Ausstellung Eine Saga unverwirklichter Projekte

HAN 29.07.2022 © Goethe-Institut Hanoi

29.07. - 21.08.2022, Di. bis So. von 11:00 Uhr bis 19:00 Uhr

Manzi Exhibition Space (Hanoi)

Architektur von Nguyễn Hà & associates @ arb architects

Von Paul Valéry stammt das Zitat: “Was immer und überall akzeptiert wird, ist mit ziemlicher Sicherheit falsch.”

Was ist dann mit den Dingen, die nicht akzeptiert werden? Steckt in ihnen, die nicht akzeptiert oder abgelehnt werden eine Art Wahrheit. Haben sie eine besondere Bedeutung? Wenn dem so ist, sollten wir anstatt sie wegzuräumen einen Schritt zurücktreten und sie noch einmal genauer betrachten?

Dieser Gedankenblitz brachte uns zum Grübeln und während der anhaltenden bleiernen Sommerhitze ließen wir uns dazu hinreißen, sponatn eine Architekturausstellung in unserem Ausstellungsraum aufzuhängen mit dem Titel „Eine Saga unverwirlichter Projekte“

#1 Worum geht es?

24 Architekturmodelle
24 Bauprojekte
Von Nguyễn Hà and ihren Mitarbeiter*innen @ arb architects.

24 Designbriefings der Kunden, 24 Visionen von den Architekten
24 Ausarbeitungen mit allen Formen und Details

24 Abbrüche/ Ablehnungen/ vergebliche Kompromisse
In Folge von 24 verschiedenen Situationen, Ausgaben

24 nicht realisierte Projekte, nie wirklich umgesetzt, sind es doch auch 24 originelle Konzepte, 24 reine Ideen voller irrationaler Experimentierlust unberührt von jeglichen Fixierungen, unvermeidlichen Änderungen durch Dritte und nicht von den Architekten selbst.

#2. Gibt es irgendwelche unerwartete Wendungen oder andere Auslöser?

Aldo Rossi (1931 - 1977), der erste italienische Architekt, der den Pritzker-Preis erhielt, gab in seinem berühmten theoretischen Werk „A Scientific Autobiography“ (1981) zu: „Was mich an der Architektur, wie auch an anderen Techniken, am meisten überrascht, ist, dass ein Projekt sich in seinem gebauten Zustand verwirklicht, ein anderes aber in seinem geschriebenen oder gezeichneten Zustand.“
Was also, wenn ein Leben nirgendwo zu finden ist, wie in unserer Saga? Nie ins Leben gerufen wurde, also überhaupt keine physische Funktion als „Gebäude“ vorhanden, kann diese Lebensform nur in 3D-Miniatursimulationen im Maßstab 1: 100 dargestellt werden. An dieem Punkt sind stehen wir eine neuen Herausforderung gegenüber, wo nicht nur die Gültigkeit der anderen Existenz / Präsenz von Architektur in Frage stellt, sondern gleichzeitig das Wesen des „Unrealisierten“ zu rechtfertigen ist - wie es Louis Kahn (1901 - 1973), der wohl einflussreichste Meister der Architektur des 20. Jahrhunderts formuliert: „Ich hatte Zeichnungen, die nicht verwirklicht werden konnten. Mir wurde sehr liebevoll gesagt, dass oft die Dinge, die du nicht ins Leben rufen kannst, in diesem Stadium mächtiger sind als sie es wären, wenn sie ins Leben gerufen würden. Die Reinheit liegt in der Unvollständigkeit.“ (Eine verbale Autobiographie, aus einem Gespräch mit Jaime Mehta, 22. Oktober 1973)

#3 Warum soll diese Architekturgeschicht bei Manzi vorgetragen werden?

Adolf Loos (1870 - 1933) machte 1910 in „Über die Architektur“ diese berühmte Aussage, dass Architektur „keine Kunst ist“. Er legte Wert auf den Unterschied zwischen Architektur und Kunst: Das haus hat allen zu gefallen. Zum unterschiede vom kunstwerk. Das kunstwerk ist eine privatangelegenheit des künstlers. Das haus ist es nicht. Das kunstwerk wird in die welt gesetzt, ohne daß dafür ein bedürfnis vorhanden wäre. Das haus deckt ein bedürfnis. Das kunstwerk ist niemandem verantwortlich, das haus einem jeden. Das kunstwerk will die menschen aus ihrer bequemlichkeit reißen. Das haus hat der bequemlichkeit zu dienen. Das kunstwerk ist revolutionär, das haus konservativ. Das kunstwerk zeigt der menschheit neue wege in die zukunft. Das haus denkt an die gegenwart. […] So hätte also das haus nichts mit der kunst zu tun und wäre die architektur nicht unter die künste einzureihen? Es ist so. Nur ein ganz kleiner teil der architektur gehört der kunst an: Das grabmal und das denkmal. Alles andere, was dem zweck dient, ist aus dem reiche der kunst auszuschließen.«

Natürlich hat kein moderner Architekt Loos geglaubt - wahrscheinlich nicht einmal Loos selbst - aber fast jeder moderne Architekt sowie alle anderen kreativen Praktiker haben immer die Kraft dieser Behauptung gespürt. (Anmerkung WE: Meinung der Kuratoren). Ausgehend von dieser Perspektive soll die Installation von „nicht realisierten Architekturprojekten“ in einem Kunstraum wie dem von manzi einen unerwarteten Test bieten, bei dem wir versuchen, mit geschaffenen Objekten herumzuspielen – kreative Praktiken und die kreativen Räume, und die unvorhersehbaren Ergebnisse in der Kunst zu erforschen absurde Nebeneinanderstellung verschiedener Bezeichnungen und Definitionen wie:
  • Architekt - Künstler
  • Architektonischer Raum - Ausstellungsraum
  • Ein Projektentwurfsmodell - Ein Kunstwerk
* Ausstellung ist Teil der Zusammenarbeit zwischen Goethe-Institut und Manzi.

 

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