Ausgesprochen … posthuman  Warum selbst Mark Zuckerberg seine Webcam abklebt

Mark Zuckerberg während einer Videokonferenz
Macht es wie Mark Zuckerberg und klebt eure Webcam ab! Es sei denn, ihr müsst gerade, wie er auf dem Foto im Juli 2020, dem US-Kongress Rede und Antwort stehen – per Videoübertragung. Foto (Ausschnitt): picture alliance / CNP/AdMedia

Ausgerechnet junge Menschen werden offenbar häufiger Opfer von Internetkriminalität. Unsere Kolumnistin Aya Jaff fragt sich: Sollten wir, die Generation der Digital Natives, es nicht besser wissen?

Meine Freundin hat sich letztens eine kleine süße Handtasche auf Instagram bestellt. Fünf Tage lang bekundete sie mir ihre Vorfreude darüber, bis sie irgendwann misstrauisch wurde. Nach etwa zwei Wochen gab meine Freundin schließlich komplett auf, daran zu glauben, dass die Tasche jemals ankommen würde – und sie sollte Recht behalten. Nach dem Lesen der Kommentare unter dem besagten Account stellte sich schnell heraus, dass viele Kunden keine Produkte bekamen und Opfer eines Betrugs wurden. Die Instagram-Seite kopierte nämlich viele Bilder einer berühmten Marke und baute so schnell Vertrauen zu den Kunden auf. Cyberkriminelle werden immer ausgefuchster und wissen viele Trends auszunutzen. Ich frage mich jedoch: Sollten wir, die Generation Digital Natives, es nicht besser wissen?
 
In Deutschland war knapp jeder vierte Internetnutzer (24 Prozent) mindestens einmal Opfer von Internetkriminalität. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Befragung des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und des Programms Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes. Dabei soll es sich bei den Straftaten hauptsächlich um Onlineshopping (36 Prozent), Phishing (28 Prozent) oder erlebte Angriffe auf Software durch Viren und Trojaner (26 Prozent) handeln. Weiterhin haben 18 Prozent der Betroffenen Erfahrungen mit Identitätsdiebstahl gemacht; 13 Prozent der Menschen berichten von Cybermobbing und Erpressungssoftware. 

Wie können wir uns schützen?

Internetkriminalität ist gefährlich. Sie trägt nicht nur dazu bei, dass man sich generell unwohl und sehr angreifbar fühlt im Internet, sondern kann in manchen Fällen rufschädigend sein und vor allem auch teuer werden. Die Befragung suggeriert, dass vor allem junge Menschen öfter Opfer von Internetkriminalität werden, so wie eben auch meine eingangs beschriebene Freundin. Wie können wir uns also schützen? 
 
Junge Menschen sind laut der Befragung vor allem deswegen leichte Beute für Hacker und Cyberkriminelle, weil sie im Vergleich zu anderen Altersgruppen mehr Zeit im Internet verbringen: Sie sind in sozialen Medien viel aktiver, teilen mehr Informationen online und kaufen dort auch mehr ein. Dabei kommt das Thema Internetsicherheit leider etwas zu kurz. Zum Beispiel informiert sich bei den Älteren jede*r Dritte regelmäßig über das Thema Internetsicherheit. Bei den 16- bis 29-Jährigen ist es hingegen nur jeder Vierte. Zudem setzen ältere Menschen Sicherheitsempfehlung häufiger direkt um als jüngere Menschen.
 
Wenn es um das Thema IT-Sicherheit geht, lohnt es sich vorzusorgen. Laut des Digitalbarometers aus der Befragung wird nämlich nur jeder dritte Fall der Polizei gemeldet, und deren Aufklärungsquote liegt bei rund 38 Prozent. Der IT-Sicherheitsmarkt boomt deswegen momentan – dabei gibt es viele Angebote, die man in Anspruch nehmen kann. Man könnte zum Beispiel versuchen, sein Handy oder seinen Laptop „blind und taub“ zu stellen, indem man Kamera und Mikrofon abdeckt – um so nicht von Hackern gestalkt werden zu können. Aber es gibt auch andere, weniger offensichtliche Dinge, auf die man achten kann. Dazu gehört zum Beispiel, dass man sich ein gutes VPN-System einrichtet, um zu Hause und öffentlich sicher zu surfen, eine Zwei-Faktor-Authentifizierung zu nutzen und bewusst mit seinen Daten umzugehen, das heißt auch, sie richtig zu vernichten und zu sichern. 

Macht es Mark Zuckerberg nach!

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik hat online Empfehlungen zusammengetragen, wie man sich bestmöglich vor Internetkriminalität schützt. Es gibt auch viele Angebote, die man kaufen kann, um sich in einer Illusion von Sicherheit zu wiegen. Eine Kombination aus beidem ist sicher nicht verkehrt. Schließlich verwendet Mark Zuckerberg auch komplexe Sicherheitssoftware – und klebt seine Kamera ab. Doch, wenn wir ehrlich sind: Es kann dennoch jede*r von uns Opfer von Internetkriminalität werden. Es ist mir deshalb besonders wichtig, dass sich niemand dafür schämt, falls er oder sie mal in eine Falle tappt. Je nach Schwere der Tat kann man sich professionelle Hilfe zur Bewältigung des Erlebten auch in diesem Deliktsfeld suchen und Hilfsorganisationen, gemeinnützige Vereine oder andere Hilfseinrichtungen kontaktieren. Ein erster Schritt kann ein Anruf bei einer Hilfsorganisation, einem gemeinnützigen Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern oder einer anderen Hilfseinrichtung in der jeweiligen Stadt sein.
 
Macht also die großen Techgurus nach und lernt, wie man sich am besten im Internet schützt. Hoffentlich lasst ihr euch dann – mit all diesem Vorwissen – im Ernstfall nicht von einer schönen Handtasche blenden. Sondern geht der Falle aus dem Weg.
 

„Ausgesprochen …“

In unserer Kolumnenreihe „Ausgesprochen …“ schreiben im wöchentlichen Wechsel Aya Jaff, Maximilian Buddenbohm, Dominic Otiang’a und Margarita Tsomou. Aya Jaff beobachtet in „Ausgesprochen … posthuman“ den technischen Fortschritt und wie er unser Leben und unsere Gesellschaft beeinflusst.