Zusammenarbeit
Anlässlich des 30. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen

"Sogdiana" Kammerorchester für Volksmusikinstrumente
© Deutsche Botschaft Taschkent

Das XXI. Jahrhundert: innovative Formen der kulturellen Zusammenarbeit: Usbekistan und Deutschland 
(zum 70-jährigen Bestehen des Goethe-Instituts)

Das Streben der Menschen nach gegenseitigem Austausch und Begegnung hat schon immer die Suche nach diversen Mitteln und Wegen zur Folge gehabt. Unabhängig von der geografischen Lage der Länder, von sprachlichen und religiösen Barrieren hat der Wunsch, zusammen zu sein, zu versuchen, einander zu verstehen, einander näher zu kommen, die Gesellschaft dazu gebracht, neue Formen der Kommunikation und des gegenseitigen Lernens zu schaffen.              

Der große deutsche Dichter und Staatsmann Johann Wolfgang von Goethe, zu dessen Ehren die deutsche Kultur- und Bildungsinstitution benannt wurde, sah sich als Weltbürger und glaubte an den Humanismus.  Deshalb wurde 1951, sechs Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, in München das Goethe-Institut als Nachfolger der Deutschen Akademie gegründet. Dies war wichtig für das Image des Landes und der neuen Organisation, insbesondere in der Nachkriegszeit. Zu Beginn bestand ihre Hauptaufgabe darin, Deutsch zu unterrichten und kulturelle Aktivitäten zu unterstützen. 

Doch schon in den 1950er und 60er Jahren, mit dem Entstehen der unabhängigen Staaten, begann das Goethe-Institut, sein Tätigkeitsfeld zu erweitern und dort Zweigstellen zu eröffnen.  Anfang der 1960er Jahre wurden alle staatlichen Kultureinrichtungen außerhalb der BRD in das Goethe-Institut integriert. Die Aufgaben des Instituts wurden dann um die kulturelle Zusammenarbeit mit anderen Ländern erweitert. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1989 weitete das Goethe-Institut seine Aktivitäten in Osteuropa aus und gründete dort zahlreiche Außenstellen. Nach der Wiedervereinigung des Landes entstanden auch in der ehemaligen DDR einige Vertretungen auf. 
             
Mit der Intensivierung der Aktivitäten des Goethe-Instituts in verschiedenen Ländern wurde die Vertiefung des interkulturellen Dialogs noch stärker in den Vordergrund gestellt. Das Goethe-Institut konzentriert sich nun auf die Stärkung der Zivilgesellschaft und die Konfliktprävention. Seit 2016 veranstaltet das Goethe-Institut alle zwei Jahre das "Kultursymposium" in Weimar, bei dem globale Herausforderungen und mutige, innovative Ideen diskutiert werden und Impulse für den internationalen Kulturaustausch gesetzt werden.    

Im Rahmen eines zwischenstaatlichen usbekisch-deutschen Kulturabkommens wurde im August 1998 das Goethe-Institut in Taschkent gegründet. Seit ihrer Gründung hat die Organisation in Zusammenarbeit mit ihren usbekischen Partnern verschiedene Kultur- und Bildungsaktivitäten durchgeführt. Die erste Direktorin der Einrichtung war Dr. Elisabeth Lattaro.
     
Der Einsatz des Goethe-Instituts für deutsche Sprache umfasst Aktivitäten zur Unterstützung des Deutschunterrichts in Grund- und weiterführenden Schulen sowie in der Hochschul- und Erwachsenenbildung, aber auch Kurse am Institut selbst.  Eines der wichtigsten Ziele des Goethe-Instituts Taschkent ist die Förderung der internationalen kulturellen Zusammenarbeit. Die Abteilung Kulturprogramme des Instituts initiiert den Austausch zwischen Musikern aus Deutschland und Usbekistan. Es unterstützt den deutsch-usbekischen Kulturaustausch und organisiert Konzerte verschiedener Genres, Kunst-, Fotografie-, Design- und Architekturausstellungen sowie Seminare, Filmvorführungen, Tanz- und Theateraufführungen.
        
Das "Sogdiana" Kammerorchester für Volksmusikinstrumente arbeitet seit seiner Gründung, d.h. seit 1998, mit dem Goethe-Institut in Taschkent zusammen. Die offizielle Eröffnung der Einrichtung fand unter direkten Beteiligung vom Orchester statt. Im Laufe der Jahre hat das Sogdiana-Team in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut eine Reihe interessanter Projekte durchgeführt, darunter "Usbekisch-bayerischer Dialog" und "Barockmusik".
          
