Oma Trude  Nachhaltige Urlaubsfreuden

Oma Trude: Nachhaltige Urlaubsfreuden © Bild: Pixabay, Illustration: Celine Buldun

Endlich Sommer! Obwohl Oma Trude längst Ruheständlerin ist, genießt sie die entspannte Ferienzeit an ihrem Badesee ganz besonders. Aber als Nachhaltigkeitsfreundin macht sie sich auch Gedanken: Passen Reiselust und Umweltschutz heute noch zusammen?

Ihr Lieben,

Sommer, Sonne, Badesee, ich bin in meinem Element! Ihr wisst ja, und ich wiederhole es gerne: Ich liebe den Sommer! Er entspannt mich ungemein. Jeden Tag bei schönem Wetter fahre ich mit dem Rad an den See, schaue aufs Wasser, blicke ins Grüne oder lese einen Krimi nach dem anderen. Entschleunigung pur. War Euch klar, dass schon der Blick in die Natur Erholung bringt? Das ist sogar wissenschaftlich erwiesen! Es ist wie Urlaub, ich bin maximal ausgeruht. Als Rentnerin habe ich allerdings auch eine entspanntere Ausgangssituation als diejenigen, die mitten im Arbeitsleben stehen, das ist klar.

(Fern-)Reiselust

Viele Menschen wollen nach den pandemiebedingt versäumten Urlauben jetzt unbedingt verreisen, so ist zumindest mein Eindruck. Und weil wir uns während der Pandemie eher im eigenen Land aufhalten mussten und in den Lockerungsphasen höchstens ins nahegelegene europäische Ausland gereist sind, wollen sich viele Menschen jetzt scheinbar nicht mehr einengen lassen. Obwohl die Pandemie auf gar keinen Fall vorbei ist. Also geht es im Urlaub möglichst weit weg – mit dem Flugzeug. Ich habe tatsächlich einige Bekannte und Freunde, die in den Sommerferien in die USA oder nach Kanada reisen. Wie kommt das nur – bei den steigenden Energiepreisen vor allem – und ist das überhaupt vertretbar?

Erste Wahl: Kohlendioxid vermeiden. Zweite Wahl: Ausgleichszahlung

Im Prinzip verstehe ich es ja: Man will seinen Kindern die große, weite Welt zeigen – wenn man es sich leisten kann. „Reisen bildet“ heißt es ja schließlich nicht ohne Grund. Aber ohne schlechtes Gewissen lässt sich heute kein Flugticket mehr kaufen. Diese Zeiten sind einfach vorbei, Klimaschutz geht vor.

Aber immerhin gibt es die Möglichkeit der CO2-Kompensation durch Ausgleichszahlungen bei Flugreisen. Ich sage wieder einmal: Besser als nichts, auch wenn die Kritiker von „Ablasshandel für das schlechte Gewissen“ sprechen. Natürlich sollte man lieber Treibhausgase vermeiden und kein Flugzeug besteigen, als hinterher Umweltprojekte finanziell unterstützen.

Wo kann ich eine Ausgleichszahlung leisten?

Wenn Ihr aber fliegt und eine Ausgleichszahlung vornehmen wollt, könnt Ihr zumindest anhand einiger geprüfter, zertifizierter Organisationen dafür sorgen, dass Umweltprojekte von Eurer Flugreise profitieren. Ihr würdet auf diese Weise nichts anderes machen als die Staaten, die das Kyoto-Protokoll unterzeichnet haben.

Zu den geprüften und von dem Verbrauchermagazin Finanztest für sehr gut bis gut befundenen Organisationen zählen:
  • Atmosfair
  • der kirchliche Kompensationsfond „Klima-Kollekte“
  • MyClimate
  • Primaklima.
Die Ergebnisse variieren etwas, lasst Euch davon nicht irritieren. Ganz billig ist die Kompensation nicht: Um einen Flug von München nach New York und zurück auszugleichen – 3.856 Kilogramm CO2 –müsstet ihr 89 Euro zahlen – pro Person. Je nach Anbieter können die Kompensationssummen übrigens eventuell von der Steuer abgesetzt werden.

80 Prozent weniger Holzverbrauch

Am besten ist es wohl, wenn die Gelder in Umweltprojekte von Entwicklungsländern gesteckt werden, die die CO2-Emission dringender reduzieren müssen als die Länder, die das Kyoto-Protokoll ohnehin unterzeichnet haben. Ein interessantes Beispiel: In Nigeria kann mit Kompensationsgeldern der Verkaufspreis von effizienten Öfen gesenkt werden. Hier möchte ich gerne etwas ausholen, denn das, was ich auf atmosfair.de darüber gelesen habe, ist sehr spannend!

