Lesen und diskutieren Sie die Werke zeitgenössischer deutscher Autoren in dieser Veranstaltungsreihe des Goethe-Instituts. Alle Bücher können entweder in der englischen Übersetzung oder im deutschen Original gelesen werden; die Diskussion findet auf Englisch statt. Unter Leitung der Professorin für Germanistik
Amanda Sheffer (The Catholic University of America) konzentriert sich der Buchclub auf zeitgenössische Belletristik und dient dem Gedanken- und Erfahrungsaustausch.
Corpus Delicti: Ein Prozess von Juli Zeh
Jung, attraktiv, begabt und unabhängig: Das ist Mia Holl, eine Frau von dreißig Jahren, die sich vor einem Schwurgericht verantworten muss. Zur Last gelegt wird ihr ein Zuviel an Liebe (zu ihrem Bruder), ein Zuviel an Verstand (sie denkt naturwissenschaftlich) und ein Übermaß an geistiger Unabhängigkeit. In einer Gesellschaft, in der die Sorge um den Körper alle geistigen Werte verdrängt hat, reicht diese Innenausstattung aus, um als gefährliches Subjekt eingestuft zu werden. Mia Holl will beweisen, dass ihr Bruder, verurteilt wegen einer angeblichen Vergewaltigung, unschuldig ist. Sie gerät also in Stellung gegen das System, hier "Methode" genannt, auch aus Liebe zu ihrem Bruder, der sich das Leben nahm.
Juli Zeh entwirft in
Corpus Delicti das spannende Science-Fiction-Szenario einer Gesundheitsdiktatur irgendwann im 21. Jahrhundert. Sie zeichnet ein System, das alle und alles kontrolliert. Gesundheit ist zur höchsten Bürgerpflicht geworden. Die "Methode" verlangt ein festes Sportpensum ebenso wie die Abgabe von Schlaf- und Ernährungsberichten. Buchstäblich über jeden Schritt seiner Bürger ist dieser Staat informiert.
Corpus Delicti handelt von höchst aktuellen Fragen: Wie weit kann und wird der Staat individuelle Rechte einschränken? Gibt es ein Recht des Einzelnen auf Widerstand? Juli Zehs
Corpus Delicti: Ein Prozess ist ein visionäres und ungeheuer spannendes Buch über unsere Zukunft - und unsere Gegenwart.
Juli Zeh wurde in Bonn geboren und studierte Jura in Passau und Leipzig, wo sie 1998 ihr Erstes Staatsexamen machte. Ebenfalls in Leipzig studierte sie von 1996 bis 2000 am Deutschen Literaturinstitut (DLL), an das sie später als Dozentin zurückgekehrt ist. Nach ihrem Diplom am DLL folgte 2003 das Zweite Staatsexamen. Zahlreiche Auslandsaufenthalte u.a. für die UN in New York und Krakau und vor allem in Sarajevo, Bosnien und Herzegowina haben ihre Arbeiten geprägt.
Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Bücherpreis, dem Rauriser Literaturpreis, dem Hölderlin-Förderpreis, dem Ernst-Toller-Preis und dem Solothurner Literaturpreis. Ihr erster Roman
Adler und Engel erschien 2001. Ihr Roman
Spieltrieb wurde 2006 am Hamburger Schauspielhaus für die Bühne dramatisiert. Alles auf dem Rasen versammelt ihre Essays zu Gesellschaft, Politik, Recht und Literatur, die in großen deutschen Zeitungen und Magazinen erschienen sind. 2007 erschien ihr Roman
Schilf, 2009
Corpus Delicti. 2010 wurde Juli Zeh an der Universität Saarbrücken zum Dr. jur. promoviert. In ihrer Dissertation
Das Übergangsrecht beschäftig sie sich mit der Rechtsetzungstätigkeit von Übergangsverwaltungen am Beispiel von UNMIK im Kosovo und dem OHR in Bosnien-Herzegowina. Insgesamt wurde ihr Werk bisher in 35 Sprachen übersetzt. Zusammen mit Ilija Trojanow schrieb sie
Angriff auf die Freiheit, das 2009 bei Hanser erschien. Zuletzt erschienen in der edition Körber ihr neues Sachbuch
Diktatur der Demokraten - Warum ohne Recht kein Staat zu machen ist und bei Schöffling & Co. ihr neuer Roman
Nullzeit.
Zur Anmeldung
In Kooperation mit dem Institut für Moderne Sprachen und Literatur an der Catholic University of America.
Zurück