Podiumsdiskussion Provenienzforschung zum Nationalsozialismus: Die Bedeutung des Transnationalen Austauschs

© PREP © PREP

Fr, 25.10.2019

German Historical Institute Washington, DC

Provenance Research Exchange Program (PREP)

Die Podiumsdiskussion reflektiert historische Entwicklung der Provenienzforschung zum Nationalsozialismus in Museen und Forschungseinrichtungen in den letzten 20 Jahren – von den herausfordernden Anfängen bis hin zu aktuellen Erfolgen. Deutsche und US-amerikanische Expert*innen vergleichen und kontrastieren ihre Arbeit; besprechen, wie der Online-Zugang zu Forschungsressourcen von unseren Institutionen unterstützt und ausgebaut wird, und erörtern die zentrale Rolle des transnationalen Austauschs in diesem Feld. Weiterhin diskutieren sie über die zivilgesellschaftliche Verantwortung von Museen sowie die Auswirkungen historischer, politischer und rechtlicher Zusammenhänge auf die Provenienzforschung.

Referent*innen:
Sharon Cott, Senior Vice President, General Counsel, The Metropolitan Museum of Art, New York
Gero Dimter, Vizepräsident, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin
Stuart Eizenstat, Fachberater für Holocaustfragen, US-Außenministerium
Christian Fuhrmeister, Forschungsabteilung im Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München
Richard Kurin, Wissenschaftler und Sonderbotschafter, Smithsonian Institution
Simone Lässig, Direktorin, Deutsches Historisches Institut, Washington, DC
Anne Helmreich, stellvertretende Direktorin, Digitale Initiativen, Getty Research Institute, Los Angeles
Lynn Nicholas, Autorin von The Rape of Europa: The Fate of Europe’s Treasures in the Third Reich and the Second World War
Laurie Stein, Senior Advisor, PREP, Smithsonian Institution
Zur Reservierung Veranstaltet im Rahmen des 6. deutsch-US-amerikanischen Austauschprogramms für Provenienzforschung (PREP) für Museumsexpert*innen vom 20. - 26. Oktober 2019, organisiert von der Smithsonian Institution, Washington DC und sieben PREP-Partnern.

PREP wird maßgeblich durch eine Förderung der deutschen Bundesregierung, finanziert aus dem German Program for Transatlantic Encounters, gefördert und erhält finanzielle Unterstützung von der Beauftragten des Bundes für Kultur und Medien, den sieben Partnern des PREP-Programms sowie dem Smithsonian Women's Committee.

Zusätzliche Förderung kommt von: Norman und Suzanne Cohn, Howard und Roberta Ahmanson, James P. Hayes, Lois Jecklin, Jerry und Gwen Paulson, Ferdinand-Möller-Stiftung, Berlin, Eskin Family Foundation sowie Kathryn Hughes und John Christian.

Sharon H. Cott ist zuständig für das breite Spektrum an Rechtsfragen, mit denen das Metropolitan Museum of Art konfrontiert ist: Gemeinsam mit einem Team aus sechs Anwält*innen, kümmert sie sich von Rechtstreitigkeiten über Titel, die Werke in der Sammlung bis hin zu der Verhandlung von Schenkungen. Sie koordiniert die Unternehmensführung für den Vorstand und ist verantwortlich für die Einhaltung von Gesetzen und Vorschriften. Als führende Expertin im Gebiet der Museumsethik, fungierte sie als Beraterin in den Ausschüssen der Association of the Art Museum Directors sowie der American Alliance of Museums,  die Richtlinien für Antiquitäten und Kunst, die während des Zweiten Weltkriegs beschlagnahmt wurden, erarbeiteten.

Gero Dimter studierte Rechtswissenschaften in Dresden und absolvierte sein Referendariat in Berlin. Im Anschluss arbeitete er zunächst als Rechtsanwalt, bevor er 2004 in Berlin Richter wurde. Nach Stationen an verschiedenen Gerichten war er von 2010 bis 2012 Referent für Justiz und Verbraucherschutz im Büro des Landes Berlin in Brüssel. Seit 2013 war Dimter als Mitglied eines Zivilsenats beim Kammergericht, Berlin, tätig. Seit April 2014 leitete er zudem das Verwaltungsdezernat V in der Präsidialverwaltung des Kammergerichts. Im März 2019 wurde Gero Dimter zum Vizepräsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ernannt.

