Ausgesprochen...bildlich  Jugendwortdiskussion des Jahres

Für die einen wirken die Wortneuschöpfungen fremd, für die anderen sind sie Teil einer natürlichen Entwicklung der Sprache: Das Jugendwort des Jahres sorgt seit seiner Einführung alljährlich für große Diskussionen. Susi Bumms zeigt, welche ungeahnten Potenziale in den Jugendwörtern steckt.

In Deutschland gibt es Traditionen. Eine, die ausnahmsweise nichts mit dem kollektiven Konsum von Alkohol zu tun hat, ist die seit 2008 jährlich stattfindende Wahl des Jugendwortes des Jahres. Wobei: Die eigentliche Tradition ist nicht die Wahl an sich, sondern das kollektive Kommentieren und Diskutieren der zur Auswahl stehenden Begriffe.

Wörter kämpfen | © Susi Bumms Die Initiative „Jugendwort des Jahres“ wurde vom Langenscheidt Verlag begründet. Ob Jugendliche die Begriffe kennen und wirklich verwenden, ist ein großer Teil der Diskussionstradition.

Gammelfleischparty“, das Wort, das 2008 als Jugendwort-Synonym für Ü-30 Partys gewählt wurde, kannte ich vor der Wahl nicht. Das Gewinnerwort 2009 „hartzen“ hörte man eher in Talkshows als in Schulhofgesprächen.
Womit wir beim Wort „Niveaulimbo“, dem Gewinner von 2010 wären: Wichtig an der jährlichen Jugendworttradition ist nämlich auch die Behauptung, dass Jugendliche eine noch seltsamere Sprache sprechen und generell fauler sein als im Vorjahr. Das Niveaulimbo an der Stelle geht tief.

Niveaulimbo | © Susi Bumms Jede Tradition braucht ein Zusammenkommen: 2021 berichtete die Tagesschau, Deutschlands wichtigste Nachrichtensendung, zum ersten Mal über die Auswahl. Die Moderatorin Susanne Daubner, las hierfür alle Begriffe langsam vor: „sheesh“, „wyld“, „Digga“, „sus“. Dieser Beitrag – die Ernsthaftigkeit des Settings, die Absurdität mancher Begriffe – ist so genial, dass es eigentlich ein jährliches Public Viewing geben sollte, wenn Susanne Daubner die neuen Begriffe vorliest.


Public Viewing "Tagesschau" | © Susi Bumms

Egosurfen | © Susi Bumms
 

August 2023