Hintergrund
Das
Goethe-Institut zeichnet sich durch seine Rolle als lokaler Koproduzent verschiedener hochwertiger Formate aus, die den
kulturellen Austausch fördern und
Wirkung entfalten, wobei die Werte einer vielfältigen und freien Gesellschaft im Mittelpunkt stehen. Seit 2018 sind auch die
Stärkung der Zivilgesellschaft und die
Unterstützung der nachhaltigen Entwicklungsziele ein wichtiger Teil unserer Arbeit. So entstand eine neue Initiative mit dem Ziel, Akteur*innen, Initiativen und Organisationen durch B
eratung, Qualifizierung und Vernetzung mit verschiedenen Programmformaten auf lokaler, regionaler und globaler Ebene zu fördern. Intern hat dies eine Reflexion angeregt über die Potentiale und Grenzen der Arbeit für die Zivilgesellschaft durch eine Kultureinrichtung.
Im Rahmen dieser Überlegungen entstand der erste Impuls für
„Was wir am besten können“ (Lo que hacemos mejor). Im Jahr 2021 nahm das
Goethe-Institut Venezuela aktiv an einem Workshop mit anderen Instituten in Ramallah, Novosibirsk und Khartum teil. In diesem Kontext, mitten in der Pandemie, wurden
Erfahrungen auf globaler Ebene ausgetauscht, welche die Relevanz des Instituts als Unterstützer in
unbeständigen Umständen verdeutlichen konnten. Gemeint sind damit Situationen, in denen die
Zivilgesellschaft unter Druck steht und
es keine zugänglichen Programme zur Förderung bereichsübergreifender Fachkompetenzen gibt. Diese Unterstützung äußert sich dann in der Schaffung von sicheren Räumen, sowohl präsentielle als auch virtuelle, und in der
Stärkung von Strukturen durch Aus- und Weiterbildungen sowie durch kreative Initiativen.
Projekt
In diesem Rahmen entstand dann unsere lokale Antwort auf ein globales Reflexionsprogramm, konzipiert von und koordiniert aus demselben „Ökosystem“ heraus, an welches es sich richtet. Geleitet von der Frage
wie können wir – in einem Land, das von der Pandemie und einer komplexen humanitären Notlage betroffen ist – wirksame Wege zur Stärkung der Zivilgesellschaft finden? wurde unter der Leitung von
Resonalia ein Raum für die Zusammenarbeit mit Organisationen und Akteuren eben dieser Zivilgesellschaft geschaffen. Das Programm wurde dann schrittweise in gemeinsamen Sitzungen ausgearbeitet, bei denen die spezifischen Bedürfnisse dieses Kontexts im Vordergrund standen. Gleichzeitig wurden die Arbeitsbedingungen der Aktivist*innen und Organisationen berücksichtigt, um beide Variablen zu einem tragfähigen Programm zu vereinen.
„Was wir am besten können“ begann im
November 2021 mit einem
offenen Aufruf an Akteure und Organisationen, ihre
bewährten Praktiken und innovativen Lösungen aus ihrem jeweiligen Arbeitsumfeld vorzustellen. Dabei wurde insbesondere versucht, eine Verbindung zu kleinen Initiativen im Landesinneren herzustellen. Der Erfolg war beeindruckend. Es wurden über 40 Initiativen in den Bereichen Vernetzung und Kooperationsprozesse, Aktivismus, erfolgreiche
Bildungsformate sowie
Dokumentation, Datenerhebung und -verbreitung eingereicht. Aus diesen vielversprechenden Beiträgen wurden
fünf Organisationen ausgewählt, die sich durch ihren innovativen Ansatz und ihr Wirkungspotenzial auszeichneten:
- Utopix, Caracas
- El Pregonerito, Bundesstaat Zulia
- Jueves de Academia, Caracas
- Red Mérida Feminista, Bundesstaat Mérida
- Ciclovías Maracaibo, Bundesstaat Zulia
Diese fünf Organisationen setzten dann den Prozess von
„Was wir am besten können“ fort; dieser beruht auf vier Komponenten, die mit der Unterstützung
hervorragender venezolanischer Mitarbeiter*innen im In- und Ausland erfolgreich entwickelt wurden:
- Mikro-Stipendien von vier Monaten zur Unterstützung von fünf Organisationen oder Führungskräften, die im Rahmen einer offenen Ausschreibung ausgewählt wurden, um das zu perfektionieren, was sie bereits am besten können;
- Stärkung bereits bestehender Praktiken durch professionelles Mentoring und spezielle Weiterbildungen, auf die jeweiligen Projekte zugeschnitten;
- Förderung der Vernetzung und des Erfahrungsaustauschs zwischen Partnern im In- und Ausland;
- Bereitstellung eines Toolkits, welches die gewonnenen Erfahrungen aus diesem Prozess zusammenfasst und anderen helfen kann, die Wirkung des Gelernten zu steigern um der venezolanischen Gesellschaft etwas zurückzugeben und ihr zu dienen.
„Was wir am besten können“ hat es geschafft, in weniger als einem Jahr und durch vier öffentlich zugängliche Workshops ein
lebendiges Netzwerk von über 350 Personen und Organisationen in Lateinamerika zu schaffen. Wir betrachten sie alle als
Multiplikator*innen des Wissens, das in unseren Sitzungen vermittelt wurde, in denen wir sowohl voneinander als auch von den oben genannten fünf Organisationen der Zivilgesellschaft, deren Praktiken im Mittelpunkt standen, vieles gelernt haben. Deshalb sind wir stolz darauf, dieses
Toolkit vorzustellen,
welches die wichtigsten Ergebnisse dieser gemeinsamen Reise zusammenfasst und die fünf best practise-Beispiele hervorhebt, an denen wir gearbeitet haben. Dieses Toolkit enthält auch eine Ebene, die darauf abzielt,
stärkere und respektvollere Unterstützungs- und Kooperationsnetzwerke in Venezuela zu schaffen, die auf denselben Erfahrungen der venezolanischen Zivilgesellschaft basieren. Es ist sowohl eine reflektierende als auch eine proaktive Übung.
Das Toolkit kann man für die Anzeige auf mobilen Geräten in einem praktischen Format
mit dem folgenden Link herunterladen. Es soll einerseits über die Ergebnisse eines Prozesses zur Stärkung der Zivilgesellschaft berichten, andererseits aber auch
Impulse für die Umsetzung weiterer Vorhaben geben, um anderen zu helfen, ihre Wirkkraft zu erhöhen. Dieses Kit möchte nicht nur ein Spiegelbild der aktuellen Situation sein, sondern vor allem ein Weg in eine
kreative, kooperative, vielfältige, sichere und nachhaltige Zukunft darstellen.
Unter Zivilgesellschaft verstehen wir eine Vielfalt von Organisationen, Verbänden, akademischen und gemeinnützigen Einrichtungen, Stiftungen, Jugendgruppen, Frauen- und LGTBIQ+-Gruppen, indigenen Gruppen, BIPOC-Gruppen, formelle Organisationen und Organisationen mit kulturellen, philanthropischen, wissenschaftlichen und ethnischen Perspektiven.