Fotoausstellung
“Germaine Krull – Die Rückkehr einer Avantgardistin”

Germaine Krull
© Goethe-Institut Thailand

The Jim Thompson Art Center

Kuratiert von Anna-Catharina Gebbers, Kuratorin Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin, initiiert von Maren Niemeyer, Direktorin Goethe-Institut Thailand

Sie war Weltbürgerin, Künstlerin, Revolutionärin, Kriegsreporterin und eine der ersten weiblichen Hotelmanagerinnen in Bangkok. Germaine Krull, 1897 in Posen geboren, hat sich und ihr Leben immer wieder neu erfunden.  Das beeindruckende Gesamtwerk, das die Ausnahme-Fotografin hinterlassen hat, ist so ungewöhnlich wie das Jahrhundert in dem sie lebte. Es spiegelt die rastlose Suche nach künstlerischer und gesellschaftlicher Freiheit einer unerschrockenen Pionierin. Jetzt werden ihre Fotografien erstmalig in Bangkok gezeigt, der Stadt, deren gesellschaftliches Leben sie 20 Jahre mitprägte.

Germaine Krull ist eine Legende, gilt als eine der Begründerinnen der Fotografie der westlichen Moderne. Doch zu ihrem Beruf und ihrer lebenslangen Leidenschaft verhalf ihr wie so oft der Zufall. Weil Germaine Krull ohne Abitur in München nicht zum Studium zugelassen wurde, begann sie eine Ausbildung zur Fotografin. In München wird sie mit 20 Jahren zur politischen Revolutionärin, und so landet sie kurze Zeit später in Russland, lebt danach im Umfeld von Berthold Brecht und George Grosz im Berlin der 20er Jahre und findet 1929 in Paris endlich zu ihrer wahren Berufung:
Magisch angezogen von dem, wie sie es nannte, „alten schwarzen Ding“, jongliert sie auf dem Eiffelturm herum, fotografiert technische Details und spielt mit dem Licht und der schieren Kraft der tonnenschweren Metallkonstruktion. 1927 veröffentlicht sie diese Bilder unter dem Titel „Métal“ in einer losen Blättersammlung, die wegweisend für die Fotografie wird. Über Nacht wird Germaine Krull berühmt.

Rastlos reist sie durch die Welt, ist in Brasilien, Afrika, Laos und Kambodscha und kommt 1947, mit fast 50 Jahren in Bangkok an. Ein kurzer Urlaub, geplant als Erholung von ihrer Arbeit als Kriegskorrespondentin, wird zu einem der längsten Kapitel ihres Lebens. Kurz nach ihrer Ankunft fotografiere sie die Einäscherung von König Rama VIII. (1935-1946), Ananda Mahidol, im Beisein seines Bruders Bhumipol Adulyadej, der im als Rama IX. (1946-2016) auf dem Thron folgte. Zusammen mit dem charismatischen Amerikaner Jim Thompson, übernimmt sie das völlig heruntergekommene Oriental Hotel, das sie von 1947 bis 1967 führte. Unter der Regie der Fotografin und des Seidenhändlers erwacht das Hotel zu neuem Glamour, in der Bamboo Bar trifft sich die Society der Stadt, Germaine Krull wird selbst zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten dieser Zeit.

Erst 20 Jahre später, mit 70 Jahren, verlässt sie Bangkok und zieht ein letztes Mal um, diesmal nach Nordindien, wo sie sich im Kreis des Dalai Lama für tibetische Flüchtlinge einsetzt. Nach schwerer Krankheit verstarb die berühmte Weltbürgerin 1985 in einem Seniorenstift im hessischen Wetzlar, wo auch ihre Grabstätte liegt.

Jetzt kommen ihre Werke erstmals zurück nach Bangkok, in die Stadt, in der sie lange gelebt hat und Spuren hinterließ.  Das Goethe-Institut Thailand zeigt im Jim Thompson Art Center eine Auswahl von Werken aus dem Germaine Krull Archiv des Essener Museum Folkwang, das ihren künstlerischen Nachlass verwaltet. Die Ausstellung gibt ganz neue Einblicke in das experimentelle Werk und das außergewöhnliche Leben der großen Fotografin und ihrer Zeit.

Erstmals werden auch Fotografien ihres in Thailand entstandenen Œuvres gezeigt.

Ihre Rückkehr nach Bangkok könnte passender nicht sein: Durch die Initiative des Goethe-Instituts Thailand und die Bereitstellung ihrer fotografischen Arbeiten im Rahmen der Kooperation mit dem Krull-Archiv des Folkwang Museum in Essen werden Germaine Krulls Werke nun dort präsentiert, wo ihr einstiger Wegbegleiter Jim Thompson sein Erbe hinterließ: im Jim Thompson Art Center.

Maren Niemeyer, Direktorin des Goethe-Instituts Thailand: „Germaine Krull ist für mich eine absolute Entdeckung. Ihr Werk zeigt in einer beeindruckenden Weise den oft vergessenen und nicht berücksichtigten weiblichen Blick auf die wechselvollen Geschehnisse des 20. Jahrhunderts.“

Anna-Catharina Gebbers, Kuratorin an der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart - Berlin: „Mit dem Selbstbewusstsein der Neuen Frau hat Germaine Krull auch die Fotografie revolutioniert: Ihre ungewöhnlichen Bildfindungen und fotografischen Experimente durchziehen ihr Werk bis zu ihrem in Asien entstandenen Spätwerk, auf das die Ausstellung einen Schwerpunkt legt.“

Details

The Jim Thompson Art Center

10/1 Kasem San 2 Alley,
Wang Mai, Pathum Wan
10330 Bangkok

Preis: Eintritt 50 THB

+66 (0) 2 216 7368 artcenter@jimthompsonhouse.com