German Movie Nights Finsterworld

Finsterworld Finsterworld

11.12.15
18.00 Uhr

Goethe-Institut New York

Finsterworld spielt in einem scheinbar aus der Zeit gefallenen Deutschland. Ein Land, in dem immer die Sonne scheint, Kinder Schuluniformen tragen, Polizisten sich als Bären verkleiden und Fußpfleger alten Damen Kekse schenken. Hinter der Schönheit dieser Parallelwelt lauert jedoch der Abgrund – und dorthin geht die Reise.

Ein gleichermaßen verzauberter wie entzaubernder Heimatfilm und eines der aufregenden deutschen Spielfilmdebüts des Jahrs 2013, entstanden nach einem Drehbuch von Christian Kracht, dessen erster Roman Faserland (1995) immer schon dazu herausforderte, seinen Titel mit gelispeltem „s“ (also als „th“) auszusprechen, womit er sich unter der Hand zu „Fatherland“ verwandelte. Finsterworld schließt zwar auf raffinierte Weise an Faserland an, aber während die Protagonisten in Krachts Roman ausgiebig über die ästhetische Totalkatastrophe Deutschland sinnierten, ist Finsterworld eine eher zarte und behutsame Hasserklärung an Deutschland.

In fünf Handlungssträngen, verpackt im drollig kuscheligen Kostüm einer leichten Charakterkomödie werden erstaunlich souverän die Leerstellen zwischen Unschuld und Perversion, Liebenswürdigkeit und Barbarei, Beiläufigkeit und Pathos ausgelotet: die Fahrt eines Oberstufenkurses unter der Leitung des engagierten Lehrers Nickel in ein ehemaliges Konzentrationslager, die Paar-Probleme eines Polizisten und einer frustrierten Dokumentarfilmemacherin, die Romanze eines Fußpflegers mit einer Frau im Altenheim, die Geschichte eines im Wald lebenden Einsiedlers, der einen Raben großzieht, und die Autofahrt eines wohlhabenden und darüber etwas versnobt gewordenen Best-Agers-Paares, deren Sohn an der erwähnten Klassenfahrt teilnimmt und dessen Oma wiederum die Frau im Altenheim ist. Allein das Licht für jede dieser Episoden ist passgenau gesetzt - mal liegt es leicht mattiert und flächig auf den Lederpolstern der Limousine, mal gleißt es über dem blühenden Rapsfeld, dann wieder fällt es retro-staubig durch die zerschlissenen Vorhänge im Altenheim, wenn der Fußpfleger der Klientin seine Liebe gesteht.

Die Regisseurin

Frauke Finsterwalder wurde 1975 in der Hansestadt Hamburg geboren. Nach dem Studium der Literaturwissenschaften und Geschichte in Berlin arbeitete sie am Maxim-Gorki-Theater und an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und war danach Redakteurin bei der Süddeutschen Zeitung. Später studierte sie Dokumentarfilmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Inzwischen lebt sie mit ihrer Familie in Ostafrika. Finsterworld ist ihr erster Spielfilm.

German Movie Nights

An einem Freitag im Monat zeigt das Goethe-Institut New York im Rahmen der German Movie Nights aktuelle deutsche Filme, auf Deutsch mit englischen Untertiteln. 
 

Zurück