Gesellschaft Make 2 wheels great again!

Seit Sensoren der in Polen entwickelten App Airly 2018 in Bukarest montiert wurden, können die Bürger auch dort jederzeit mit einem Blick auf die App sagen, wie die Luftqualität in ihrer Umgebung ist. Und die ist meistens schlecht...

Von Teodor Teleagă

Unser Leben in der Stadt wird immer mehr von Autos und vom Stau dominiert. In Stuttgart, München, Hamburg und Berlin überschreiten die Feinstaubwerte regelmäßig die erlaubten Grenzwerte, und auch in Paris und London, in Krakau und Warschau ist das der Fall. Seit Sensoren der in Polen entwickelten App Airly 2018 in Bukarest montiert wurden, können die Bürger auch dort jederzeit mit einem Blick auf die App sagen, wie die Luftqualität in ihrer Umgebung ist. Und die ist meistens schlecht: Aufgrund der hohen Luftverschmutzung hat die Europäische Kommission auch gegen den rumänischen Staat Klage eingereicht.

Die Luftverschmutzung entsteht vor allem beim Autofahren: Nicht nur die Abgase, auch die Autoreifen erzeugen durch die Reibung auf dem Asphalt Feinstaub, den wir später einatmen. Mit dem Auto kommen wir zwar bequem und für gewöhnlich schneller von einem Punkt zum anderen, aber die Auswirkungen einer Autofahrt sind dauerhafter, nur denkt man meistens nicht daran und begnügt sich stattdessen, auf dem gemütlichen Autositz an den „technischen Fortschritt“ zu denken. Aber wer stundenlang im Stau sitzt, weiß genau, wie ungesund Autofahren ist: Man hupt, man ärgert sich und man schreit sich meistens gegenseitig an oder spielt zumindest mit dem Gedanken. Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit, die meistens entsteht, weil wir zu viel sitzen. Dabei kann man ihm, genauso wie den Herzproblemen, mit einem gesunderen Lebensstil leicht entgegenkommen. Dazu gehört das Radfahren: Es ist bewiesen, dass Fahrradfahren nicht nur für unseren Herz, sondern auch für unsere Lungen, unsere Gelenken, unsere Koordination, unsere Wirbelsäule, unsere Stimmung, unser Immunsystem und auch für unsere Figur gut ist. Nicht umsonst beinhaltet das Cardio-Training im Fitnessstudio auch mindestens 10 Minuten auf dem Fitnessfahrrad. Wer also aufs Fahrrad sitzt, statt ewig den Schalthebel zu bedienen, hat gleichzeitig etwas für die Gesundheit gemacht. Wäre es nicht praktischer und vernünftiger von unserer Gesellschaft, mehr Fahrräder im Verkehr zu fordern? Das Fahrradfahren wäre ideal, um ein bisschen mehr Fitness in unser städtisches, stressiges Leben zu bringen.

Die Natur ist für uns Mutter, aber wir Menschen zerstören sie in unserer Gier und unserem Übermut: In der Wissenschaft, in der Technik und selbst im Alltag halten sich die meisten Menschen für Götter und beachten die Natur und ihre Umwelt nicht mehr. Ich fordere keine mittelalterliche Bescheidenheit und schon gar keinen Aberglauben ein, sondern einen bewussteren Umgang mit der Natur und Verzicht auf die uns innewohnenden schlechten Triebe. Ich verstehe, dass Autofahren einen bestimmtes Statussymbol ist: Für Universitätsprofessoren, Unternehmer oder Politiker ist es gemütlich und „würdevoll” mit dem Auto herumzufahren oder gefahren zu werden. Man fühlt sich dabei oft besser als andere. Aber heißt, sich für etwas Besseres halten, keine Rücksicht auf andere nehmen zu müssen? Es ist höchste Zeit, gegen diese schädlichen gesellschaftlichen Stränge schlagen, auch wenn das Mut erfordert. Denn die Natur macht Notanrufe, die wir aber nicht abheben: Die Schauerregen im Winter in Zentraleuropa sind kein normales Phänomen, wie auch nicht die immer schlimmer werdende Dürre im Sommer. Dazu kommen noch unsere zwei Jahreszeiten. Oder waren es doch vier? Vier sollten es sein, unsere Klima tendiert aber zu zwei Jahreszeiten, nach subtropischen Modell: Trockenzeit und Regenzeit. Wollen wir daran nichts ändern, dann können wir uns vom Winter und Frühling verabschieden. Herbst und Sommer werden wir ständig haben: Überflutungen sind inzwischen in Deutschland und Rumänien und vielen anderen europäischen Ländern zu wiederkehrenden natürlichen Erscheinungen geworden. Wagt man es, global zu denken, dann würde man erkennen, dass das Meeresspiegelniveau vom Auftauen der beiden Pole gefährlich wachsen könnte. Viele europäische Küstenstädte würden überflutet werden, angefangen mit dem ungünstig gelegenen Den Haag, Hamburg, Marseille oder Venedig. Auch Städte im Inland werden unter dem Klimawandel leiden, denn immer häufiger kommt es zu Überflutungen. Will man hingegen nur auf einer kleineren Skala denken, dann sind auch unsere Städte stark gefährdet: Der Feinstaub verdreckt nicht nur unsere Luft, sondern auch unser Trinkwasser.
 
Fahrrad - Stadt © Pexels - Ally - CC0

Wir sollten wieder aufs Fahrrad steigen und das Radfahren wieder hip machen. Dabei war das Fahrradfahren nie altmodisch, dafür ist ein Fahrrad einfach zu praktisch: Longboard, Skateboard, Waveboard oder Inline Skates kommen aus der Mode, aber nicht das Fahrradfahren. Ob es um Rennräder, Stadträder oder Mountain Bikes geht, Fahrräder werden immer trendig bleiben. Wer daran zweifelt, soll sich gesagt sein lassen: „They see me rollin, they hatin”. Chamillionire rappt das zwar in einem Auto, aber das war ja auch 2005. Ich finde, es ist Zeit, wieder „I want to ride my bicycle“ zu singen. Rapper, Verbrecher und Helden: Setzt euch wieder aufs Fahrrad! Und auch im Alltag kann das sehr hip wirken: Mit einem bunt geschmückten Fahrrad kann man sehr stilvoll zur Uni oder in die Schule radeln und dabei selbst zum Klimaheld werden. Natürlich ist es bequemer, sich ein teures Auto zu kaufen, aber für ein schickes Fahrrad braucht man keine Unmenge an Geld, sondern nur genug Sinn für die Umwelt.

Fahrradfahren ist der Lieblingssport der Deutschen und der Holländer, warum sollte man diesen Sport nicht auch in andere Länder exportieren?