Während der 1990er Jahre bildeten sich in Hanoi eine Reihe kleinerer Tanzgruppen wie z. B. BIG TOE und S.I.N.E. Sie lernten urban dance durch Videomaterial aus dem Ausland. Streetdance war damals neu und die Bezeichnungen und Kategorien der urban dance styles verwirrend. Seitdem Vietnam 1998 mit dem Internet verbunden war, standen den Vietnamesen die neuesten Informationen aus aller Welt offen. Dies war die Blütezeit für Hip-Hop in Vietnam und überall in der Welt. Um diesen Aufbruch zu neuen Formen des künstlerischen Ausdrucks zur Bildung internationaler Beziehungen unter jungen Leuten zu nutzen, taten sich das Goethe-Institut und das Institut Français zusammen. Gemeinsam brachten sie deutsch französischen Hip-Hop nach Vietnam zum Nutzen der lokalen Szene, um ihr Verständnis für Hip-Hop praktisch zu vertiefen und internationale Verbindungen aufzubauen.
Seit 2003 warben das Goethe-Institut und das Institut Français gemeinsam um Fördermittel für jährliche Einzelprojekte aus dem Deutsch-Französischen Kulturfonds. Aus diesen bilateralen Bestrebungen sind bis heute Aktivitäten in Film, elektronischer und Jazzmusik, Literatur, Kunst und Kultur im Öffentlichen Raum usw. hervorgegangen. Zum Hanoier Hip-Hop begann diese bilaterale Liaison mit Camin Action und ihrem Betreiber Dirk Korell. Schließlich entwickelte der Tänzer Niels Robitzky alias Storm und die The Urban Dance-Crew eine langjährige Beziehung zu BIG TOE und S.I.N.E. Sie traten in Hanoi, Danang und Ho-Chi-Minh City auf und gingen auf Tourneen nach Deutschland, Frankreich und Indonesien.
Raphael Hillebrand pflegte die Beziehung zu Pham Khanh Linh und seiner Gruppe S.I.N.E. Daraus entstand 2011 die erste Koproduktion Nhiều Mặt/Faces. Nhiều Mặt wurde zu einem vielbeachteten Beitrag des Tanzfestivals Europe Meets Asia in Contemporary Dance. Die Hip-Hop Zusammenarbeit und die Reisen von und nach Deutschland gingen in den nächsten Jahren weiter. 2015 folgte die Gemeinschaftsproduktion Connect. Das Stück beeindruckte mit virtuosen Bewegungstechniken und innovativem Medieneinsatz wie die Lichtinstallation des Künstlers Christian Mio Loclair. Weitere Einladungen und finanziell unterstützte Aufführungen folgten wie zuletzt anlässlich der Deutschen Kulturtage in Saigon, 2017.
In diesen Anfangsjahren des HipHop begegnete das Goethe-Institut zum ersten Mal dem Tänzer Nguyen Duy Thanh. 2004 war er Mitglied der HipHop-Gruppe S.I.N.E. Seitdem diese Gruppe 2013 den Got Talent-Wettbewerb gewann, arbeitete Duy Thanh als unabhängiger Tänzer weiter. Er lernte zeitgenössischen Tanz bei Tran Ly Ly und Arco Renz. Seine Bühnenpräsenz ist atemberaubend und nicht ohne Grund kennt man ihn heute als Thanh Buddha. Seit 2020 macht er sich als Choreograf für freie Tanzdarsteller einen Namen.