Apotheke: Ein digitaler dritter Raum

in a whimsical illustration against a yellow background, people on flowers engage in communal activities like reading and talking © Colleen Tighe

In der amerikanischen Kultur des 21. Jahrhunderts verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zunehmend. Während wir durch die Verschränkung von Einflüssen aus Mobiltechnologie und post-rezessiver Arbeitsplatzkultur länger und härter arbeiten, bieten stagnierende Löhne und der zunehmende Druck des modernen Lebens wenig Zeit oder Gelegenheit zur Entspannung.
In diesem Klima der Überlastung haben sich in unserer Kultur neoliberale Wellness-Konzepte durchgesetzt; statt Ruhe und Entspannung stehen eher Selbstoptimierung und Konsum im Vordergrund.“Self-care" hat sich von einer politischen Praxis zu einer Konsumpraxis gewandelt, in der man sich ein Bad, eine Massage oder einen Boutique-Fitnesskurs gönnt, um den stressigen Lebensalltag zu bewältigen und letztendlich arbeitsfähig zu bleiben. 

Apotheke wurde ursprünglich als ein Projekt zur Schaffung eines physischen dritten Raums am Goethe-Institut New York konzipiert - ein entkoppelter Ort, der weder Arbeit noch Zuhause ist und der das Community-Leben, soziale sowie kreative Interaktionen fördert. Mit der weltweiten Verbreitung von COVID-19 finden wir uns nun isoliert in unseren Wohnungen wieder und stellen uns die Frage: Wie können wir einen dritten Raum schaffen, wenn all unsere Räume plötzlich auf einen einzigen reduziert wurden? 

Wir hoffen, die Antwort in der digitalen Welt zu finden. Wir glauben, dass es möglich ist, unsere Welten in der Quarantäne zu erweitern und zu bereichern. Durch freie Kulturprogramme, Workshops und Lesegruppen versuchen wir, Wissen zu teilen und Anschluss sowie Gemeinschaft zu fördern.

Apotheke wurde inspiriert von der deutschen Auffassung eines ganzheitlichen Begriffs von Wohlbefinden und Ausgewogenheit sowie amerikanischen Theorien über Self-Care und Wellness außerhalb des Kapitalismus. 
Ziel ist es, Besucher*innen von Zweckbestimmtheit zu befreien, die moderne kapitalistische Arbeitsethik und den Zwang zur Arbeit zu hinterfragen und Entspannung, Vergnügen sowie Lernen und Austausch in einem gemeinschaftlichen, nicht-kommerziellen Raum zu ermöglichen.

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