Film Kino-Q: Der Einstein des Sex, Reg: Rosa von Praunheim (1999)

Einstein of Sex © Rosa von Praunheim Productions © Rosa von Praunheim Productions

Sa, 11.05.2019

AFI Silver Theatre and Cultural Center

Diese Veranstaltung findet statt im Rahmen der Reihe „Queer as German Folk“, mit der das Goethe-Institut New York 2019 den 50. Jahrestag der Stonewall Riots als Meilenstein des Kampfes um Gendervielfalt und -gleichberechtigung begeht.

Queer as German Folk ist ein Projekt der Goethe-Institute in Nordamerika in Zusammenarbeit mit dem Schwulen Museum, Berlin, und der Bundeszentrale für politische Bildung

Die Realisation in Washington erfolgt gemeinsam mit The DC Center for the LGBT Community, The Rainbow History Project und Whitman-Walker Health.

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Als Teil der Serie Queer as German Folk der Goethe-Institute Nordamerika, in der wir das 50-jährige Jubiläum des Stonewall Inn Aufstandes als Meilenstein im Kampf für Vielfalt und Gleichstellung feiern, hat das Goethe-Institut Washington gemeinsam mit lokalen Projektpartnern eine Reihe kulturell und historisch bedeutender Filme aus Deutschland und Nordamerika ausgewählt, welche verschiedene Aspekte der Queer Rights-Bewegung hervorheben. Wir präsentieren: Kino-Q, eine Filmreihe, die die Zuschauer*innen durch Teile dieser Geschichte führt. Nach jedem Film laden wir zu einer Diskussionen mit Expert*innen ein.

Der Einstein des Sex
Deutschland, 1999, 96 min., Regie: Rosa von Praunheim, Drehbuch: Chris Kraus und Valentin Passoni

Eine Einführung in den Film gibt Dr. Richard Wetzell, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut (GHI) in Washington, DC. Eine Diskussion wird folgen.

Dr. Magnus Hirschfeld, ein schwuler jüdischer Sexualforscher mit Sitz in Berlin, gründete 1897 das Wissenschaftlich-Humanitäre Komitee, die erste LGBTQ+-Rechtsorganisation der Geschichte. Von Praunheims Film, eine Mischung aus Fakten und Fiktion, untersucht Hirschfelds engen Freundeskreis und deren gemeinsames Bestreben, gleiche Rechte für queere Menschen in der Weimarer Republik zu erreichen. Thematisiert werden darüber hinaus die Gründung des Instituts für Sexualwissenschaft im Jahre 1919, die Zusammenarbeit von Hirschfeld mit dem Filmemacher Richard Oswald für den Film Anders als die Andern und der Kampf der Gruppe, ihre Bewegung trotz des Aufstiegs der Nazis fortzusetzen.

Unter der Regie von Rosa von Praunheim, einem Pionier des queeren Kinos und überzeugtem Queer-Rights-Aktivisten, spricht der Film sowohl das persönliche Leben von Hirschfeld als auch seine öffentliche Befürwortung von Menschenrechten, Gesetzesreformen und die Aufhebung des Paragraphen 175 an – einem vom Preußischen Reich initiierten Gesetz, das homosexuelle Beziehungen zwischen Männern verbot. Hirschfelds Film Anders als die Andern war einer der ersten Filme mit einem schwulen Protagonisten, der die verheerenden Auswirkungen der Kriminalisierung von Homosexualität auf Deutschlands queere Bevölkerung darstellte. Er widmete sich explizit den Folgen der Bestrafung von Queerness und behandelte diese als Abscheulichkeit. Hirschfelds Forschung mit dem Institut für Sexualforschung wurde weitgehend zerstört, als die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht übernahmen und sein Institut geschlossen wurde. Die Forschung, die aus Deutschland gerettet oder geschmuggelt wurde, dienten als eine der ersten wissenschaftlichen pro-trans-, pro-gay- und pro-queer-Arbeiten des 20. Jahrhunderts.
Tickets kaufen Regisseur Rosa von Praunheim wurde während der NS-Besetzung des Baltikums im Jahr 1942 in Riga, Lettland, geboren. Als seine Mutter von Nazi-Ärzten in einer Berliner Psychiatrie ermordet wurde, wurde von Praunheim adoptiert und unbenannt in Holger Bernhard Bruno Waldemar Mischwitzky. 1953 flüchtete die ursprünglich Ost-Berliner Familie von Praunheims in die Bundesrepublik. Er begann 1960 mit dem Film- und Kreativschreiben und wählte „Rosa von Praunheim“ als Künstlernamen. 1971 veröffentlichte er seinen bahnbrechenden Dokumentarfilm Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt, der die Gründung mehrerer Gruppen für Lesben- und Schwulenrechte in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz veranlasste. Der langjährige Dokumentarfilmer und Spielfilmregisseur von Praunheim überschritt regelmäßig die Gattung und untersuchte aktiv den Aktivismus, die AIDS-Krise, gesellschaftliche Normen und die sich wandelnde soziale Dynamik in queeren Gemeinschaften. Als exzentrischer und zuweilen kontrovers diskutierter Filmemacher lebt und arbeitet von Praunheim weiterhin in Berlin.

Dr. Richard Wetzell ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am German Historical Institute in Washington DC, Herausgeber des GHI-Bulletins und Mitglied der Fakultät der Georgetown University. Er studierte am Swarthmore College (BA) und absolvierte seine Diplomarbeit in europäischer Geschichte an der Columbia University (MA) und der Stanford University (Ph.D). Er war Postdoktorand an der Harvard University und lehrte an der University of Maryland und der Catholic University of America. Zu seinen Veröffentlichungen gehören Beyond the Racial State: Rethinking the Third Reich (Mitherausgeber, 2017), Crime and Criminal Justice in Modern Germany (Hrsg. 2014) und Engineering Society: The Role of the Human and Social Sciences in Modern Societies, 1880-1980 (Mitherausgeber, 2012). Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der modernen deutschen Geschichte, Rechtsgeschichte, Kulturgeschichte, Wissenschafts- und Medizingeschichte, Geschichte der Devianz und sozialer Kontrolle sowie Geschichte der Sexualität.

Präsentiert als Teil des Washington Jewish Film Festival; eine Zusammenarbeit mit dem Edlavitch Jewish Community Center in Washington.

Co-Präsentiert von der Deutschen Botschaft, dem Deutschen Historischen Institut (GHI), der Jewish Historical Society in Greater Washington und dem GLOE-The Kurlander-Programm für GLBT Outreach & Engagement.
 

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