Snežana Golubović
Kunst im öffentlichen Raum
Über Snežana Golubović
Snežana Golubović ist Performancekünstlerin aus Frankfurt/Main. Sie stammt aus Serbien (ehemaliges Jugoslawien) und lebt seit 1992 in Deutschland. Im Juli war sie Gast bei den Le Brothers in Hue. Thanh und Hai Le sind Zwillingsbrüder und als Künstler weltweit bekannt. Seit 8 Jahren betreiben sie eine Künstlerresidenz in einem außerhalb des Stadtzentrums liegenden Viertel mit Villen und Pagoden und einem Lotusteich. Wer sich erfolgreich bewirbt, kann für einen Monat oder sogar länger unterkommen. Manche Künstler bringen eine Förderung aus ihrem Heimatland mit und entrichten ihren Obulus für die Residenz. Andere finden keine Förderung und sind auch willkommen. Hue war mal die große Kaiserstadt Vietnam, heute eine Provinzstadt mit vielen schönen Stellen, mit einer im ganzen Land gerühmten Küche, dem wenig befahrenen breiten Parfümfluss, dessen Name etwas über die Luft und Umgebung von Hue verrät. Wer zu den Le Brothers kommt, wird gut betreut, mit Künstlern und der Kunsthochschule in Verbindung gebracht, kann dort auch einen Vortrag halten oder Workshop geben – vorzugsweise derzeit in Fotografie, Videokunst, Performancekunst.
Dazu kam eine große Begeisterung und Liebe zur Natur. Darüber haben wir sehr oft gesprochen und Le Brothers haben mich schließlich gerade deshalb nach Vietnam eingeladen. Das traf auf einen Nerv bei mir. Ich wollte seit meiner Kindheit, seitdem ich Marguerite Duras „Der Liebhaber“ gelesen hatte, nach Saigon und Vietnam; aber es hatte sich nie ergeben. Auf einmal kam alles zusammen.
Es war nicht immer leicht. Bei der Arbeit gab es Situationen, wo das Wetter nicht mitmachte oder wir unterschiedlicher Anschauungen als Künstler waren; es gab Konflikte; aber letztlich hat immer die Seite der Freundschaft – die LIEBE gewonnen. Wir sind eine Familie geworden. Thanh und Hai sind meine Brüder. Wir haben manchmal unterschiedliche Auffassungen in der Kunst, die wir ziemlich schnell, gut und produktiv, wie in einer Familie, besprechen und lösen können. Jede glückliche Familie kennt das.
Ich habe sehr viel gelernt und ich hoffe, die beiden auch. Und nicht nur sich kennen gelernt sondern was in einer Kultur möglich ist und was in der anderen nicht. Wir haben unterschiedliche Wege, wie wir Kunst machen. Für mich war das eine große Bereicherung, persönlich wie auch künstlerisch.
Bis jetzt gibt es nur einen Trailer, den ich bei meinem Künstlergespräch zeigen konnte und den ich nach Deutschland mitnehme. Aber für das Projekt beginnen Auswahl und Bearbeitung des Materials erst jetzt. Wir müssen uns überlegen, wie wir die ganze Installation aufbauen werden, die Auswahl der Fotoedition treffen, und wie wir das Buch machen können. Viel Arbeit steht vor uns.
Foto: Hoan Le Quoc
In Hanoi entstand ein Foto für die Reihe „Die letzte Pionierin“. Seit 15 Jahren nimmt Snežana Golubović die Uniform, die sie als jugendliche Pionierin in Jugoslawien trug, mit auf Reisen. Dort, wo sich Geschichte auf irgendeine Weise mit der eigenen Biografie, den eigenen Interessen oder der selbstbestimmten Rolle der letzten Pionierin kreuzt, zieht sie ihre Uniform noch einmal an. So sind Fotos in Belgrad vor dem Museum der Geschichte Jugoslawiens entstanden und an Titos Grab (Haus der Blumen). Sie hat die Uniform in New York getragen, an der Nikola Tesla Ecke, vor Imagine in Strawberry Fields, in Povernir (Patagonia), wo jugoslawische Pioniere 1983 ein Denkmal errichteten. Das Foto in Hanoi entstand spontan als Snežana Golubović diesen „überdimensionalen“ Lenin entdeckte.