Da in Nigeria um die 75 Prozent der Familien mit Holz auf offenem Feuer kochen, sind Verbrauch und Einkaufspreis entsprechend hoch: 5 Tonnen Holz pro Jahr verbraucht eine siebenköpfige Familie und zahlt dafür zehnmal so viel wie für Nahrungsmittel. In Europa liegt das Verhältnis von Energie- zu Nahrungsmittelkosten bei eins zu eins. Von dem finanziellen Ruin der Familien abgesehen, fördert die Abholzung der Wälder die Ausbreitung der Wüsten, was am Ende die gesamte Menschheit betrifft.

Laut Atmosfair verbrauchen diese effizienten Öfen etwa 80 Prozent weniger Holz. Das ist enorm! Zur geförderten Anschaffung dieser Öfen kommt hinzu, dass Atmosfair dafür in der Bevölkerung wirbt und die Menschen mittels Vorführungen überzeugen will. Überzeugend ist wohl auch die Tatsache, dass diese Öfen das Holz sauberer verbrennen, was besser für die Gesundheit ist. Also mich hat das überzeugt!

CO2-Fußabdruck von Hotels

Wenn es keine Fernreise mit CO2-Kompensation sein soll, könnt Ihr an anderer Stelle Gutes beim „Urlauben“ tun. Dass ein klimafreundlicher Urlaub nicht immer der günstigste ist, ist bedauerlich – außer vielleicht, Ihr zeltet und fahrt mit dem Rad und/oder der Bahn. Ich kann das nur empfehlen!

Grüne Siegel
Es gibt immer mehr Urlauber*innen, die den CO2-Fußabdruck eines Hotels recherchieren. Da kann das vom Umweltbundesamt empfohlene Siegel „GreenSign“ behilflich sein – es bewertet in folgenden Kriterien:
  • Management und Kommunikation
  • Umwelt (Energie, Wasser und Abfall)
  • Einkauf
  • Regionalität
  • Qualitätsmanagement und nachhaltige Entwicklung
  • Soziale und wirtschaftliche Verantwortung.
Allerdings sind weltweit wohl erst um die 300 Einrichtungen des Tourismus mit dem Label versehen worden. Nun gut, das entwickelt sich bestimmt weiter. Im Moment tragen in Frankreich drei Hotels dieses Label, in Spanien und Südafrika eines und in Deutschland 292. Wieder einmal komme ich zu dem Schluss: Besser nur 300 Hotels mit diesem Label als keines. Und selbst wenn ein Hotel kein grünes Siegel hat, sieht man ja anhand von Frühstücksbuffet und LED-Beleuchtung, ob sich die Hotelleitung Gedanken über Umweltschutz und Energieeinsparungen gemacht hat. Eines steht fest: Marmelade und anderes Essen in kleinen Wegwerf-Plastikbehältnissen zu servieren, war schon vor der Pandemie total out!

Ein weiteres interessantes Siegel ist „Viabono“, das umwelt- und klimafreundliches Reisen nach ähnlichen Kriterien bewertet. Auch Jugendunterkünfte und Campingplätze werden bei diesem Label berücksichtigt.

Ausbaufähig: nachhaltige Anreise

Immer noch hapert es bei der Anreise zum nachhaltigen Hotel, da leider die Anbindung an Bus und Bahn – sagen wir es einmal vorsichtig – oft ausbaufähig ist. Aber auch hier gibt’s schon Fortschritte. Ich bin über ein Beispiel gestolpert, wo Bahnreisenden im Bayerischen Wald ein Rabatt beim Mieten eines E-Autos gewährt wird, falls sie im Urlaub einmal etwas flexibler unterwegs sein wollen.

Habe ich Euch nun in Ferienlaune versetzt? Wahrscheinlich stehen Eure Pläne für diesen Sommer schon längst oder Ihr seid bereits auf dem Rückweg von Eurem Urlaub. Sich Gedanken über nachhaltiges Reisen zu machen schadet jedenfalls zu keiner Zeit des Jahres. Nach all meinen Recherchen fahre ich noch viel lieber mit dem Rad an meinen geliebten Badesee. Urlaub zu Hause: auch sehr schön!

Sonnig-ausgeruhte Grüße
Eure Trude