Indie-Rollenspiel von Just2D  Drova und die Magdeburger Pixelwelt

Keyart des Rollenspiels "Drova"
Keyart des Rollenspiels "Drova" © Just2D

Vom Studiprojekt zum Spielehit: Das Rollenspiel „Drova“ war 2024 eines der Vorzeigespiele der deutschen Gamesbranche. Hinter dem Erfolgstitel steckt ein kleines Entwickler-Team, das zeigt: Innovative Spitzentitel entstehen nicht nur in den großen Metropolen. Ein Besuch.

Hamburg, Berlin, München, Ruhrpott – Computerspiele aus Deutschland haben ihr Zuhause meist in den großen Städten und ihren Ballungszentren. Wer die Macher von Drova kennenlernen will, muss allerdings nach Magdeburg. Genauer gesagt nach Stadtfelde Ost. Doch wer hier durch die Straßen läuft, sucht zunächst vergebens nach einem Hinweis auf das Zuhause der Spiele-Entwickler von Just2D. Allein ein unscheinbares Klingelschild verrät, wo an Videospielen getüftelt wird.

Game-Design aus der WG

Auf dem ersten Blick wirken die Räumlichkeiten von Just2D wie eine Mischung aus einem kleinem Co-Working-Space und einer Studenten-WG. Quer durch den Flur liegen Kabelkanäle, auf einem Tisch stapeln sich Auszeichnungen und Fanpost. Neben einer vertrockneten Zimmerpflanze schmückt ein Informatik-Poster die Inneneinrichtung. Die Möbel in den Zimmern beschränken sich auf Schreibtische mit riesigen Monitoren und Konsolen. Schnell wird klar: Hier wird in lockerer Atmosphäre gearbeitet.

Christian Sandkämper und Johannes Hauffe, die beiden Geschäftsführer von Just2D, betonen, dass nicht nur das Büro einen gemütlichen und individuellen Charakter haben soll, sondern auch die Zusammenarbeit in der Firma. Vier Menschen gehören zum Stammsitz in Magdeburg. Neben Sandkämper und Hauffe sind auch Kai Bornemann und Julian Voß Teil des Gründer-Teams von Just2D.

Epische Spielewelt in Pixelgrafik

Was nach einem Studentenumfeld klingt, ist es auch: Die „WG“ hat sich im Studium kennengelernt. Sie alle haben Informatik an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg studiert und waren dort Teil des studentischen Clubs „Acagamics“, in dem an Computerspielen gearbeitet wurde. Bereits in dieser Zeit entstand die Idee zu Drova: Ein Rollenspiel in Pixelgrafik mit einer großen Spielewelt, verbunden mit einer epischen Geschichte.
Daraus ist letztlich Wirklichkeit geworden: Als Spieler versucht man, die sagenumwobene Stadt Nemeton zu finden. Bis dahin ist es ein weiter Weg, in dem viele Kämpfe bestanden werden müssen und von denen jeder tödlich enden kann. Auch die Einwohner der Welt zeigen sich von ihrer harschen Seite und geben sich vor allem zu Beginn grimmig und unfreundlich. Drova und seine Einwohner machen es den Spielenden nicht leicht. Doch gerade diese Herausforderungen machen den Reiz und die Faszination des Spiels aus.  

Spieleentwicklung zwischen Business und Leidenschaft

Auch für die Just2D-Jungs war es ein langer und schwieriger Weg. Früh wurde klar, dass es nicht reicht, allein ein Computerspiel zu entwickeln. Auch das Geschäftliche muss man im Blick haben. „Unser oder mein Traum ist nicht Drova, sondern mein Traum ist, eine Firma zu gründen und sowas wie Drova zu entwickeln“, beschreibt Christian Sandkämper seine Einstellung, die auch seinen Umgang mit den anstrengenden Seiten der Spieleentwicklung geprägt hat.

„Man muss professionell sein. Man muss wissen: Wie funktioniert eine Förderung, wie funktioniert all das Rechtliche in Deutschland. Das macht keinen Spaß, aber da musst du einfach durch.“

Nicht zuletzt die deutsche Games-Förderung ermöglichte, dass aus dem Wunschtraum letztlich Realität wurde. Sie bezahlte die Hälfte des Budgets, die andere Hälfte des 700.000 Euro schweren Projekts kamen vom Publisher (quasi die Entsprechung eines Buchverlags oder Plattenlabels für Computerspiele) und aus eigenen Reserven.

Wie Just2D den Teamgeist bewahrt

Das Beispiel Just2D zeigt: Es reicht nicht aus, die künstlerische Ambition zu haben, ein Game zu erschaffen. Es muss auch der Wille da sein, ein Business daraus zu machen. Und dennoch bleibt die Frage: Wie schafft man den Übergang vom freundschaftlichen Miteinander aus Studentenzeiten zur professionellen Zusammenarbeit in einer Firma?

Zum einen, indem man bei der Firmengründung alles miteinander bespricht und vertraglich festhält. Zum anderen, indem man regelmäßig Platz für Gespräche schafft, erklärt Christian Sandkämper: „Alle zwei Wochen haben wir eine Retrospektive, wo wir zusammenkommen, über Gefühle reden. Das haben wir von Anfang an gemacht, deswegen gab es immer einen Raum, wo man alles ansprechen kann.“

Twitch: Spielemachen im Live-Stream

Das alles hat sich letztlich ausgezahlt. Das Miteinander funktioniert und Drova ist zum Erfolg geworden. Was das im Detail bedeutet, dürfen die Entwickler nicht verraten, aber Christian Sandkämper und Johannes Hauffe gehen davon aus, dass Drova schwarze Zahlen schreibt und damit das nächste Projekt angeschoben werden kann.

Die WG soll auf jeden Fall bestehen bleiben. Und wer will, kann den Drova-Machern sogar dabei zuschauen. Es gibt nämlich noch eine zweite WG, die „Entwickler WG”. So heißt der Twitch-Kanal, auf dem man die Spielemacher live im Video-Stream beim Spielemachen zusehen kann – vielleicht bald nicht nur bei Drova, sondern auch bei ihrem nächsten Spielehit, made in Magdeburg.