Ausstellung Genau betrachtet

HAN 16.3-9.4.2022 © Manzi

16.03. - 09.04.2022, 12:00 Uhr - 19:00 Uhr (Dienstag bis Sonntag)

Manzi Exhibition Space (Hanoi)

Einzelausstellung von Nguyễn Trần Nam. Gefördert vom Goethe-Institut.

Er gehört zur zweiten Generation zeitgenössischer Künstler nach Doi Moi. Seine künstlerische Praxis umfasst Multimedia-Arbeiten, Malerie, Installationen und Videokunst. Die ist die dritte Soloausstellung bei Manzi. Vorangegangen waren “Undone“ (2017) und „The Broken Chapters“ (2013).
Diese Ahow besteht einem Stop-Motion-Film, Zeichnungen und einer Reihe von Fundstücken. In der Ausstellung wird die Frage nach der Beziehung zwischen Glauben, Macht und Gewalt sowie zwischen Verlust und Vergessen gestellt.
 
In dieser Ausstellung ist der Film das einzige bewegliche Element – mit Fantasien und irrealen Chroniken, wie in einer ziellose Reise durch einen unbekannten Tunnel mit verschiedenen Ausgängen, die uns in den zerbrochenen Bildern und inkongruenten Gegenüberstellungen orientierungslos zurücklässt. Das Ganze mutet wie phantasmagorisches Hybrid aus „Alice im Wunderland“ und Dantes „Inferno“ an. Hier rein und da raus, oder hier raus und da rüber. Die handgezeichneten Bilder sind wie zu Kristall gewordene Momente, die durch eine Stop-Motion-Technik bewegt und als Animation belebt werden, letztlich aber eine andere Art des Gefrierens sind.

Die anderen Teile der Ausstellung sind Schnipesl aus dem Films und seinen Bewegungen. Papierne Blätter offenbaren die Figuren und Spuren des Zeichenprozesses. Zufällig an den Mauern der Zitadelle von Huế gesammelte Knochenfragmente verwandeln sich in ein Gedicht, das mit den dichten Flächen und weißen Räumen einer schriftlichen Komposition oder eines Gemäldes arrangiert sind. Das Gedicht erinnert an unentschlüsselte alte Schriften und flüstert vergessene Geschichten ausgestorbener Zivilisationen.

Die von dem in der Schweiz geborenen Augenarzt Edmund Landolt für Sehtests entwickelte Landolt-C-Karte ist in jeder Augenklinik in Vietnam leicht zu finden. Die Katuk-Pflanze verbindet die eigenen Erinnerungen des Künstlers an seinen Kindheitsgarten mit Andersens Märchen „Der Rosenelf“ und „Unter dem Weidenbaum“; Erde und Sicheln sind Fundstücke aus der Heimatstadt des Künstlers, die eng mit persönlichem Verlust verbunden sind – Erde, die auf einem Feld gesammelt wurde, das der Künstler nie bearbeitet hat, und Sicheln, die nur Klingen ohne Griffe sind, die nie benutzt wurden. Nebeneinander sind diese Elemente Spiegelungen in unterschiedlichen Dimensionen.
 
„Genau betrachtet“ schafft eine Parallelwelt, die nicht an Wahrheit, Zeit oder Ort gebunden ist, und als eine Veränderung in Nguyễn Trần Nams künstlerischer Praxis angesehen warden kann, die eine neue Phase auf seinem kreativen Weg zeigt.

 

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