Goethe Open Space 2024 Shanghai 1920-1945: Pfeife, Kolophonium und Fuge

Shanghai 1920-1945: Pfeife, Kolophonium und Fuge © TAIFUN Project e.V.

Zeit der Ausstellung: 24.-25. Oktober 2024, 10:00-18:30, 26. Oktober 2024, 13:00-18:30; Ausstellungseröffnung: 24. Oktober 2024, 17:00-20:00; Zeit des Gesprächs: 26. Oktober 2024, 15:00-17:00

Abteilung Kultur und Bildung

Ausstellung mit Gespräch

Vom 24. bis zum 26. Oktober 2024 lädt die Abteilung Kultur und Bildung im Rahmen des Goethe Open Space 2024 in Zusammenarbeit mit den Kuratorinnen Lico Fang (Düsseldorf/ Deutschland) und ZHANG Ting (Shanghai/ China) die deutsch-chinesische Künstlerin Silvia Yuet Tam und den deutsch-japanischen Soziologen Shingo Shimada nach Shanghai ein. Beide Gäste haben durch ihre Familiengeschichte einen Bezug zum Shanghai des frühen 20. Jahrhunderts. In einer Ausstellung und einem Vortrag mit anschließender Diskussion präsentieren sie die Schicksale ihrer beiden sehr unterschiedlichen Familien und laden das Publikum ein, gemeinsam über Themen wie Migration und Identität zu sprechen.

Wenn die Perspektive der Mikrogeschichte und das künstlerische Schaffen eine sich gegenseitig verstärkende Forschungsmethode bilden, stellt sich die Frage: Wie kann der Mensch trotz der historischen Fakten seine eigene Identität und die Grenzen von Raum und Zeit überwinden? Und wie kann er dabei die große Geschichte immer wieder kreativ und fantasievoll neu interpretieren?
 
Der Kontext des Projekts ist Shanghai, bekannt als das „Paris des Orients“, zwischen den Jahren 1920 und 1945 – vor und nach Beginn des Pazifikkriegs. Eine deutsche Frau, die in den 1920er Jahren aus Liebe nach China zog, und ein japanisches Ehepaar, das im Baumwollhandel in der japanischen Zone von Shanghai tätig war, hätten sich nie vorstellen können, dass ihre Nachkommen im Jahr 2024, hundert Jahre später, zum ersten Mal in ihrem Leben nach Shanghai kommen würden.
 
Sie sind hierhergekommen, um die Geschichte dieser faszinierenden, aber auch tragischen Stadt mit ihrer eigenen Familiengeschichte von Trennung, Migration und der Suche nach einer neuen Identität zu verbinden. Dieses Projekt soll die Verflechtung von persönlichen, familiären und urbanen Geschichten in der Form eines künstlerischen Projektes präsentieren. Der Titel der Ausstellung beinhaltet die Symbole einer Pfeife, eines Kolophonium und einer Fuge, die Tams Vater oft hörte, um in diese romantische und geheimnisvolle Zeit der Geschichte einzutauchen.
 

Gäste

Silvia Yuet Tam
Silvia Yuet Tam wurde in Hongkong geboren. Schon früh erlernte sie unter der Anleitung ihres Künstlervaters die Kunst der Ölmalerei und studierte später im Bachelor-Studiengang für Architektur und Umweltkunst an der Guangzhou Kunstakademie. 2016 begann sie an der Universität Bonn ihr Studium mit Fokus auf Deutsche Literatur und Vergleichende Literaturwissenschaft.
Sie schloss ihr Masterstudium 2024 im Fachbereich Photography Studies and Practice an der Folkwang Universität der Künste in Essen ab.  Seit 2019 forscht Tam intensiv über die Geschichte ihrer Familie und setzt sich dabei mit Fotografie, Video, Audio, Text und Malerei auseinander, um die Einwanderungserinnerungen, Identitäten und familiären Erzählungen einer sino-deutschen Familie seit den 1920er Jahren zu erkunden und darzustellen. 

Dr. Shingo Shimada
2005 übernahm Dr. Shingo Shimada den neu errichteten Lehrstuhl für Modernes Japan II mit sozialwissenschaftlichem Schwerpunkt an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und arbeitete dort bis zum Jahr 2023. Zuvor hatte er die Professur für Vergleichende Kultursoziologie am Institut für Ethnologie der Universität Halle-Wittenberg inne. Ab dem 01. April 2023, übernahm er eine Gastprofessur an der Osaka Universität in Japan. Seine Forschungsschwerpunkte sind kulturvergleichende Studien, Postcolonial Studies, kulturvergleichende Alter(n)sforschung.
Dr. Shimada zog im Alter von siebzehn Jahren von Japan nach Deutschland. Seine Mutter wurde Ende der 1920er Jahre in Shanghai geboren. Mit sechzehn Jahren zog sie zurück nach Japan. Als Dr. Shimada nach dem Tod seiner Mutter 2022 ihre Erinnerungsstücke sichtete, entdeckte er Fotos und Dokumente über ihre Zeit in Shanghai, die sie ihr ganzes Leben lang aufbewahrt hatte.

Kuratorinnen

Lico Fang
Lico Fang ist eine deutsch-chinesische Kuratorin, und seit 2016 die Gründerin und Projektleiterin des Kunstvereins TAIFUN Project e.V. sowie Dokumentarfilmproduzentin.
Sie hat einen Abschluss in Literaturwissenschaft und arbeitete als Kulturjournalistin. 
Sie konzentriert sich aktuell auf Themen, die im öffentlichen Diskurs wenig Beachtung finden und zu knapp diskutiert werden, insbesondere die Entwicklung einer alternden Gesellschaft und die Art und Weise, wie die Gesellschaft, auch jede/r Einzelne darauf reagiert, und insbesondere die Frage, wie die weibliche Identität im Kontext des Alterns neu interpretiert werden kann. Ihre Projekte realisiert sie in China, Deutschland, Japan und Korea.

ZHANG Ting
ZHANG Ting ist seit 2001 Dozentin an der China Academy of Art und hat einen Doktortitel in Kunsttheorie und Museologie. ZHANG interessiert sich seit langem für kulturübergreifende Ökologie und den Ausdruck zeitgenössischer Kunst im internationalen Kontext, sowie das forschungsbasierte Schaffen mit dem Vergleich geografischer Beziehungen. Inzwischen beschäftigt sie sich mit der Kuration zeitgenössischer Kunst, dem Projektmanagement und der Kunstkritik.

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