Aktuelle Musik aus Deutschland  Popcast #10/2025

Popcast #10/2025 Peki Momés
Peki Momés © Mocambo Records

Diesen Monat mit Musik von: 

Raz O’Hara | House of Frequency
Peki Momés | Mocambo Records
rROXYMORE | !K7
Die höchste Eisenbahn | Mila Records
Laura Lee & The Jettes | Unsolicited Advice
Autor und Sprecher (Deutsch): Ralf Summer

Hallo Welt, ich weiß es geht mich nichts an
Aber kann es sein, dass dein Lächeln dir früher viel besser stand?
Die Höchste Eisenbahn „Was machst du dann“
Raz O'Hara

Raz O'Hara | © Ishka Mikocka

Es wird gleich bei den ersten Tönen des neuen Albums von Raz O’Hara klar, dass es höchstens halbrichtig ist, ihn als elektronischen Musiker zu kategorisieren. Denn während er sich auch bei diesem Album dem melancholischen Downbeat seiner frühen Jahre weitgehend treu bleibt, sind es die kleinen Details, die akustischen Loops, kratzigen Gitarrentupfer, die getragene Stimme und aus dem off auftauchenden verschwommenen Bläsersätze auf Memories of Tomorrow, die den Songs die Wärme, den human touch, den stilgebenden Soul verleihen.
Peki Momés

Peki Momés | © Mocambo Records

Meisterlich in Szene gesetzter, großzügig zurückgelehnter Funk wie aus den siebziger Jahren, mit diesem typischen knochentrockenen Schlagzeug, einem Bass der klingt als bestünde er aus Schwemmholz und einer schon etwas älteren Orgel. Dazu Synkopen auf der Gitarre, allerlei Flöten und Bläser, der eine oder andere Synthie und Gesang auf türkischer Sprache. Der “Turkish Discodelic”-Sound der Hamburgerin Peki Momés, veröffentlicht auf dem Mini-Label Mocambo Records ist eine kleine Sensation, diese eigenwillige Vermischung von verträumten Gesang, Dirty Disco und japanischem City-Pop schafft einen unverwechselbaren, ätherischen, internationalen Sound, der neu und ganz ihr eigener ist.
rRoxymore

rRoxymore | © Ronan Macdonald

Hermione Frank, ursprünglich aus Montpellier, dann Paris und Berlin und seit kurzem im schönen Mexiko-Stadt ansässig, macht unter dem Namen rRoxymore abstrakte, verschmitzt-verspielte elektronische Musik. Ihre kleinen zarten Meisterwerke sind generell eine angenehme und harmonische Erfahrung, haben aber auch stets eine experimentelle Seite. Rhythmen entstehen aus Schachtelungen verschiedenster Instrumente, die Tracks entstehen großenteils live am Laptop unter Einsatz verschiedenster digitaler und analoger Klanquellen. In ihrer filigranen Schönheit sind sie aber für die Peak-Time im Club eher ungeeignet: die acht ruhigen Tracks auf Juggling Dualities eignen sich eher für die Stunden nach der langen Nacht.
Die Höchste Eisenbahn

Die Höchste Eisenbahn | © DHE

Die Höchste Eisenbahn sind die Gralshüter des deutschen Indiepop, es gibt sie schon eine halbe Ewigkeit, und wenn ihr gereifter Popsound so freundlich durch das Zimmer schwebt, fällt einem das Wort Perfektion ein. Sie leisten sich keine Schnitzer, aber auch keine Ecken und Kanten, sondern haben sie sich dem Vertonen des Selbstverständlichen, der Poesie des Alltäglichen verschrieben, seien es Bürotage, das Leben im Allgemeinen oder das Wetter am Morgen, zusammengehalten von der markanten Stimme von Mastermind Francesco Wilking. Das lustig betitelte Wenn wir uns wieder sehen schreien wir uns wieder an erscheint auf ihrem eigenen Label, und jede der vierzehn kurzen Popnummern strotzt nur so vor Freude und positiver Energie.
 
Laura Lee & The Jettes

Laura Lee & The Jettes | © Laura Gertken

Als eine Hälfte des famosen Indiepop-Duos GURR hatte Laura Gertken bereits einen Impala Award gewonnen, den jährlichen Preis der europäischen Independentbranche. Doch im Jahr 2021 entschied sie sich, solo mit eigener Band weiterzumachen. Unter dem Namen Laura Lee & The Jettes veröffentlichten sie ihr Debut Wasteland und tourten weltweit, und nach einer Einladung zum prestigeträchtigen SXSW Festival im Frühjahr 2025 erschien das zweite Album Tough Love Paradigm, eine Sammlung munterer Rock-Pop Songs, die mal (selten) auf Deutsch, mal (meistens) auf Englisch persönliche Geschichten erzählen, über Liebe, das Leben, Anfänge und Endungen, Glück, Ärger und Trauer. Musikalisch ist das Album im wieder so hippen 90er Indierock verwurzelt, irgendwo zwischen Rock und geschmeidigem Pop, selbst produziert und von der Band tadellos umgesetzt.
 

 

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