Warum werden Wale, wilde Hunde aus Japan und Papageien in Hamburg, Berlin oder Köln gesehen? Ganz einfach: Deutsche Großstädte sind ihr neues Zuhause!
Wer streift nachts durch die Städte? Der Marderhund
Die Japaner nennen ihn Tanuki und schreiben ihm magische Fähigkeiten zu. Er ähnelt dem Waschbären, hat aber den Körperbau und die Pfoten eines Hundes. In den 1920er-Jahren wurde der Marderhund als Pelztier aus Ostasien nach Europa gebracht. Seit den Sechzigern lebt er hier in freier Wildbahn, vor allem in Nord- und Ostdeutschland. Marderhunde lieben Wälder und Sümpfe, wagen sich aber zunehmend auch in die Außenbezirke von Großstädten – besonders in Hamburg. Menschen gegenüber sind sie scheu: Man bekommt sie höchstens nachts zu Gesicht. Dann streifen die Allesfresser auf der Suche nach Futter umher, jagen kleinere Tiere oder durchwühlen Müll.
Gerne in geselliger Zweisamkeit: Marderhunde | Foto (Detail): © mauritius images / Raimund Linke /
Wie ein Tropen-Pagagei Deutschlands Parks erobert
Wie dieser knallgrüne Papagei den Sprung in deutsche Parks geschafft hat, weiß bis heute niemand genau. Eigentlich lebt der Halsbandsittich südlich der Sahara und in Asien. Aber 1967 wurde in Köln ein frei brütendes Paar entdeckt – möglicherweise aus dem Zoo entkommen. Inzwischen leben rund 20.000 Halsbandsittiche in Deutschland, vor allem in Städten am Rhein wie Köln, Bonn und Düsseldorf. Hier sind die Winter mild, es gibt genug Platanensamen, und die Vögel haben kaum natürliche Feinde. Sogar nach Berlin hat es der Papagei mittlerweile geschafft. Zwei Sittiche überwinterten 2024 im Görlitzer Park – Kreuzberg zieht eben schon immer bunte Vögel an.
Wildlebender Halsbandsittich flattert durch einen Park in Düsseldorf | Foto (Detail): © picture alliance / dpa | Julian Stratenschulte
Comeback des Schweinswals
Irgendwie sehen diese kleinen Wale immer aus, als würden sie lächeln. Der Schweinswal ist die einzige heimische Walart in Deutschland und feiert seit rund zehn Jahren sein Comeback in Hamburg und Bremen. Jahrzehntelang waren sie aus den Hansestädten verschwunden – bis man im letzten Jahr in Elbe und Weser plötzlich so viele Schweinswale wie nie zuvor registrierte. Sie schwammen bis nach Bremen und sogar in den Hamburger Hafen! Die Wale folgen dem Stint, einem kleinen Fisch, der im Frühjahr flussaufwärts schwimmt, um zu laichen. Warum die Wale wiedergekommen sind, ist unklar.
Schweinswal – scheinbar lächelnd – unter Wasser | Foto (Detail): ©mauritius images / Willi Rolfes / imageBROKER
Ein Schmetterling frisst ganze Stadtparks auf
Dieser Schmetterling ist definitiv nicht vom Insektensterben betroffen: Der Buchsbaumzünsler stammt ursprünglich aus Asien, breitet sich aber seit 2007 in Europa aus. Seine Lieblingsspeise – ja, seine einzige! – ist der Buchsbaum. Und so frisst sich der Zünsler seit einigen Jahren durch Hecken, Gärten und Schlossparks deutscher Großstädte und rafft dabei auch uralte Buchsbäume dahin. Für Hobbygärtnerinnen und Landschaftsarchitekten ein Albtraum. Einige Varianten des Zünslers sind allerdings erstaunlich hübsch – mit golden perlmuttartig glänzenden Flügeln.
Die fragile Schönheit trügt: Der gefräßige Buchbaumzünsler lässt kein Buchsbaumblatt übrig | Foto (Detail): © mauritius images / Manfredxy / imageBROKER
Der Wanderfalke – schnellster Jäger der Welt
Wenn dieser Highspeed-Jäger seine Beute erspäht hat, stürzt er sich mit bis zu 300 km/h auf sie hinab. Damit ist der Wanderfalke das schnellste Tier der Welt. Für seinen Sturzflug braucht er vor allem eins: Höhe. Deshalb liebt er Felsen – oder eben Hochhäuser und Kirchtürme. In Städten wie Hamburg, Frankfurt am Main oder Köln kann man ihn mit etwas Glück beobachten, meistens hoch oben auf Dachgiebeln oder Turmspitzen. Von dort aus hat er beste Sicht auf ahnungslose Stadttauben, seine bevorzugte Beute.
Wanderfalke, die Aussicht über Leipzig genießend | Foto (Detail): © picture alliance / dpa | Sebastian Willnow
Mai 2025