Vom 2. bis zum 27. Juli läuft in der Schweiz die 14. Fußball-Europameisterschaft der Frauen. Wie ihr jetzt noch an Tickets kommt, was im Ball steckt und wer die EM (vielleicht) gewinnt - all das und mehr verraten wir euch hier.
Alles live im Free-TV
In Deutschland besitzt jede*r ein Abo für die Frauen-EM - alle 31 Partien werden von den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern ARD und ZDF übertragen. Die ersten beiden deutschen Gruppenspiele - am 04. Juli um 21 Uhr gegen Polen und am 08. Juli um 18 Uhr gegen Dänemark - überträgt die ARD. Das dritte Spiel, am 12. Juli um 21 Uhr gegen Schweden, ist im ZDF zu sehen. Klarer Pluspunkt gegenüber der Männer-WM im kommenden Jahr. Da braucht man nämlich ein Magenta-Abo, um alle Spiele live schauen zu können.
Auch auf dem Spielfeld wird Fußball geschaut – allerdings Szenen zum Überprüfen. | © picture alliance / foto2press | Oliver Baumgart
Deutschland ist Rekord-Europameisterin
Satte acht (!) von bislang 13 Europameisterschaften konnte die deutsche Auswahl bislang gewinnen. Rechnet man den Sieg der Bundesrepublik Deutschland von 1989 hinzu, sind es sogar neun Erfolge. Pure Dominanz herrschte ab 1995: Die DFB-Frauen konnten sechs (!) Europameisterschaften in Folge für sich entscheiden. Erst 2017 (das Turnier fand erst ab 1997 alle vier Jahre statt) musste Deutschland den Titel an die Niederlande abgeben.
Torhüterin Nadine Angerer und Bundestrainerin Silvia Neid mit Pokal auf dem Balkon des Frankfurter Römers nach dem letzten EM-Sieg der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Frauen im Jahr 2013 | © picture alliance / Sven Simon | Poolfoto/SVEN SIMON
Hightech-Ball
Fußbälle sind längst mehr als nur Leder. „Konektis“, der offizielle Spielball der EM, besitzt aber sogar ein Innenleben: In ihm ist die „Connected Ball Technology” verbaut, die zum ersten Mal bei einer Frauen-EM zum Einsatz kommt. Die Technologie soll präzise Daten an die Videoschiedsrichter*innen (VAR) leiten. Dies soll wiederum den Unparteiischen helfen, schnellere Entscheidungen zu treffen. Man hofft, dass das Spielgerät jede einzelne Ballberührung erkennt, damit Handspiel- und Elfmeterentscheidungen weniger Zeit in Anspruch nehmen. Die wichtigste Regel bleibt aber: Das Runde muss ins Eckige.
Der offizielle Spielball der EM 2025: Seine Technologie soll niemand austricksen können | © picture alliance / foto2press | Oliver Zimmermann
Maskottchen Maddli
Was für Deutschland der Dackel ist, ist für die Schweiz der Bernhardiner - nur logisch, dass das EM-Maskottchen ein Bernhardinerwelpe ist. Aber auch dessen Name “Maddli” hat eine Bedeutung: Er ist angelehnt an Madeleine Boll, die als erste Schweizer Lizenzspielerin in die Geschichte einging. 1965 spielte sie sogar mit den Junioren des FC Sion gegen Galatasaray Istanbul, weil der zuständige Funktionär sie für einen Jungen gehalten hatte. Maddli soll für Fairplay, Freundlichkeit und Treue stehen und trägt die Rückennummer 25.
Maddli, das offizielle Maskottchen der Frauen-EM 2025 | © picture alliance/KEYSTONE | PETER KLAUNZER
Es gibt noch Tickets!
Richtig gelesen - die Europameisterschaft ist bis dato nicht vollständig ausverkauft. Tickets für die deutschen Spiele sind zwar keine mehr vorhanden - aber für einige Gruppenspiele bekommt man im offiziellen Ticketshop des Veranstalters UEFA noch Karten. Und das schon ab umgerechnet knapp 27 Euro. Auch das Viertelfinale zwischen der Gewinnerin der Gruppe A und der Zweitplatzierten der Gruppe B kann man noch live im Stadion sehen. Mit etwas Glück bietet der Resale für ausverkaufte Spiele einige Tickets.
Auch wenn die deutschen Spiele ausverkauft sind – wie hier zuletzt in Hannover: Für einige Spiele der EM sind noch Karten zu haben | © picture alliance / Kirchner-Media | David Inderlied
Wer gewinnt die EM?
Wer das mit Sicherheit weiß, könnte viel Geld machen. Aber eines ist klar: Die deutsche Mannschaft geht nicht als Top-Favorit ins Turnier. Die Gruppe, in der Deutschland zusammen mit Polen, Dänemark und Schweden ist, ist zwar keine “Todesgruppe”, aber auch nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. In einem möglichen Viertelfinale würde aber ziemlich sicher ein sehr starker Gegner aus Gruppe D warten - wahrscheinlich England, Frankreich oder die Niederlande. Die stärkste Elf kann aller Voraussicht nach Spanien aufbieten – die Spielerinnen siegten in der Nations League.
