Performance Rückkehr nach Reims

Nina Hoss führt in Rückkehr nach Reims auf © Amo Declair

Bis 25.02.18

St. Ann's Warehouse

US Premiere am 11. Februar

Ein Tonstudio. Eine Schauspielerin spricht einen Text ein. Vom Pult aus gibt ein Regisseur ihr Anweisungen. Gemeinsam arbeiten sie an der Sprachaufnahme eines Films, der synchron dazu abläuft. Es ist ein dokumentarisches Essay namens Rückkehr nach Reims – filmische Adaption des gleichnamigen Buchs des französischen Soziologen Didier Eribon.

Protagonist des Films ist der Autor selbst, der sich zu einer Art Erinnerungsreise aufmacht. In einer Mischung aus persönlichem Bekenntnis und soziologischer Analyse berichtet Eribon von der Wiederbegegnung mit seiner Heimatstadt und seiner Familie, die er seit seiner Karriere als Intellektueller in Paris jahrzehntelang quasi nicht mehr gesehen hat, nicht sehen wollte. Die Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit stößt ihn auch auf die blinden Flecke der gesellschaftlichen Gegenwart: die brutalen Exklusionsmechanismen ebendieses Bürgertums, dem er selbst nun angehört, sowie die Realität einer einstmals kommunistischen Arbeiterklasse, die, vergessen und ohne Repräsentation, den Rechtspopulisten des Front National in die Arme rennt.

Wie konnte es dazu kommen? Was ist der Anteil der Linken daran, was sein eigener als Intellektueller, der seine Herkunft verleugnet? Und welchen Ausweg gibt es? Fragen, denen Eribon nachgeht, während er sich im Film auf die Spurensuche in Reims macht. Fragen aber auch, die den Regisseur und die Schauspielerin beim Fertigstellen des Films nicht loslassen – und schließlich in einen Konflikt führen, der das längst fertig geglaubte Projekt auf die Probe stellt. Und zugleich verborgene Seiten der eigenen Biographien zu Tage treten lassen.
 
Während des New Yorker Gastspiels von Rückkehr nach Reims zeigt Thomas Ostermeier zum ersten Mal in den USA in englischer Sprache die Bühnenfassung von Didier Eribons Text, der seit seinem Erscheinen zu einer Art Schlüsselwerk zum Verständnis der gesellschaftlichen Gegenwart geworden ist.
 
Thomas Ostermeier, geboren 1968 in Soltau, leitet die Berliner Schaubühne seit 1999. Er ist Regisseur und Schauspieler, ausgebildet an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin. Zahlreiche Engagements führten ihn zudem an weitere renommierte Theaterhäuser des deutschsprachigen Raumes, u.a. die Münchner Kammerspiele und das Burgtheater Wien. Ostermeiers Inszenierungen werden regelmäßig zu namenhaften internationalen Festivals und Gastspielen eingeladen. Für sein Werk wurde er mehrfach ausgezeichnet, 2011 mit den Goldenen Löwen der Biennale Venedig für sein Lebenswerk.

Nina Hoss, geboren 1975 in Stuttgart, ist Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne seit 2013/2014. Nach ihrem Schauspielstudium an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin spielte sie von 1998-2013 am Deutschen Theater Berlin. Außerdem steht sie regelmäßig für Film- und Fernsehrollen vor der Kamera, zuletzt für die Showtime-Serie Homeland Sie erhielt diverse Auszeichnungen für ihre Arbeit, u.a. den Silbernen Bären der Berlinale (2007) sowie das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland (2013).

Koproduktion mit dem Manchester International Festival MIF, HOME Manchester und dem Théâtre de la Ville Paris. Gefördert durch die Lotto Stiftung Berlin.
 
Regie: Thomas Ostermeier
Bühne und Kostüme: Nina Wetzel
Mitarbeit Bühne: Doreen Back
Musik: Nils Ostendorf
Sounddesign: Jochen Jezussek
Dramaturgie: Florian Borchmeyer, Maja Zade
Licht: Erich Schneider
Filmregie: Sébastien Dupouey, Thomas Ostermeier
Kamera: Marcus Lenz, Sébastien Dupouey, Marie Sanchez
Filmschnitt: Sébastien Dupouey
Originalton Film: Peter Carstens, Robert Nabholz
Archivrecherche Film: Laure Comte, BAGAGE (Sonja Heitman, Uschi Feldges)
Videotechnik Film: Jake Witlen, Sabrina Brückner
Produktionsleitung Film: Stefan Nagel, Annette Poehlmann
Mit: Nina Hoss
Mit: Hans-Jochen Wagner
Mit: Ali Gadema / Renato Schuch
Dauer: ca. 125 Minuten


 

Zurück