Ausgesprochen...bildlich  Kiss, Marry, Kill?

Künstliche neuronale Netzwerke rennen © Susi Bumms

Computerprogramme und Kunst – kann aus diesen beiden noch Freunde werden? Susi Bumms wirft einen Blick auf drei Beispiele und scheut dabei nicht den Einsatz von KI.

Künstliche neuronale Netzwerke laufen aktuell heiß, dicht gefolgt von ihren Debatten. Computerprogramme, ob „künstlich intelligent“ oder nicht, und Kunstproduktion: Wie ist da die Beziehung? Liebe, Freundschaft, Feindschaft?

Illustration: Künstliche neuronale Netzwerke rennen Künstliche neuronale Netzwerke rennen | © Susi Bumms In der Kunst sind Computerprogramme schon lange ein Werkzeug. 1997 rief die Hamburger Kunsthalle einen Wettbewerb für Netzkünstler*innen aus. Die Künstlerin Cornelia Sollfrank schrieb ein Computerprogramm, das im Internet automatisiert Material sammelte und zu Bildern kombinierte. Daraus entstanden 127 Künstler*innenidentitäten, mit denen sie sich bewarb. Der Jury fiel nichts weiter auf und freute sich in einer Pressemitteilung über eine Zwei-Drittel-Frauenquote unter den 280 Bewerbungen. Einen Preis bekam Sollfrank nicht, ausgezeichnet wurden ausschließlich Männer.

Doch auch mit selbstlernenden, also „intelligenten“ Programmen wird in der Kunst gearbeitet. Die Künstlerin Sarah Meyohas ließ 2016 für die Arbeit „Cloud of Petals“ 100.000 Rosenblätter fotografieren. Dieser Datensatz wurde in ein selbstlernendes Programm eingespeist, das neue Blütenblätter generiert. Der Prozess wird in einer Videoarbeit gezeigt, bei der man das Gefühl bekommt, dem Programm bei seiner Arbeit zusehen zu können.
Neue Rosenblätter auf ewig!

Los gehts Los gehts | © Susi Bumms Die Künstliche Intelligenz hinter der Website Stable Diffusion, die neue Bilder aus Existierenden generiert, ist mit Malereien, Zeichnungen und Fotografien trainiert. Konkreter: mit 12 Millionen Bildern der Plattformen Smugmug, Blogspot, Flickr, DeviantArt, Wikimedia und Tumblr. Die Informatiker Simon Willison und Andy Baio konnten dieses Datenset abfischen und zur Verfügung stellen. Künstler*innen können nun nachvollziehen, ob Bilder von ihnen ohne Erlaubnis verwendet wurden.
Anfang des Jahres initiierten drei US-amerikanische Künstlerinnen eine Sammelklage auf Schadensersatz, unter anderem gegen das Unternehmen hinter Stabile Diffusion. Auf die kostenfreie Veröffentlichung der eigenen Bilder angewiesen sein und dabei Gefahr laufen, ein Programm zu bedienen, das verwendet werden kann, um einen beruflich zu ersetzten? Das wird an der Stelle keine Freundschaft mehr.

Also was ist das für eine Beziehung? Feindschaft sicher nicht, eine unkomplizierte Freundschaft wird das aber auch nicht mehr.
Wie soll man das in einem Bild zusammenfassen? Ich lass das mal die AI „OpenArt“ zeichnen:

Prompts: No Friendship but no strangers, drawing 

Prompt: No Friendship but no strangers, drawing Prompts: No Friendship but no strangers, drawing

„Ausgesprochen...“

In unserer Kolumnenreihe „Ausgesprochen …“ schreiben und malen im wöchentlichen Wechsel Susi Bumms, Maximilian Buddenbohm und Sineb El Masrar.
Susi Bumms beobachtet in "Ausgesprochen...bildlich" Popkultur und Politik und kommentiert diese in Bildern.