Theoriekurs Origins of German Romanticism

BISR

15.09-05.11.18
Montags, 18.45-21.45 Uhr

Goethe-Institut New York

Sind Kunst und Philosophie miteinander unvereinbar? Seit Platos Zeiten tendieren westliche Denker/innen dazu, die Philosophie als Domäne der Vernunft und objektiver Fragestellungen hochzuhalten. Die Kunst gehöre im Gegensatz dazu in die Sphäre des Nicht-rationalen – wurde als Anstifterin zu konter-rationalen Emotionen und Leidenschaften, subjektiven Höhenflügen und Imagination verstanden. Für die Vertreter/innen der sogenannten Frühromantik, der frühen Bewegung in der deutschen Romantik, entsprach genau das Gegenteil der Wahrheit: Kunst steht nicht im Gegensatz zur Vernunft, sondern ist tatsächlich die höchste und reinste Form des Ausdrucks.

Dieser Kurs untersucht die Belange und Umrisse der deutschen frühromantischen Bewegung – ein locker verbundener Kreis an Philosoph/innen, Poet/innen, Literaturkritiker/innen und Theolog/innen, die eine Vereinigung der Domänen Kunst, Philosophie und Wissenschaft anstrebten.

Die Lektüre von Werken Schillers, Holderlins, Novalis‘, der Schlegel-Brüder und Schleiermachers, zielt auf ein Verständnis der Hauptthesen und Haltungen der Frühromantiker/innen in Bezug auf die Beschäftigung mit und Aneignung von wichtigen philosophischen Entwicklungen der damaligen Zeit ab. Dazu gehören vor allem der Kantianismus und die post-kantianischen idealistischen Systeme von Fichte und Schelling.

Im Laufe des Kurses wird sich herausstellen, wie die Romantik als Alternative neben dem kantianischen Erbe stehend und als Gegensatz zu Hegels absolutem Idealismus verstanden werden kann. Letzterer sah, wie schon Plato vor ihm, Philosophie als die Überwindung von Kunst und künstlerischem Ausdruck an. Zuletzt wird die kulturelle und politische Signifikanz der frühen Romantiker/innen im Licht der janusköpfigen Natur ihrer weitläufigen Rezeption betrachtet.

Sollte die Romantik, wie von kritischen Stimmen vorgeschlagen, als gefährlicher, da verführerischer, Irrationalismus mit proto-faschistischen Tendenzen angesehen werden? Oder sollten wir diese Bewegung als befreiendes Gegenmittel und humanistische Antwort auf die repressiven und entmenschlichenden Tendenzen der Aufklärung, Rationalisierung und Szientismus, verstehen?
 
Kursleiter: Michael Stevenson

Michael Stevenson hat an der University of Pennsylvania Philosophie studiert und an der Columbia University in Philosophie promoviert. Er ist Mitglied des BISR-Kollegiums und hat zuvor im Core Curriculum der Columbia University und am Hunter College, City University of New York, gelehrt. Sein Fachgebiet ist die deutsche philosophische Tradition, insbesondere Kant, der post-kantianische Idealismus und die Phänomenologie des 20. Jahrhunderts.

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