Jiří Grus
Ein Meister mit Liebe zum Comic

Jiří Grus © Petr Kreho

Jiří Grus (*1978) ist heute ein Meister des Zeichnens und der Malerei, der schon als Kind dem Comic verfallen ist – jedoch nicht nur, wie vielleicht andere, als Leser, sondern auch als Gestalter.

Grus veröffentlichte sein erstes Werk mit 13 Jahren in der in der Slowakei erscheinenden Zeitschrift Bublinky. Später besuchte er die künstlerische Mittelschule Václav Hollar und studierte anschließend im Atelier für klassische Maltechnik an der Akademie für bildende Kunst in Prag. Für seine Comics diente ihm diese Ausbildung als fachliche Grundlage. Comics zeichnet und veröffentlicht er seit der Jahrtausendwende wieder (vor allem regelmäßig in der Revue Aargh!) und seitdem erhielt er sowohl in Tschechien (er bekam den Comicpreis Muriel mehrmals in verschiedenen Kategorien verliehen) als auch im Ausland, zum Beispiel gleich mehrmals beim Internationalen Comic-Festival im polnischen Łódź, einige Auszeichnungen.
 
Er probierte sich mit Arbeiten im Mainstream des Genres aus, wobei er gemeinsam mit dem Szenaristen Štěpán Kopřiva die Erzählung Princip nepravděpodobnosti (Das Prinzip der Unwahrscheinlichkeit) und Jasně, že jsem ji zabil (Klar, dass ich sie getötet habe) fertigstellte, die neben den Veröffentlichungen in vielen europäischen Ländern auch in der legendären amerikanischen Zeitschrift Heavy Metal abgedruckt wurde. Weiterhin folgte das Album Nitro těžkne glycerinem (2006, Nitro wird mit Glycerin schwerer), das anschließend auch übersetzt in Griechenland, Italien, Spanien und den Niederlanden erschien. 

Die Figuren von Jiří Grus

Danach konzentrierte sich Jiří Grus im Wesentlichen auf persönlicheres Schaffen und erarbeitete die schwarz-weiße Serie Voleman (2007–2010), in der von ihm beobachtete Momente des zivilen Lebens im Prager Stadtteil Holešovice zu sehen sind. Nach Holešovice zieht die Hauptfigur gemeinsam mit seiner Freundin Marie zu Beginn der Geschichte, in der der Held mit Baseballkappe, Sporthosen und einem Fleischklopfer im Gürtel klemmend immer weiter in die ihn allmählich verschlingende fantastische Handlungslinie verstrickt wird. Diese ikonische Figur, die zu einem ständig wiederkehrenden Helden von Grus wurde, nutze er auch in einer Serie von einseitigen Comics, die er 2008 für die Wochenendbeilage der Zeitung Deník anfertigte – 2010 erschienen insgesamt 32 farbige Folgen von Volemanovy příhody (Volemans Geschichten) zusammengefasst als großformatiges Heft. Noch näher an den normalen Alltag schaffte er es danach mit dem Comicheft Hrnec (2009, Topf), einer Groteske, die in einer Küche spielt und in der es um das Erwärmen eines späten Abendessens von Vater und Sohn der Grus-Familie geht, die als Teil des Projekts „Brutto – Brutálně jemné komiksy“ („Brutal sanfte Comics“) veröffentlicht wurde.
 
  •  © Jiří Grus
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Als sehr glücklich und produktiv erwies sich seine Kooperation mit dem Drehbuch-Duo Vojtěch Mašek und Džian Baban (u.a. die Autoren des Zyklus Mostrkabaret Freda Brunolda uvádí …, Das Monsterkabarett von Fred Brunold zeigt …), mit denen er in liebevoller Feinarbeit die Abenteuerlektüre für Jungen (und gleichzeitig das erbarmungslose Ende der Zeit des verschämten Heranwachsens) Ve stínu šumavských hvozdů (2012, Im Schatten der Wälder des Böhmerwalds) schuf. Darin gerät Old Shatterhand, das von den Winden der Prärie gezeichnete Alter Ego des deutschen Romanschreibers Karl May, mit der tschechischen „Nationalautorin“ Božena Němcová folgenschwer aneinander (momentan ist die zweite Auflage in Arbeit). Beide Drehbuchautoren haben dann für Grus „maßgeschneidert“ die Legende von der Gründung seiner Heimatstadt Trutnov adaptiert, die in das Buch Drak nikdy nespí (2015, Ein Drache schläft nie) aufgenommen wurde.
 
Neben Comics gibt es eine unüberschaubare Fülle weiterer ungewöhnlicher, schöpferischer Arbeiten von Grus – zu nennen sind die Illustrationen für die in die Weltsprachen übersetzten Editionen tschechischer Belletristik mit dem Titel Modern Czech Classics vom Karolinum Verlag, von denen er bereits Dutzende mit seinen Zeichnungen gestaltet hat (z.B. Werke von Bohumil Hrabal, Vladislav Vančura oder Ladislava Fuks).