Diskussion Nachbesprechung des Films Schoah (1985), Reg. Claude Lanzmann

Shoah © New Yorker Films © New Yorker Films

Di, 28.01.2020

18:30 Uhr

Goethe-Institut Washington @ The Liz

Anlässlich des Internationalen Holocaust Remembrance Day, 27. Januar 2020 präsentieren das Goethe-Institut Washington und The Edlavitch Jewish Community Center of Washington, DC eine komplette Filmvorführung von Claude Lanzmanns Shoah (1985, Dokumentarfilm). Dies ist eine seltene Gelegenheit, den 9,5-stündigen Film als Ganzes zu sehen.

Am 28. Januar 2020, auch am Goethe-Institut Washington, findet um 18:30 Uhr eine Nachbesprechung des Films Schoah statt. 

Lindsay Zarwell (Moderatorin) arbeitet seit 2000 als Filmarchivarin im United States Holocaust Memorial Museum, wo sie historisches Filmmaterial sammelt, konserviert, verwaltet und fördert. In jüngster Zeit hat sie sich auf die Interpretation von Amateurfilmsammlungen und den Abschluss der Konservierung und Neuzusammensetzung von Claude Lanzmanns SHOAH-Outtakes konzentriert. Sie war maßgeblich an der Einführung des ersten webbasierten Katalogs mit Streaming-Video der Holocaust-Zeit im Jahr 2006 beteiligt. Frau Zarwell hat an mehreren Kooperationsprojekten zur Förderung des digitalen Zugangs zu historischen Film- und Tonaufnahmen mitgewirkt.   

Dr. Jeffrey S. Richter (Diskussant) ist Historiker und Dozent an der George Washington University, der Kurse zu Film, Judaic Studies und Germanistik unterrichtet hat. Seine Spezialgebiete sind die Geschichte Deutschlands, der Holocaust und der Völkermord. Richter promovierte 1998 an der Harvard University.

Dr. Alfred Münzer (Diskussant) wurde am 23. November 1941 in Den Haag, Niederlande, geboren. Alfred überlebte den Holocaust, weil er von einer in den Niederlanden lebenden indonesischen Familie gerettet wurde. Sein Vater, Simcha, besaß eine Herrenschneiderei, und seine Mutter, Gisele, blieb zu Hause, um sich um Alfred und seine beiden älteren Schwestern Eva und Leah zu kümmern. Während des Holocausts wurden Alfreds Eltern beide in Konzentrationslager deportiert; sein Vater starb kurz nach der Befreiung von Ebensee 1945, während seine Mutter Ravensbrück überlebte und nach Holland zurückgeführt wurde. Eva und Leah wurden beide 1944 in Auschwitz ermordet. Nach dem Krieg zogen Alfred und Gisele nach Belgien, wo sie bis zu ihrer Einwanderung in die Vereinigten Staaten im Jahr 1958 lebten. Heute ist Alfred Internist und Pulmologe und lebt in Washington, DC. Er unterhält noch immer eine enge Beziehung zu den Kindern seiner indonesisch-niederländischen Leihmutterfamilie.
Zur Reservierung Das internationale literaturfestival berlin [ilb] ruft Individuen, Schulen, Universitäten, TV-Sender, Medien und kulturelle Institutionen zu einer weltweiten Filmvorführung von »Shoah« von Claude Lanzmann am 27. Januar 2020 auf – 75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers in Auschwitz. Acht Goethe-Institute in der Region Nordamerika – Boston, Chicago, Los Angeles, Montreal, Toronto, New York, San Francisco und Washington – nehmen an der gemeinsamen Begehung dieses Jahrestags teil.

​In dem 9½-stündigen Film kommen überlebende Opfer wie Täter der systematisch betriebenen Vernichtung der Juden und anderen verfolgten Gruppen durch das Deutsche Reich zu Wort. Lanzmann, ein französischer Regisseur, arbeitete an dem Film elf Jahre, 1974-1985. Die Berlinale verlieh dem Regisseur 2013 den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk. Sein Film gilt als »epochales Meisterwerk der Erinnerungskultur«. Aus welchen bizarren Gründen auch immer wurde er in Deutschland im Erscheinungsjahr 1985 nur in den Dritten Programmen gezeigt, die jüngeren Generationen kennen ihn kaum noch. Der 27. Januar, Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, wurde 2005 von den Vereinten Nationen eingeführt, um dem Holocaust und der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945 zu gedenken. Diese weltweite Filmvorführung erinnert an 75 Jahre seit der Befreiung, 35 Jahre seit der Veröffentlichung des Films und 15 Jahre des Internationalen Holocaust Remembrance Day. Eine vollständige Liste der Teilnehmenden auf der ganzen Welt befindet sich unter: https://www.literaturfestival.com/.

​​Claude Lanzmann (1925-2018) war einer der großen französischen Filmemacher und Intellektuellen:  Widerstandskämpfer im 2. Weltkrieg, Dozent an der FU Berlin Ende der 40er Jahre, Anfang der 50er Jahre Mitarbeiter (und später Herausgeber) der von Jean-Paul Sartre gegründeten Zeitschrift Les temps modernes, Teilnehmer des Widerstands gegen den Algerienkrieg – dies sind nur einige der wichtigen Stationen seines Lebens bevor er sich dann, zu Beginn der 70er Jahre, dem Dokumentarfilm zuwandte. Seine Autobiografie „Der patagonische Hase“ (2010) verdichtet dieses Leben einzigartig.

Die Goethe-Institute in Nordamerika rufen auch zur Beteiligung an der weltweiten Filmvorführung von »Shoah« auf. Dies kann privat in einem kleinen Kreis, in einer Schule, in einem Kino sein oder durch einen TV-Sender erfolgen. Der Film ist mit Untertiteln auf Englisch, Spanisch, Französisch und Deutsch auch als DVD im Buchhandel erhältlich. Bitte senden Sie Informationen über die von Ihnen organisierte Vorführung an worldwidescreening@literaturfestival.com, damit die Organisator*innen die Veranstaltungen auf ihren Websites https://www.literaturfestival.com/ und https://www.worldwide-reading.com/ kommunizieren können.

Artikel: "Die Stimme auf dem Fluss"
Claude Lanzmanns 9,5-stündiger Dokumentarfilm Shoah (1985) konfrontiert das Publikum mit den Geschichten von Überlebenden, Tätern und Umstehenden. Welchen Standpunkt sollten wir als Zuschauer 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz einnehmen? Lesen Sie hier mehr.

Zurück