Subkultur im Deutschland der 1980er
"Geniale Dilletanten“ war der absichtlich falsch buchstabierte Titel eines Konzerts, das am 4. September 1981 im Berliner Tempodrom stattfand. Der Titel avancierte fast zum Synonym einer kurzen Epoche des künstlerischen Aufbruchs in West-Deutschland zwischen 1979 und 1989, einer Epoche, in der in allen Künsten neue Wege begangen und neue Ausdrucksformen gesucht wurden. Kennzeichnend war ein gattungsübergreifender Ansatz: Musiker/innen drehten Super-8-Filme, Maler/innen spielten in Bands oder gründeten Clubs, die als Inkubatoren der nicht nur in Berlin, sondern auch in Düsseldorf, München, Bonn oder Rosenheim und Erlangen explodierenden Szene fungierten. Die ersten tragbaren und erschwinglichen Video-Recorder ermöglichten die Produktion von Clips, die deutsche Sprache behauptete sich erstmals gegen das bis dahin dominierende Englisch in der Pop-Musik, Kollektive wie
F.S.K. oder
Die Tödliche Doris experimentierten mit Musik, Film und Sprache.
Die Einstürzenden Neubauten produzierten mit selbst gebauten Instrumenten einen bis dahin ungehörten brachialen Lärm. Dada und Fluxus wurden revitalisiert, photokopierte Fanzines machten die Runde, Kassetten-Labels schossen landesweit aus dem Boden, und die "Jungen Wilden" eroberten die Galerien.
Was ab Mitte der 80er Jahre in der Kommerzialisierung als Neue Deutsche Welle versandete und mit der Wiedervereinigung endgültig endete, war eine bis dahin ungekannte künstlerische Vehemenz, die sich in Musik und bildender Kunst ebenso wie in Design, Mode, Literatur und Film Bahn brach. Das Gattungs- und Kategorienüberschreitende, bzw. das Irritieren und Austarieren der künstlerischen Genres - aber auch der politischen Grenzziehungen von Ost und West - war der Bereich, mit dem sich intensiv künstlerisch beschäftigt wurde.
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Foto: Ilse Ruppert
D. A. F. live in der Markthalle, Hamburg, 1981.
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Foto: ar/gee gleim
Der Plan-Konzert in der Börse Wuppertal, 1979
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Foto: Anno Dittmer
Einstürzende Neubauten auf dem Berlin Atonal Festival, SO36, West-Berlin, 1982.
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Foto: F. S. K.
F.S.K., Bandfoto, 1981.
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© Gleim
Palais Schaumburg, Okie Dokie Neuss 1981.
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© Der Plan
Kubistischer Schlagzeuger (1987).
Die multimediale Ausstellung, kuratiert von Mathilde Weh (Bildende Künste, Goethe-Institut, München), präsentiert die bis heute umfangreichste Sammlung zu dieser außergewöhnlichen und innovativen Subkultur. Gezeigt werden eindrucksvolle Werke verschiedener Bands, Künstler/innen, Filmemacher/innen und Designer/innen aus West- und Ostdeutschland.
Einige der noch nie vorher gezeigten Fotografien stammen aus den privaten Kollektionen der Künstler/innen.
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