Nanovo – hochwertiges Design aus den 60er, 70er und 80ern
(Copyright: Nanovo)
Habt ihr sentimentale Erinnerungen an die alte Lampe, die euer Zimmer schmückte, bevor sie für ein neues Modell von Ikea Platz machen musste? Oder gefällt euch Omas Sessel, den sie schon seit Ewigkeiten zu besitzen scheint? Gefällt euch das Design und der Stil der 60er, 70er und 80er Jahre? Dann werdet ihr sicherlich auch Nanovo mögen.
Nanovo – das sind die beiden jungen Designer Adam Karásek und Jiří Mrázek. Sie haben sich entschlossen, die angewandte Kunst und das Design der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht nur ins Bewusstsein zu rufen, sondern auch wieder unters Volk zu bringen. Deshalb sind sie ständig auf der Suche nach interessanten Stücken aus jener Zeit, die sie nicht selten in Müllcontainern oder – unbeachtet und vergessen – auf den Pulten und Regalen von Trödelläden finden. Diese Stücke bieten sie dann im möglichst originalgetreuen Zustand in ihrem Internet-Shop an.
„Die Gestaltungsstile der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, vor allem das Design der 60er, 70er und 80er Jahre hat sich bereits in der Kindheit in unser Unterbewusstsein eingebrannt“, sagt Jirka und erklärt in einem Atemzug warum. „Ohne dass wir uns dessen bewusst gewesen wären, prägten uns die einfachen Formen der Spielzeuge, die viel mehr Raum für Phantasie ließen. Das gilt aber auch für das Aussehen der Städte, in denen wir aufgewachsen sind. Dieses Bild wurde eben massiv durch die Bautätigkeit der 60er und 70er Jahre geprägt. Dazu zählt zum Beispiel die Einweihung der Prager Metro 1974 oder die Eröffnung des Prager Kaufhauses ,Máj‘ ein Jahr später.“ Sein Mitarbeiter Adam fügt hinzu: „Dadurch haben wir eine Beziehung zu unkomplizierten Dingen mit harmonischen Formen aufgebaut. Nach und nach fingen wir an, diese Sachen zu sammeln. Daraus entstand schließlich auch die Idee für Nanovo. Wir wollten diese Gegenstände den Leuten zugänglich machen und dadurch gleichzeitig für ihre spezifische Ästhethik werben.“
In Adams und Jiřís E-Shop werden zwar regelmäßig auch einige Produkte aus dem Ausland angeboten, die absolute Mehrzahl bilden jedoch Gegenstände im traditionellen tschechoslowakischen Styling, entworfen von anerkannten Designern. Dazu gehören solche Design-Ikonen wie die Uhr Pragotron C 301, die ehemals zur Standardausstattung der allermeisten tschechischen Bahnhöfe und Schulen gehörte (und mancherorts bis heute gehört). Auch die beliebten aufblasbarem Spielzeugfiguren von Libuše Niklová oder das Telefon T65 H von Bohumil Míra, das im Jahr 2005 in die Publikation „Czech 100 Design Icons“ Aufnahme fand, genießen heute Kult-Status. Ähnliches gilt auch für den bekannten Polstersessel aus der Manufaktur der Kunstgewerblichen Betriebe (UměleckoPrůmyslové zavody). Von ausländischen Designern ist beispielsweise der berühmte Plastik-Klappstuhl Plia von Giancarlo Piretti im Angebot. Der Stuhl wurde das erste Mal 1967 auf der Mailänder Möbelmesse präsentiert und ist heute Bestandteil der Sammlung des New Yorker Museums für Moderne Kunst (MoMa).
Ob Möbel, Glas, Lampen, Wohn-Accessoires oder Industrie-Design: das Nanovo-Angebot ist in der Tat vielfältig. Alle Gegenstände wurden im Originalzustand belassen; nur im Falle mechanischer Schäden wurde mit sanften Eingriffen die Funktionalität wieder hergestellt. Das Ziel des gesamten Projekts besteht also vor allem darin, diesen oftmals vergessenen Kostbarkeiten durch die Wiederherstellung ihres Nutzwertes die Rückkehr in das Alltagsleben der Menschen zu ermöglichen.
Es ist jedoch kein Zufall, dass man im Angebot dieses E-Shops auch auf Dinge stößt, denen man aktuell in den Geschäften begegnet. Einige Stücke werden bis heute hergestellt, andere wurden erst kürzlich wieder neu aufgelegt. Auf jeden Fall stehen diese Objekte für eine Menge Erfindungsgeist sowie zeitlose Ideen und Stile.
Das vorhandene Angebot wird in nächster Zukunft um Literatur zum Thema erweitert. Geplant sind auch Exkursionen zu interessanten Orten, die in ihrer ursprünglichen Gestalt erhalten geblieben sind. Und was kosten nun die einzelnen Designerstücke? Nicht die Welt. Eine Armbanduhr von Prim gibt es für 1700 Kronen (70 Euro), Tischlampen kosten rund 40 Euro. Wem diese Preise zu hoch erscheinen, der hat auch die Möglichkeit, sich bestimmte Objekte erst einmal nur auszuleihen.
Übersetzung: Ivan Dramatisch
Copyright: Goethe-Institut Prag
Dezember 2011