Oma Trude  Die persönliche Note – Papier vom Feinsten

Trude schöpft Papier
Trude schöpft Papier © Illustration: Celine Buldun

Warum nicht mal wieder einen Brief schreiben? Und warum das Papier dafür nicht selbst herstellen? Oma Trude nutzt die ruhige Vorweihnachtszeit und wird kreativ – unter Einsatz von Bilderrahmen, Pürierstab und Wäscheleine.

Ihr Lieben,
 
das Jahr neigt sich dem Ende zu, ein Jahr, wie wir es noch nie erlebt haben. Corona hat unser Leben im Griff, schon wieder sind unsere Kontakte stark eingeschränkt, wir tragen immer noch Mundschutz und halten Abstand zueinander. So traurig und anstrengend das ist, ich möchte mich positiv stimmen und die Vorweihnachtszeit auch ein wenig genießen können. Deshalb stehen bei mir schon überall Kerzen auf den Fensterbänken, und um mich abzulenken, denke ich über Weihnachtsgeschenke nach.
 

Geduldiges Papier

Das Ergebnis? Weihnachtskarten und Geschenke aus selbstgemachtem Papier für meine Lieben. Ich hatte das große Bedürfnis nach etwas Bodenständigem, etwas Handgemachtem. Die vielen Videotreffen der letzten Monate mit den Kindern, Enkeln und Urenkeln waren ja schön und gut, jetzt brauche ich aber dringend ein Kontrastprogramm: Briefe, die per Post ankommen – und keine Rechnungen sind – sowie Tinte und persönliche Handschrift, wie früher eben.
 
Um einen Gedanken zu Papier zu bringen, benötigen wir doch mehr Zeit, als wenn wir ihn als Sprachnachricht durch die Luft senden. Das gibt uns aber auch die Chance, uns wohldurchdacht zu äußern. Mir gefällt diese Vorstellung: Warum nicht unsere schnelle Welt hier und da ein wenig verlangsamen und die schreckliche Langeweile aufgrund der Kontaktbegrenzung kreativ nutzen?
 

Vielfältig einsetzbar

Aber ich will gar nicht zu philosophisch werden. Lieber erkläre ich Euch, wie einfach es ist, schöne Papiergeschenke herzustellen. Ihr könnt entweder das Papier für Eure Weihnachtspost selbst verwenden oder Euren Lieben Briefpapier-Sets schenken. Der Charme an selbstgemachtem Papier ist ja, dass es sehr grob und dick sein kann. Daher habe ich in den Innenteil von meinen Klappkarten ein feines Papier geklebt, auf dem es sich besser schreibt.
 
Kleine Geschenke wie Lesezeichen oder Weihnachtsschmuck sind schnell gemacht, wenn das Papier erst einmal hergestellt ist. Als Geschenkpapier könnt Ihr größere Bögen auch wunderbar verwenden. Oder Ihr bindet eine Papier-Banderole um ein in Packpapier gewickeltes Geschenk – sieht wirklich hübsch aus. Lasst Eure Fantasie ruhig spielen! Apropos: Papierschöpfen ist sogar ein schöner Zeitvertreib mit Kindern.
 

Was Ihr braucht

Nicht viel – das meiste habt Ihr wahrscheinlich Zuhause. Ich empfehle Euch aber, ein kurzes Internetvideo übers Papierschöpfen anzusehen, dann wisst Ihr, wie etwa so ein Schöpfrahmen aussehen soll und wie Ihr damit am besten umgeht.
  • Schöpfrahmen – kaufen, selbst zusammenhämmern oder einen alten Holzbilderrahmen verwenden, aus dem Ihr das Glas nehmen könnt
  • Tüll oder feinmaschiges Fliegengitter
  • Reißzwecken oder kleine Nägel
  • Zeitungspapier oder Toilettenpapier
  • Eimer zum Ansetzen der sogenannten Pulpe
  • Küchengerät – Euren Pürierstab
  • einige Handtücher sowie saugstarke Putztücher
  • eine wasserdichte Unterlage – zum Beispiel einen großen Müllsack oder eine Wachstischdecke
  • ein Nudelholz
  • eine Wanne oder eine flache Plastikkiste, etwas größer als der Schöpfrahmen
  • heißes Wasser
  • Wäscheleine oder Wäscheständer zum Trocknen 

Wahlweise

- bunte Papierservietten oder Aquarellfarbe zum Setzen von Farbakzenten
- getrocknete Blüten oder kleine Blätter 

Herstellung der Pulpe

Das Zeitungspapier reißt Ihr in kleine Fetzen und gebt ggf. etwas farbiges und klein zerstückeltes Serviettenpapier dazu, wenn Ihr am Schluss buntes Papier haben wollt.
Vermischt das Papier mit heißem Wasser, so dass Ihr einen Brei bekommt. Den lasst Ihr über Nacht stehen und vermengt ihn am nächsten Tag mit dem Pürierstab.
 

Schöpfrahmen selber bauen

Fliegengitter oder Tüll schneidet Ihr mit ungefähr fünf Zentimeter Zugabe der Größe des Bilderrahmens entsprechend zu. Den Stoff könnt Ihr straffer befestigen, wenn Ihr ihn einmal am Rand einschlagt, dann reißt er nicht. Mit Nägeln befestigen, fertig ist Euer Rahmen – den ihr im Übrigen auch kaufen könntet.
 

Erst wird geschöpft …

Ihr füllt Eure Wanne halbvoll mit Wasser und gebt Eure Pulpe dazu. Je mehr, desto dicker wird Euer Papier. Alles umrühren. Ihr taucht Euren Rahmen erst schräg, dann waagerecht ins Wasser, so dass sich die Masse auf dem Rahmen verteilen kann. Nachdem Ihr den Rahmen aus der Wanne gehoben habt, lasst ihn noch ein paar Minuten abtropfen.
 
Wollt Ihr Euer Papier verzieren, ist dies der passende Moment. Einfach ein paar getrocknete Blüten auf dem Papierbrei verteilen und vielleicht noch mit Aquarellfarbe ein paar Farbakzente setzen.
 

… dann wird gerollert

Jetzt braucht Ihr Eure wasserdichte Unterlage, auf die Ihr ein Handtuch legt. Gebt ein Putztuch auf Euren Papierbrei, der sich immer noch im Schöpfrahmen befindet. Dann kippt Ihr den Rahmen auf die Arbeitsfläche, so dass sich der Brei vom Rahmen löst. Eventuell müsst Ihr ein wenig auf den Rahmen klopfen. Legt dann ein weiteres Putztuch auf den Papierbrei und rollt das Wasser mit dem Nudelholz aus Eurem Papier – Ihr braucht mehrere Putztücher, bis das Papier fast trocken ist und Ihr es zusammen mit einem Putztuch auf dem Wäscheständer vollends trocknen lasst. Am Ende könnt Ihr Eure Blätter und Bögen auch noch bei mittlerer Hitze bügeln.
 
Ich wünsche Euch viel Spaß bei der Herstellung, gutes Gelingen und dass Euch in dieser dunklen Zeit des Jahres möglichst viele erhellende Briefe und Karten erreichen.

Seid herzlich gegrüßt von Eurer
Trude