Angelina „Zingerwingz“ Akawa – aus Versehen Künstlerin

Feature Friday Angie Akawa
© Goethe-Institut Namibia


Angelina Akawas künstlerischer Werdegang ist alles andere als gewöhnlich. Was mit einer Vorliebe für Fastfood und einem spontanen Spitznamen begann, hat sich seitdem zu einer Karriere entwickelt, die Poesie, Musik, Theater und Bildung umfasst. Die in Windhoek geborene Akawa hat einen Weg hinter sich, der von unerwarteten Wendungen geprägt ist, vom Studium der Bibliothekswissenschaft bis hin zur zufälligen Entdeckung ihrer Singstimme in den Fluren des College of the Arts. In der zweiten Folge unserer neuen Reihe „Feature Friday“ schauen wir auf Angies eher zufälligen Pfad hin zur Künstlerin, der sie nun im Rahmen der MobiArts-Initiative des Goethe-Instituts auf eine Tour durch Afrika führt.

Du bist, was du isst. Kaum jemand kann das so gut bestätigen wie Angelina Akawa. „Ich habe immer mein letztes Geld für Zinger Wings ausgegeben“, erklärt sie lachend. Und so war ihr erster Künstlername geboren: Zingerwingz. Und ebenso zufällig, wie sie ihren Künstlernamen erhielt, entdeckte Angie im Laufe der Jahre auch ihre zahlreichen künstlerischen Talente. Geboren und aufgewachsen in Windhoek, sah es es eigentlich gar nicht so aus, als wäre die Kunst eine echte Karriereoption für sie.
Zwar sammelte sie in jungen Jahren Erfahrungen mit Poesie und Spoken Word, konnte sich mit den düsteren und schweren Themen irgendwann jedoch nicht mehr identifizieren.

Und so wendete sich Angie einem anderen Feld zu: einem Studium der Bibliotheks- und Informationswissenschaften an der Universität von Namibia (UNAM). Den Studiengang wählte sie hauptsächlich wegen der aussichtsreichen Jobmöglichkeiten im Zusammenhang mit dem damals relativ neuen Fach. Nur der Enthusiasmus blieb aus. „Ich habe es gehasst,“ gibt Angie zu. Nach dem dritten Jahr hatte sie die Nase voll.

Angelina Akawa bei einem Auftritt im Nationaltheater

Angelina Akawa bei einem Auftritt im Nationaltheater | © Angelina Akawa

Zum Glück schlug hier der Zufall zum ersten Mal zu. Zu dem Zeitpunkt befand sie sich nämlich in einer Situation, in der sie eingeschrieben sein musste, um Finanzierungsauflagen zu erfüllen. Also ging sie zum College of the Arts und schrieb sich für Afrikanische Darstellende Künste ein, später mit dem Hauptfach Theaterwissenschaft. Eigentlich wollte sie gar nicht wirklich studieren, doch irgendwie fühlte sie sich dann doch zur Atmosphäre am CotA hingezogen. Und blieb.

Und die Musik? Die kam durch einen weiteren Zufall ins Spiel. Angelina verbrachte immer mehr Zeit auf dem Campus und lief häufig singend durch die Korridore des Cota. Dabei wurde sie vom Chorleiter gehört, der sie prompt zu einer Chorprobe einlud – und ihr umgehend ein Solo für die nächste Aufführung gab. Dieses Solo wiederum hörte die Gesangslehrerin Hermien Coetzee, die Angelina prompt unter ihre Fittiche nahm. „Jetzt bin ich Musikerin. Der Rest ist Geschichte“, lacht Angelina. Für unsere Serie "Feature Friday" hat sie exklusiv ihren Song "Uthemba" in einer umwerfenden Akkustic-Version performt.
 

Aus Zingerwingz wird Angelina Akawa


Zunächst wählte sie als Instrument noch Gitarre. Weil die aber für ihre Finger zu groß war, landete sie schließlich bei der Ukulele – heute ihr Markenzeichen.“Ich wollte nie auftreten“, erzählt Angie. „Ich habe nur die Band „Daughter“ geliebt und wollte ihre Songs nachspielen.“ 

Mittlerweile ist das anders. Ursprünglich bekannt als Zingerwingz, hat sich Angelina mittlerweile nicht nur im namibischen Theater, sondern auch in der namibischen Musikszene einen Namen gemacht.
Nur von dem Künstlernamen Zingerwingz entfernt sie sich allmählich und tritt zunehmend unter ihrem richtigen Namen Angelina Akawa auf. Einem Genre lässt sie sich dabei nicht zuordnen. „Meine Musik ist ein Salat“, befindet Angelina. Als Tribut an ihr kulturelles Vermächtnis singt sie ihre eigenen Lieder dabei auf Oshikwambi. Dabei holt sie sich häufig auch Rat von ihrer Mutter und Großmutter und festigt so ihr Verständnis für ihre eigene Kultur. Wobei Sprachverständnis für sie selbst in der Kunst gar nicht so eine große Rolle spielt. Sie erzählt, wie sie während des Studiums eine Theaterproduktion auf Setswana besucht hat und gefesselt war, obwohl sie kein Wort verstand. 

Auch zum Unterrichten kam sie eher zufällig. Nach ihrem letzten Jahr wurde sie gefragt, ob sie nicht Theaterkurse für Kinder geben wolle. Sie wollte.  Und was kommt da noch so? Vielleicht Malen? „Ich habe ein paar Gemälde in meinem Zimmer. Ich bin nicht unbedingt gut, aber auch nicht schlecht“, so Angelina. Für Tanz bezeichnet sie sich selbst als „ein bisschen zu faul“.  Animation hingegen reizt sie als mögliches Zukunftsprojekt.
Angelina Akawa bei einem Musik-Auftritt

Angelina Akawa bei einem Musik-Auftritt | © Angelina Akawa

 

MobiArts - Angie auf der internationalen Bühne


Nun steht für sie jedoch erstmal MobiArts auf dem Programm. Die Initiative des Goethe-Instituts zielt darauf ab, Künstler aus ganz Afrika und verschiedenen Teilen der Welt zusammenzubringen. Das Hauptziel des Programms ist die Überwindung kultureller Barrieren durch die Förderung von Vielfalt und Integration in der Kunst. Durch das Goethe-Institut Namibia nominiert, wurde Angelina schließlich durch die MobiArts-Jury bestätigt. Im Oktober und November 2025 wird sie mit ihrem Programm “Mbwitism” durch Namibia, Angola, Burkina Faso, Ghana und Togo touren. Und bringt ihre komplette künstlerische Entwicklung bis hierhin auf die Bühne. Reflexionsmusik, Bewegung und gesprochenes Wort verbinden sich zu einem Theaterstück, das einen Dialog über Authentizität und kulturelle Erfahrungen eröffnet.

Und danach? Hoffen wir, dass der Zufall noch weitere künstlerische Talente von der Künstlerin, ehemals bekannt als Zingerwingz, hervorbringen wird.

Top