencies Ludlow 38 die erste Einzelausstellung von Zuzanna Czebatul in den Vereinigten Staaten. Die Künstlerin entwickelt für Ludlow 38 eine Bodenarbeit, die sich kontextspezifisch mit dem Ausstellungsraum und seiner Geschichte auseinandersetzt. Opus Sectile entsteht im Dialog mit dem permanent installierten Display Remodel, welches der Künstler Martin Beck 2011 konzipierte, und ist eine Reflexion über Bewegungen durch soziale und gelebte Räume. Ausgehend vom Verhältnis zwischen Mensch und Raum beschäftigt sich Czebatul in dieser Arbeit mit der Geschichte von Architektur und ihren brüchigen Linien in der Gegenwart. Die Ausstellung ist bis zum 31. Juli zu sehen.
 
Der Titel Opus Sectile (dt. „geschnittenes Werk“) ist dem Lateinischen entlehnt und bezieht sich auf eine künstlerisch-handwerkliche Technik, die vornehmlich in der römischen Antike praktiziert wurde, um Böden mit edlem Marmor, Perlmutt oder geschliffenem Glas zu verkleiden. Anders als beim Mosaik werden die Steine des Opus sectiles in großzügigen Formen geschnitten, die anschließend Stein an Stein verlegt das Motiv ergeben. Zu den wichtigsten historischen Referenzen zählen heute die Funde in der Villa Adriana, im Herculaneum und im Palazzo Massimo alle Terme. Die Räumlichkeiten der repräsentativen Villen wurden nicht nur mit edlen Skulpturen, Statuen und Büsten geschmückt, sondern auch mit dekorativen Mosaiken und Wandmalereien verziert. Skulptur und Architektur bildeten in der Antike eine synergetische Einheit und wurden im harmonischen Zusammenspiel inszeniert. Das Raumkonzept als Ganzes stand dabei stets im Vordergrund.
 
Czebatuls Auseinandersetzung mit skulpturaler Architektur greift diese Idee in der Gegenwart auf. Für Ludlow 38 verwandelt sie den Boden in ein künstlerisches Element, produziert ein großflächiges Opus sectile und definiert die Bewegung durch den Ausstellungsraum neu. Die formale Gestaltung des Bodens basiert auf dynamischen Linien, die sich als abstraktes Muster horizontal in den Raum legen. Die marmorierte Qualität der einzelnen Platten ist auf einen speziellen Herstellungsprozess zurückzuführen, für den Czebatul ein Beton-Pigment-Gemisch anfertigt, welches langsam in Gussformen aushärtet. Die so produzierten Platten werden aneinander auf dem Boden fixiert und intervenieren in ihrer Gesamterscheinung mit dem Display Remodel. Gleichzeitig wird der Eindruck vermittelt, der Boden sei Teil eines größeren Ganzen, ein Fragment moderner Architektur, die hinter den Wänden des Ausstellungsraumes fortzulaufen scheint. Opus Sectile orientiert sich an den ortsspezifischen Gegebenheiten und eröffnet einen Ideenraum, in dem das Potential und die kontinuierliche Transformation urbaner Architektur neu verhandelt werden können.
 
Zuzanna Czebatul (*1986, Miedzyszecz) lebt und arbeitet in New York. Sie studierte Bildende Kunst an der Städelschule, Frankfurt am Main. Als Fulbright Fellow absolviert sie derzeit ihren MFA am Hunter College, New York. 2015 erhielt sie außerdem das SOMA-Stipendium, Mexiko-Stadt. Czebatul arbeitet als Bildhauerin, produziert ihr eigenes Material und schafft Werke, welche die Differenzierung zwischen kommerziellem Produkt und künstlerischer Produktion verschmelzen lassen. Beeinflusst wird sie von der Ästhetik antiker Skulpturen, modernen Display- und Präsentationsformen sowie der Clubkultur der 1990er Jahre. Czebatul hatte unter anderem Einzelausstellungen bei Gillmeier Rech, Berlin, Opelvillen Rüsselsheim und 1822-Forum, Frankfurt am Main. Ihre Werke waren in Gruppenausstellungen bei Center, Berlin; 1m3, Lausanne; Heidelberger Kunstverein und Villa Romana, Florenz, zu sehen. In diesem Jahr folgen weitere Einzelausstellungen von Czebatul bei Bad Reputation, Los Angeles, und Gillmeier Rech, Berlin.

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