Film “Serious Games”: Mario Pfeifers Noch Einmal (2018)

Noch Einmal © Mario Pfeifer © Mario Pfeifer

Sa, 14.09.2019

12:30 Uhr

National Gallery of Art

Verschiedene Filmgenres und Bewegungen haben im Laufe der Jahre Anspruch auf die Wahrheit im Kino erhoben — die actualités der Brüder Lumière, das von Dziga Vertov vertretene Kino-Pravda, die „Ethnofiction“ der anthropologischen Filmen von Jean Rouch und die „ekstatische Wahrheit“ der Dokumentarfilme Werner Herzogs sind nur einige Beispiele. Der Dokumentarfilm ist noch immer ein wichtiges Filmgenre, und doch haben in der Zwischenzeit viele Filmemacher die Bandbreite ihrer Praxis erweitert und Arbeiten geschaffen, die Kunst und Anthropologie, Dokumentation und Fiktion, Bildung und Unterhaltung sowie die Galerie und das Kino miteinander verbinden.

Serious Games: Dokumentarische Kunst zwischen Fakt und Fiktion erkundet einen Querschnitt dokumentarischer Praxis deutscher Filmemacher und Künstler mit einem Fokus auf Krieg und Konflikt. Durch das Verwischen der Grenzen zwischen Fakt und Fiktion zeigen diese Arbeiten auch die Fluidität der Ausstellungspraxis zwischen der Black Box des Kinos und des White Cube der Galerie. Präsentiert in Zusammenarbeit mit der National Gallery of Art, mit besonderem Dank an Zach Feldman für die Organisation des Programms.

Noch Einmal
Deutschland, 2018, 40 min., Regie: Mario Pfeifer

Anschließend Diskussion mit Mario Pfeifer, Lutz Koepnik (Vanderbilt University) und Nora M. Alter (Temple University), moderiert von Zach Feldman (Vanderbilt University)

Erstmals während der Berlin Biennale 2018 als eine zweikanalige Videoinstallation gezeigt, erkundet der Film Noch Einmal des Künstlers Mario Pfeifer die Handlungen einer Gruppe Männer, die einen irakischen Geflüchteten nach einer Auseinandersetzung in einem deutschen Supermarkt mit Gewalt festhielten. Zweigeteilt in die, die den Vorfall als einen Akt der Zivilcourage ansahen und die, die ihn  als rassistisch motivierte Selbstjustiz bezeichneten, müssen sich außergerichtliche Geschworene — unterstützt durch zwei bekannte deutsche Krimischauspieler, Dennenesch Zoudé und Mark Waschke — mit dem nachgestellten Szenario auseinandersetzen. Durch das Spiel mit dem Medium des populären deutschen Krimis, der oft auf realen Begebenheiten basiert, involviert Pfeifer das Publikum in die Frage, warum einzelne Menschen ausgehend von den gleichen Fakten  unterschiedliche Narrative konstruieren.

Mario Pfeifer wurde 1981 in Dresden geboren. Seine Arbeiten setzen sich mit repräsentativen Strukturen und Konventionen im Medium Film auseinander und reichen dabei von Mumbai über Kalifornien bis in die Westsahara. Er entwirft jedes Projekt aus einer spezifischen kulturellen Situation heraus, recherchiert soziopolitische Hintergründe und lässt dabei weitere transkulturelle, kunsthistorische, filmische und politische Referenzen in eine vielschichtige Praxis einfließen, die von Film- und Videoinstallationen zu Fotografien und Textinstallationen reicht. Nach dem Studium in Leipzig (HGB) und Berlin (UDK) machte Pfeifer 2008 seinen Abschluss in Willem de Rooijs Klasse an der Städelschule in Frankfurt. 2008/09 war er Fulbright-Stipendiat in Los Angeles (California Institute of the Arts). Weitere Stipendien und Projekte führten ihn nach Bangkok, Mumbai, Marrakech, Beirut, Tierra del Fuego, Santiago de Chile und New York City. Im Jahr 2018 nahm er an der 10. Berlin Biennale teil. Pfeifer lebt in Berlin.

Für mehr Informationen über die Filmvorführung klicken Sie bitten auf den "National Gallery of Art - Film Programs" Link (rechts).

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