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Workshop und Podiumsdiskussion
Bauhaus Trifft Commons

Die Veranstaltungsserie „Bauhaus Trifft Commons“ stellte sich die Frage, wie das Bauhaus Hundert Jahre nach seiner Gründung zu der Bewegung der Commons sprechen würde. Denn als „Ökonomie des Gemeinsamen“, formen die Commons einen Gegenvorschlag zu unserem Wirtschaftsmodell, welcher sich ähnlich wie bei den Denker*innen des Bauhauses damit auseinandersetzt, wie wir eigentlich miteinander leben, kreieren, produzieren und gestalten wollen.

Von Dimitris Soudias

Ausgangsüberlegung: Das Bauhaus hatte zum Anspruch, kostengünstig Bedarfsgüter zu produzieren. Dies geschah u.a. mit Rationalisierungsprozessen. Commoners wollen überall dort wo es um das bedürfnisorientierte Gemeinwohl geht, private Güter und Leistungen überwinden und für alle zugänglich machen. Hier gibt es eine Schnittmenge, die wir mit „Bauhaus Trifft Commons“ untersuchen wollten.
 
Ziel: Gemeinsam mit einem zivilgesellschaftlichen Akteur der Commons (in diesem Fall dem LUDD Open Lab), kreierten Teilnehmer*innen in einem zweiteiligen Workshop einen vom Bauhaus inspirierten Gegenstand (den Lattenstuhl von M. Breuer). Dieser wurde als Common gedacht und gestaltet. Der Prozess des Schaffens wird durch die Logiken des Commonings vollzogen.

Workshop Teil I: Einführung zu den Ideen der Commons und des Commoning. Einführung zum Bauhaus und den Ideen der Gemeinschaft und Rationalisierung.

  • Open Call in Zusammmenarbeit mit dem LUDD Open Lab: Anspruch war, wie beim Bauhaus, die Trennung zwischen Kunst und Handwerk zu überwinden
  • Einführende Diskussion mit persönlicher Vorstellung, Ideen und Vorstellungen für das Projekt, Überlegungen wie der Prozess als Commoning gestaltet werden kann
  • Aufteilung in Arbeitsgruppen. Anspruch war, die unterschiedlichen Hintergründe der Teilnehmer*innen in die Gruppen einfließen zu lassen:
  • Unterschiedliche Ausbildungshintergründe (Architekt*innen, Bildhauer*innen, Produktdesigner*innen, Maschinenbauer*innen, Schreiner*innen)
  • Unterschiedliche Altersgruppen und Gender-Balance
  • Diskussionen in Arbeitsgruppen über das Projekt und die Durchführung, welches den Stuhl als Common produziert
  • Der Prozess ist informiert durch Commoning: D.h. Diskussionen verlaufen konsensorientiert, basisdemokratisch, horizontal/anti-autoritär
  • Commoning heißt daher auch das Potential für Konflikte auf der Suche nach Konsens anzuerkennen und auszuhandeln

Das Common ist nur so gut wie der Prozess in dem es geschaffen wird.

Dimitris Soudias

Workshop Teil II: Designen der Pläne für die Stühle

  • Kollektives Designen der Stühle mit Unterstützung von Software
  • Gemeinsames Herstellen der Stühle
  • Testen und überarbeiten der Stühle 
  • Lizensierung der Stühle als Creative Commons

Teil III: die Abschlussveranstaltung

 Zum dritten Teil von „Bauhaus Trifft Commons“ lud das Goethe Institut-Athen die Workshopteilnehmer*innen zu einer Abschlussveranstaltung ein, um Ihre fertigen Stühle zu präsentieren und mit einem interessierten Publikum den Austausch darüber zu suchen.
 
Impulsvorträge bildeten den konzeptuellen Rahmen dieser Präsentation. Die Kollegen vom LUDD Open Lab beschrieben zunächst den experimentellen Zugang des Workshops, und die gemeinsamen Erfahrungen informellen Miteinander-Schaffens.
 
Danach folgte ein an der Praxis orientierter Vortrag vom Berliner Architekten Florian Köhl zum Thema „Come On Architecture, Make Space More Common“. Hier versuchte der ehemalige Mitarbeiter des Studio Daniel Libeskind aufzuzeigen, wie Architektur Commons Spaces, also Räume des Gemeingutes, schaffen kann, z.B. entlang der Berliner Prinzessinengärten, oder dem Konzept der Baugemeinschaften.
 
Anschließend bot Prof. Stavros Stavrides der Nationalen Technischen Universität Athen einen konzeptuellen Vortrag mit dem Titel „Bauhaus and the Architecture of the Commons“ dar. Stavrides gelang eine innovative Lesart des Bauhauses, in der er die Ideengeschichte der Schule durch das Prisma der Commons reflektierte. Durch Oskar Schlemmer, Walter Gropius, und insbesondere Hannes Meyer, zeichnete Stavrides ein Bild der gemeinschaftsorientieren Zugänge der Bauhaus-Denkerinnen.

