Eine Nymphomanin in Sibirien

Foto: Nymphomaniac Vol. 1  © Christian Geisnæs„Nymphomaniac Vol. 1“ | © Christian Geisnæs
„Nymphomaniac Vol. 1“ | © Christian Geisnæs

Es ist kalt in Berlin, aber vor allem ein dänischer Film wird in jedem Fall für Wärme sorgen.

„Es ist kalt hier … wie in Sibirien“, schrieb mir Ferdinand gestern. Ich bin dabei zu packen, bevor es losgeht nach Berlin. Muss an warme Handschuhe denken. Ferdinand ist mein Airbnb-Gastgeber, bei dem ich in Berlin unterkomme. Ich werde im hippen Türkenviertel wohnen, in Kreuzberg, von da ist es nicht weit bis zum Potsdamer Platz – dem Herz der Berlinale.

Es ist also auch hier in Dänemark kalt. Mein Kaffee und ich gucken raus auf den Schnee, während ich versuche, mein Festivalprogramm in den Griff zu bekommen. Vier Interviews und eine große Anzahl unbekannter Filme stehen auf der Liste. Und ein paar Berliner Pilsener natürlich.

Eine der dänischen Festivalgrößen ist Pernille Fischer Christensen. Sie ist so etwas wie ein Berlinale-Darling. Es ist das dritte Mal, dass eine der talentiertesten dänischen Regisseurinnen Gelegenheit bekommt, einen ihrer Filme in Berlin zu zeigen. Jedes Mal ein Film, der mit „En“ anfängt. Erst der Gewinner des Silbernen Bärens En soap, dann En familie und jetzt En du elsker. Normalerweise liebt die Berlinale ihre Filme, aber diesmal ist der Film nicht für den Hauptwettbewerb ausgewählt worden. Vielleicht weil Trine Dyrholm mitspielt? – Sie sitzt auch in der Jury. Noch ein Däne.

Der ganz große dänische Höhepunkt wird Lars von Triers endgültige Version von Nymphomaniac Vol. 1 sein, der in Berlin Weltpremiere hat. Ich habe die kurze Version des Films gesehen – eine Provokation verkleidet in grenzüberschreitenden Filmsex. Typisch Dänisch. Wie werden wohl die etwas ordentlicheren und gesitteten Deutschen auf den Film reagieren? Verstehen sie den Witz? Hoffe jedenfalls, dass sich meine deutsche Mitbloggerin Jutta den Film anguckt, wenn sie sich traut. Falls ich meine Handschuhe in Dänemark vergesse, kann ich mich drauf verlassen, dass von Triers Provokationsfilm mir einheizen wird. Sogar in Sibirien.

Morten Vejlgaard Just
bloggt für Goethe.de/Daenemark von der Berlinale.

Copyright: Goethe-Institut Dänemark, Online-Redaktion
Februar 2014
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Morten Vejlgaard Just ist Filmjournalist und Film- redakteur bei Filmz.dk und bei Den2radio. Kurz gesagt: Er ist Filmvermittler und nicht zuletzt Filmfan. Für Morten ist das persönliche Filmerlebnis am wichtigsten. Gerne darf es einen Detektiv beinhalten, der von einer schönen Frau reingelegt wird – damals, als man im Film noch rauchen durfte.

Twitter @vejlgaardjust