Workshop BYOW Workshop: Build Your Own Words to Resist Algorithmic Censorship

Workshopleitung: Xiaowei Wang und Qianqian Ye

Donnerstag, 17. Juni 2021 at 10 Uhr PDT | 13 Uhr EDT: 

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Unsere Fähigkeiten zur Veränderung sind von unserer Fähigkeit zur Sprache beeinflusst: neue Sätze, Wörter, Revolutionen werden durch unsere Vorstellungskraft neuer Welten und einem neuen Wortschatz geschaffen. Von Hashtags und politischen Slogans dienen Wörter als Erinnerung und Provokation, wo wir waren und wohin wir gehen.

Wörter sind dennoch im Digitalen keine bloßen Ausdrucksformen – Wörter sind auch eine Form von Daten. “Die systematische Manipulation und Monetarisierung digitalisierter Sprache bedroht unsere Sicherheit und die Beständigkeit unserer modernen Gesellschaft. Die Wörter, die wir benutzen, um zu kommunizieren, zu lernen, zu debattieren und zu kritisieren, wurden von undurchsichtigen, algorithmischen Organisationen und Optimierungen und von profitgetriebenen privatwirtschaftlichen Unternehmen wie beispielsweise Google kompromittiert. Man fragt sich daher, wie belastbar und sicher Sprache im digitalen Zeitalter ist?“ schreibt Wissenschaftler Pip Thornton. Ob in den USA, China oder irgendwo anders auf der Welt, die Sprache hat sich über die Vernetzung zu einem Mittel entwickelt, aus der Aktivismus entsteht. Sprache ist außerdem zu einer beliebten Form von Daten geworden, die eingesetzt wird, um profitorientierte Machine Learning Systems zu entwickeln, wie beispielsweise Wörter für Trainingsdaten, die KI Modelle erschaffen, die “schreiben“ können. Wörter sind außerdem zunehmend zu einem Schauplatz für automatisierte Zensur und Moderation geworden. In China hat automatisierte Zensur zu einem Kreativitätsschub geführt, in dem Bürger*innen im Netz versuchen, „die Maschine zu täuschen“ ­ durch den kreativen Einsatz von Homophonen, Bildern und neuen Zeichen, die die OCR (optical character recognition) umgehen.

Schreiben ist seit jeher eine Form des Dissens und der Provokation. Worte können Welten zerstören oder neue Welten erschaffen. Unsere neuen Sprachen werden von prismatischer Natur sein, abhängig von den multiplen, relationalen und transnationalen Ausdrucksweisen.

Im Rahmen dieses Workshops werden wir Hanzimaker und andere Teile des Algorithmic Censorship Toolkit von Future of Memory benutzen, um mit der Schaffung neuer Wörter, Sätze oder Wortschätze zu experimentieren, die Vergangenheit zu dokumentieren und die Zukunft zu durchkämmen. Diese neue hybriden Zeichen, ein Mischmasch unterschiedlicher Sprachen und genauso diasporisch wie deren Schöpfer, werden der Klassifizierung und Erkennung durch eine automatisierte Zensur entgehen. Wir betrachten diese Zeichen als Form visueller Poesie. Wie Audre Lorde schrieb, „Poesie ist nicht nur Traum und Vision; sie ist das Skelett unseres Leben. Sie legt das Fundament einer Zukunft der Veränderung, eine Brücke, die unsere Ängste vor dem, was noch nie da war, verbindet.“ Welche Worte werden uns bleiben, um die Vergangenheit zu beschreiben? Welche Wörter werden unsere Zukunft gestalten? Welches ist das neue Vokabular, das wir für verschiedene Arten von Revolutionen brauchen?

Workshopleitung

Xiaowei Wang ist Künstlerin, Programmiererin und Autorin. Als Kreativdirektorin von Logic Magazine umfasst ihre Arbeit gemeinschaftsbasierte Projekte zu Technologie, Ökologie und Bildung auseinandersetzen. Ihre Projekte schafften es in die letzte Runde des Index Design Awards und wurden u.a. in der New York Times, der BBC, CNN und VICE vorgestellt.

Qianqian Ye ist eine in Los Angeles lebende Künstlerin, Designerin und Organisatorin. Derzeit arbeitet sie als Creative Director bei MB Labs und als Adjunct Assistant Professor an der USC Media Arts + Practice. Sie ist in China geboren und aufgewachsen; 2012 zog sie in die USA. Als ausgebildete Architektin erforscht sie die komplexe Beziehung zwischen digitaler, räumlicher und sozialer Gerechtigkeit an den Überschneidungen von Geschlecht, Race und Ethnizität.

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