Das erste Projekt wurde zusammen mit dem Bayerischen Glasl-Quartett durchgeführt, das auf traditionellen bayerischen Instrumenten spielte. Das Projekt dauerte zwei Jahre. 1998 kam das Glasl-Quartett nach Taschkent und veranstaltete zusammen mit dem Sogdiana-Orchester die Konzerte der Freundschaft. Im nächsten Jahr wurde auf Initiative des Goethe-Instituts in der Münchner Zentrale das Internationale Festival der Musikkulturen zentralasiatischer Länder durchgeführt, bei dem das Orchester Sogdiana" ein großes Konzertprogramm aufführte. Zusammen mit dem "Glasl-Quartett" haben sie mit den beiden Orchestern im dortigen CAVALLI RECORDS-Studio eine Aufnahme mit usbekischer Tradition und Folklore und deutscher Barockmusik gemacht. Auf diese Weise ist die CD "Usbekisch-Bayerischer Dialog" entstanden.

Auf Einladung des Goethe-Instituts kam 2015 das herausragende Barockensemble Ombra e luce Ensemble nach Taschkent. Die Aufgabe bestand darin, ein gemeinsames Konzert mit Barockmusik und dem Kammerorchester Sogdiana mit Volksinstrumenten zu veranstalten. Fünf Tage lang haben die Musiker des Orchesters die Stilistik der Barockmusik erlernt und die Werke unter der Anleitung deutscher Instrumentalisten - Börn Kolleli (Theorbe) und Georg Kalvaith (alte Geige) - einstudiert. Die gemeinsamen Proben wurden für uns zu einer Art Masterklasse.     
            
Interessant war, dass die traditionellen usbekischen Instrumente, deren Entstehung viele Jahrtausende zurückliegt, in ihrem Klang und ihrer Klangpalette den Anforderungen der Barockkunst entsprechen. Das Konzert im Großen Saal des Staatlichen Konservatoriums von Usbekistan war ein wahres Fest der Barockmusik. Usbekische und deutsche Barockinstrumente wurden in stilistischer, klanglicher und dynamischer Hinsicht zu einer Einheit. Es herrschte ein Gefühl der heiligen Handlung, an der nicht nur die Ausführenden, sondern auch die Zuhörer teilnahmen.
            
Seit drei Jahren veranstaltet das Institut auf Initiative des Institutsleiters Jan Helfer Goethe die digitalen Konzerte der Berliner Philharmoniker unter der Leitung verschiedener renommierter Dirigenten in der Institutsbibliothek. Jedes Jahr finden neun bis zehn Konzerte statt, bei denen Musik aus verschiedenen Genres und Epochen gespielt wird. Die Zuhörer haben die Möglichkeit, Auftritte bedeutender Interpreten zu genießen und gleichzeitig Musik aus verschiedenen Epochen und Genres zu hören. Jede Aufführung wird von einem ausführlichen Kommentar zu Leben und Werk der Komponisten begleitet, und jedes Stück wird kurz erläutert, so dass die Zuhörer ein Verständnis für die Musik entwickeln können, die sie hören werden.
         
Das Jahr 2020 wurde zu Ehren des 250. Geburtstages des großen deutschen Komponisten Ludwig van Beethoven zum Beethovenjahr erklärt. So waren von den 9 Programmen die Nummern 1 und 8 seinen Werken gewidmet.  Präsentiert wurde ein vielfältiges Programm mit Musik unter der Leitung der besten Dirigenten der Welt, aufgenommen bei Konzertauftritten der Berliner Philharmoniker zu verschiedenen Zeiten.
        
Da wegen der Pandemie Covid-19 eine Massenquarantäne verhängt wurde, fanden die Konzerte ab April online statt. Im April 2021 wurden die digitalen Konzerte in der Multifunktionssaal des Goethe Instituts wieder aufgenommen.

Jedes Jahr erweitert das Goethe-Institut seine Aktivitäten im Bereich der internationalen kulturellen Zusammenarbeit und trägt dazu bei, die Kontakte zu intensivieren und die Freundschaft zwischen Deutschland und Usbekistan zu stärken.


Professor Feruza Abdurakhimova
Künstlerische Leiterin und Chefdirigentin des Kammerorchesters,
Dirigentin des Kammerorchesters der Volksinstrumente "Sogdiana"