Stuart Eizenstat ist Partner bei Covington and Burling LLP, wo er die internationale Praxis der Firma leitet. Während anderthalb Jahrzehnten des öffentlichen Dienstes in drei US-Regierungen hatte Botschafter Eizenstat eine Reihe von Schlüsselpositionen inne, darunter innenpolitischer Berater des Weißen Hauses für Präsident Jimmy Carter (1977-1981), US-Botschafter bei der Europäischen Union, Unterhandelsminister für internationalen Handel, Unterstaatssekretär für Wirtschaft, Handel und Landwirtschaft und stellvertretenden Finanzminister der Clinton-Regierung (1993-2001). Während der Clinton-Administration spielte er eine wichtige Rolle bei der Entwicklung einer Reihe wichtiger internationaler Initiativen. Ein Großteil des Interesses an verspäteter Gerechtigkeit für Opfer des Holocaust und andere Opfer der NS-Tyrannei während des Zweiten Weltkriegs war das Ergebnis seiner Führung als Sonderbeauftragter des Präsidenten und Außenministers für Holocaust-Era-Fragen. Mit der Schweiz, Deutschland, Österreich, Frankreich und anderen europäischen Ländern hat er erfolgreich große Abkommen über die Rückgabe von Eigentum, die Zahlung von Zwangs- und Zwangsarbeitern, die Bergung von Raubkunst, Bankkonten und die Zahlung von Versicherungen ausgehandelt.

Christian Fuhrmeister initiiert und koordiniert seit 2003 Forschungsprojekte am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München. Die Schwerpunkte seiner Arbeit liegen in Kunst, Architektur und der Geschichte der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts (Soldatenfriedhöfe, Max Beckmann, Kunst im Nationalsozialismus, Provenienzforschung, u.a.). Seine Dissertation Beton, Klinker, Granit. Material Macht Politik - Eine Materialikonographie wurde 2001 publiziert. 2012 schloss Fuhrmeister seine Habilitation an der Ludwig-Maximilian-Universität München ab, die 2019 mit dem Titel Die Abteilung "Kunstschutz" in Italien. Kunstgeschichte, Politik und Propaganda 1936–1963 erschien 2019. Fuhrmeister lehrt als Privatdozent an der LMU München und ist Mitglied im Steuerungsausschuss von PREP.

Richard Kurin ist ein renommierter Wissenschaftler und Sonderbotschafter der Smithsonian Institution. Als Mitglied des Senior Leadership Teams des Smithsonian ist er mitverantwortlich für die Betreuung der nationalen Museen, Forschungszentren und Bildungsprogrammen des Instituts. Seine Schwerpunkte sind die strategische Ausrichtung, institutionelle Partnerschaften, Repräsentation,  philanthropische Unterstützung und Sonderinitiativen, u.a. die Smithsonian Cultural Rescue Initiative (SCRI) und das German/American Provenance Research Exchange Program (PREP). Der Anthropologe promovierte an der University of Chicago und war Fulbright-Stipendiat, lehrte an der Johns Hopkins University School of Advanced International Studies und veröffentlichte sechs Bücher, darunter den Bestseller Smithsonian's History of America in 101 Objects (2013). Er leitete zwei Jahrzehnte lang das Smithsonian Center for Folklife and Cultural Heritage und diente der U.S. Commission for UNESCO. Er leitete Initiativen zur Bewahrung von durch Naturkatastrophen in Haiti, Nepal und den USA beschädigten Kulturerbers sowie zum Schutz von durch Konflikten in Mali, Ägypten, Irak und Syrien bedrohte Kulturgüter. Als Mitglied der American Academy of the Arts and Sciences arbeitet Dr. Kurin als Vermittler zwischen dem U.S. President's Committee for the Arts and the Humanities und der White House Historical Association. Als Berater für das U.S. Department of State ist Kurin für Fragen bezüglich des kulturellen Erbes zuständig.

