Philadelphia - Pittsburgh, 10. September 2025  Zurück in den Cheese-Steak-Mood

Portrait von Iven Yorick Fenker auf orangenem Hintergrund mit einer Hand, die einen Stift hält © Ricardo Roa
Ich bin seit vier Tagen in den USA und mein Hals tut weh. Auch hier am Flughafen von Philadelphia ist es drinnen kälter, als draußen. Wusstest du, dass es dafür gar keine wissenschaftlichen Beweise gibt? fragt meine Freundin am Telefon. Wofür? frage ich. Dafür, dass Menschen durch Klimaanlagen krank werden, sagt sie. Aber es betrifft nur Europäer? frage ich. Ja, sagt sie. Verrückt oder? Scheiß Klimaanlagen, sage ich. Dann erzählt sie mir, dass russische Drohnen über polnischem Staatsgebiet abgeschossen wurden, die Nato will beraten. Ich weiß nicht wovon sie da spricht und das sage ich ihr auch. Entschuldige, Baby, sagt sie. Ich dachte du wüsstest das schon. Nein, ich habe die News nicht verfolgt, sage ich. Ich bin bei der Arbeit freigestellt, wo ich sonst die Nachrichten schreibe und hier wollte ich anderes schreiben, aber ich frage mich jetzt, wie der US-amerikanische Präsident auf seiner eigenen Plattform schreibt: What is with Russia?

Ich muss auflegen und mich einlesen, sage ich meiner Freundin. Das sagt man sonst am Newsdesk, sich in die Nachrichtenlage einlesen, bevor die Arbeit beginnt und jetzt sage ich das zu meiner Freundin. Ich lese was meine Kolleginnen und Kollegen bei der ZEIT schreiben. Sie haben einen Liveblog begonnen. Ich lese rückwärts bis in die Gegenwart und als ich damit fertig bin, schaue ich auf, aber auf den vielen Fernsehbildschirmen am Flughafen läuft eine andere Breaking News: Den rechtsradikalen Aktivisten Charlie Kirk hat auf einem Universitätscampus in Utah eine Kugel in den Nacken getroffen und getötet – Zu diesem Zeitpunkt ist das noch nicht öffentlich bestätigt, aber Medien werden später berichten, dass das Weiße Haus zu diesem Zeitpunkt bereits informiert gewesen sei. Aktuell ist der Stand aber, dass Kirk angeschossen sei und unklar ist, ob er das überleben wird und dass es ausgeschlossen ist, dass es sich bei den russischen Drohnen iranischer Bauart über dem Gebiet Polens um ein Versehen gehandelt habe.

Ich rufe meine Freundin wieder an und versuche sie damit zu beruhigen, dass ich gelesen habe, dass Experten davon sprechen, dass die russische Regierung unter Machthaber Wladimir Putin noch 3 bis 9 Jahre brauche, bis sie einen tatsächlichen Krieg gegen Europa, gegen die Nato, gegen den Westen führen können – und ich glaube auch, dass wir noch Zeit haben. Wofür? fragt mich meine Freundin. Dafür, dass alles besser wird, sage ich und sie sagt: Ok, Baby, zurück in den Cheese-Steak-Mood jetzt! sagt sie. Ok, sage ich. Schlaf gut, sage ich. Schlaf gut, sagt sie. Am Philadelphia-Cheese-Steak-Sandwich-Stand beobachte ich, wie das Fett aus dem Fleisch rinnt. Dann kaufe ich eine pinke Philadelphia-Cap und die roten Halls-Halsbonbons, die nach Kirschen schmecken und aktualisiere meine Nachrichtenapps, bis das Boarding für den American Airlines-Flug nach Pittsburgh beginnt.  
Die in diesem Text geäußerten Ansichten sind ausschließlich die des Autors und spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung oder Position des Goethe-Instituts wider.

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