In der Podiumsdiskussion stellten sich die Vortragend schließlich der Fragen, was das Bauhaus und die Commons vor dem Hintergrund technologischer Neuerungen, ökonomischer Ungleichheiten, Wettbewerbszwang, und sozialer Missstände voneinander lernen können. Vielmehr als Antworten zu finden, gelang es in diesem Rahmen neue Fragestellungen zu entwickeln — als Beginn einer Diskussion zu alternativen Formen des gemeinsamen Lebens.

Der Stuhl von Marcel Breuer dient gleichwohl als Gegenstand des täglichen Bedarfs (Sitzen), als auch als ein Artefakt, welches aus einen Wissensbildungsprozess hervorging. Denn die Workshopteilnehmer*innen fragten sich u.a.:

  • Wie können wir die Lehren des Bauhauses (zu Farbe, Form, Material etc.) für die Geräte in einem Maker Space nutzen?
  • Welches Material ist ökologisch nachhaltig und preiswert in der Produktion?
  • Wie kann der Stuhl so designed werden, dass er einfach nachzubauen ist (Stichwort: IKEA-Prinzip, welches letztlich aus dem Bauhaus hervorgegangen ist)?
  • Wie sitzt man ergonomisch und orthopädisch „gesund“ auf diesem Stuhl?
  • Welche Rolle spielen Güter des täglichen Bedarfs in unserem Alltag?
  • Wie können wir gewährleisten, dass sie vielen Menschen zugänglich sind?

Fazit im Hinblick eines Commoning-Leitfadens

Nutzung begrenzter Ressourcen: Regeln werden von Nutzer*innen gemeinsam festgelegt Kollektiver Prozess
Wie wird der Prozess organisiert?
     
  • Der Workshop funktionierte über Zusammenarbeit in Gruppen. Anspruch war es, Konsens zu finden über die Erstellung des Stuhles. Manche Gruppen handelten daher bis tief in die Nacht Details aus. Die Gruppen organisierten Materialauswahl, -kauf, Design und Produktion des Stuhls selbst. Kollektive Entscheidungsfindungsprozesse sind trotz Konflikten, die der Anspruch des Konsenses mit sich bringt, gut gelungen.
  • Eine Schwierigkeit stellt der Auswahlprozess für den Workshop dar. Obwohl die Teilnehmer*innen horizontal und basisdemokratisch miteinander arbeiteten, konnten sie das erst, nachdem sie für den Workshop ausgewählt wurden. Da wir viele verschiedene Expertisen und Hintergründe zusammenbringen wollten, musste eine Auswahl getroffen werden, die letztlich exklusiv wirkt. Dieses Dilemma müssen wir bei weiteren Veranstaltungen adressieren. 
Nutzung unbegrenzter Ressourcen (z.B. Code, Ideen): Frei und Open Access Nachhaltige Nutzung & Fairer Zugang
Wie stellen wir einen fairen und nachhaltigen Zugang zur Ressource/Leistung/Prozess/ sicher?
     
  • Bei der Auswahl der Materialen des Stuhls wurde auf die Nachhaltigkeit der Rohstoffe geachtet.

Wir haben uns überlegt, wie nachhaltig das Material ist, aber auch, wie „upcyclebar“ es ist. Anders gesagt: Wenn wir den Stuhl nicht mehr benutzen wollen, wie können seine Bestandteile für die Erstellung anderer Gegenstände verwendet werden?

Manolis Levedianos

 
  • Die Kernmaterialien waren Eisen, sowie unbearbeitetes Holz. Eine Gruppe arbeitete mit wiederverwendbaren PET aus recycelten Plastikflaschen. Es gab jedoch auch eine weitere Gruppe, die sich die Fragen ökologischer Nachhaltigkeit gar nicht stellte.
  • Die Pläne der jeweiligen Stuhldesigns sind allesamt zugänglich unter Creative-Commons lizensiert und somit auch weiterentwickelbar. Das gewährleistet den offenen und freien Zugang zum Selberbauen des Stuhls.
Es wird etwas geschaffen oder ein Prozess initiiert, der vormals privatisiert — also von profitorientierten Akteuren — organisiert war Gemeinwohl statt Profit
Wie gewährleisten wir einen Nutzen für das Gemeinwohl
 
     
  • Die Überlegungen der Bauhaus-Schule, Bedarfsgüter preiswert verfügbar zu machen, hat den Prozess des Schaffens maßgeblich beeinflusst. Es ging um Fragen von Ergonomie und Nutzen, vielmehr als um das produzieren eines verkaufbaren Konsumguts. Die offen zugänglichen Pläne erlauben, dass die Stühle z.B. in anderen Maker-Spaces nachgebaut werden können.

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