Simone Lässig ist Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Technischen Universität Braunschweig (derzeit beurlaubt) und seit 2015 Direktorin des Deutschen Historischen Instituts (DHI) in Washington. Von 2006-2015 leitete sie das  Georg-Eckert-Institut — Leibniz–Institut für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig. Als Direktorin des DHI Washington hat sie die Geschichte des Wissens, die Geschichte der Migration und Digitale Geschichtswissenschaften als Forschungsschwerpunkte definiert. Ihre persönliche Forschungsarbeit konzentriert sich auf die Jüdische Geschichte, Religion und Religiosität, Philanthropie und Patronage sowie Erinnerungskultur und Erinnerungspolitik im 19. und 20. Jahrhundert. Ihre Hauptwerke sind: Jüdische Wege ins Bürgertum: Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert (Göttingen, 2004) und „Wahlrechtskampf und Wahlreformen in Sachsen, 1895-1909“ (Weimar/Cologne/Vienna, 1996).

Anne Helmreich ist Associate Director für Digital Initiatives am Getty Research Institute. Der Bereich Digitale Initiativen vereint die Programme Getty Vocabularies, dem Project for the Study of Provenance and Collecting und Digital Art History. Helmreich war zudem als Senior Program Officer der Getty Foundation und als Associate Professor of Art History sowie Direktorin des Baker-Nord Center for the Humanities an der Case Western Reserve University tätig. Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte liegen in der Geschichte des Kunstmarktes und der besonderen Schnittstelle zwischen den digitalen Geisteswissenschaften und der Kunstgeschichte. Sie ist Mitherausgeberin von The Rise of the Modern Art Market in London, 1850-1939 (Manchester University Press, 2011) mit Pamela Fletcher und Co-Autorin von "Local/Global: Mapping Nineteenth-Century London's Art Market," dem  ersten Artikel der Reihe Nineteenth-Century Art Worldwide’s Digital Humanities and Art History series, der 2015 den ARIAH-Preis für den besten Online-Essay erhielt.

Lynn Nicholas, Autorin von The Rape of Europa: The Fate of Europe's Treasures in the Third Reich and the Second World War, ist eine unabhängige Wissenschaftlerin im Gebiet der Sozial- und Kulturpolitik des Nationalsozialismus. Sie hat als Sachverständige in zahlreichen Rückgabefällen vermittelt und vor dem Kongress ausgesagt. Sie war Moderatorin bei der Washingtoner Konferenz 1998 und Delegierte bei der Prager Konferenz 2009. Sie hat an Museen und Universitäten im In- und Ausland gelehrt und an internationalen Symposien über die Kriegsschicksale von Kunstwerken teilgenommen. Sie wurde von Frankreich mit der Legion d'Honneur und von Polen mit dem Amicus Poloniae ausgezeichnet. Sie war Beraterin der Smithsonian Provenance Research Initiative und vom Smithsonian Provenance Research Program.

Laurie A. Stein, Senior Beraterin für Provenienz PREP, Smithsonian Institution in Washington DC, ist Spezialistin für Provenienzforschung aus dem Zweiten Weltkrieg sowie für deutsche Kunst, Design und Architektur des 20. Jahrhunderts. Sie war Kuratorin am Art Institute of Chicago, am Saint Louis Art Museum und am Werkbundarchiv in Berlin. Sie war Gründungsdirektorin der Pulitzer Foundation for the Arts sowie Direktorin für den Mittleren Westen bei Christie's, bevor sie 2005 L. Stein Art Research, LLC gründete. Stein war als Provenienzberaterin für zahlreiche Institutionen und Einzelpersonen tätig, darunter die Yale University, das Museum of Modern Art, das Metropolitan Museum of Art, das Art Institute of Chicago und die Foundation E.G. Bührle Collection in Zürich. Sie unterstützte beim Aufbau der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Provenienzforschung und war Forscherin für die Bergier-Kommission des Bundes und die Task Force „Schwabinger Kunstfund“. Seit 2008 ist sie Senior Beraterin für die Provenienzforschungsinitiative am Smithsonian Institute.

Zurück