Gelten als Top-Favorit auf den Titel: die spanische Fußballnationalmannschaft der Frauen | © picture alliance / NurPhoto | Jose Manuel Alvarez Rey
In luftigen Höhen
Um in der Ottmar Hitzfeld Arena Fußball zu spielen, muss man sich fast schon akklimatisieren. Das Fußballfeld in den Walliser Alpen auf mehr als 2.000 Metern über dem Meeresspiegel gilt als das höchstgelegene Stadion Europas. In der Heimat des Amateurvereins FC Gspon wird allerdings kein Spiel der Europameisterschaft stattfinden. Allzu weit entfernt vom nächsten EM-Stadion liegt der Ort allerdings auch nicht, rund 60 Kilometer trennen den Fußballplatz vom Stade de Tourbillon in Sion - und 1.500 Höhenmeter.
Ansehnliche Kulisse: Das Stade de Tourbillon in Sion | © picture alliance/KEYSTONE | JEAN-CHRISTOPHE BOTT
Grüezi, Bonjour, Ciao und Allegra!
Auf diese vier Arten kann man in der Schweiz jemanden begrüßen, denn dort gibt es tatsächlich vier Landessprachen: Schweizerdeutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. In 17 der 26 Kantone wird einsprachig deutsch gesprochen. Französisch reden die Eidgenossen vor allem im Westen des Landes, Italienisch im Süden. Rätoromanisch ist lediglich im Kanton Graubünden eine Amtssprache. Nur noch einige Zehntausend beherrschen diese Sprache.
Achtung mehrsprachig! In der Schweiz könnt ihr wie kaum anderswo eure Sprachkenntnisse zum Einsatz bringen | © picture alliance / Caro | Ruffer
Zwei Neulinge
Während die Rekordhalterinnen aus Schweden mit 13 Teilnahmen noch kein Turnier verpasst haben, werden die Polinnen und die Waliserinnen zum ersten Mal bei einer EM auflaufen. Bis auf die zwei Debütanten waren alle Mannschaften auch bei der letzten Ausgabe 2022 mit dabei. Ob die Neulinge die Konkurrenz ärgern können? Selbst wenn Polen und Wales nur auf Platz 28 bzw. 31 in der FIFA-Weltrangliste liegen, wird man die Spielerinnen nicht unterschätzen dürfen. Die Nummer 1 der FIFA-Weltrangliste, die USA, fehlt aus naheliegenden Gründen – es ist ja eine Europameisterschaft.
Die Polinnen um Kapitänin Ewa Pajor und die Waliserinnen um Torhüterin Olivia Clarke sind zum ersten Mal bei einer Frauen-EM dabei. | © picture alliance / Action Plus | Foto Olimpik; ©picture alliance / Gonzales Photo/Nicolai Bethelsen | Gonzales Photo/Nicolai Bethelsen
Von Basel nach Basel
Das „Wunder von Bern” wird sich dieses Mal leider nicht wiederholen, zumindest nicht im Finale. Dort, wo die deutschen Männer 1954 ihre erste Weltmeisterschaft nach dem Zweiten Weltkrieg unerwartet mit 3:2 gegen Ungarn gewannen, werden zwar insgesamt vier Spiele ausgetragen. Die beiden prestigeträchtigsten Partien aber, das Eröffnungsspiel und das Finale, finden im Basler St. Jakob-Park statt. Mit seiner Kapazität von mehr als 38.000 Zuschauern ist es gleichzeitig das größte Fußballstadion der Schweiz.
Hier finden normalerweise die Spiele des FC Basel statt, im Sommer ist der St. Jakob-Park dann Schauplatz für die Frauen-EM.Hier finden normalerweise die Spiele des FC Basel statt, im Sommer ist der St. Jakob-Park dann Schauplatz für die Frauen-EM. | © picture alliance / ZUMAPRESS.com | Priscila Bütler
Spitznamen
Bei dieser Europameisterschaft geht es tierisch zu: Neben den „Three Lionesses” (Drei Löwinnen) werden auch die „Oranje Leeuwinnen” (Orange Löwinnen) im Kampf um den Titel mitmischen. So lauten nämlich die Spitznamen der Engländerinnen und der Niederländerinnen. Und wer gegen die „Helmarit” (Raufußkäuze) spielt, hat es mit den Finninnen zu tun. Dagegen klingt die Bezeichnung der deutschen Frauen ziemlich nüchtern: Sie heißen schlicht „DFB-Frauenteam”.
"Drei Löwinnen" gegen "orange Löwinnen": Esme Morgan (England) und Lineth Beerensteyn (Niederlande) im Kampf um den Ball. | © picture alliance / Sipa USA | Focus Images
Juni 2025