Umwege  Römer und andere Persönlichkeiten

Die Römer haben in Trier eine ganze Reihe von Baudenkmälern hinterlassen, die heute UNESCO-Weltkulturerbe sind: das Stadttor, die Porta Nigra, ist zugleich das Wahrzeichen der Stadt.
Die Römer haben in Trier eine ganze Reihe von Baudenkmälern hinterlassen, die heute UNESCO-Weltkulturerbe sind: das Stadttor, die Porta Nigra, ist zugleich das Wahrzeichen der Stadt. Foto (Detail): © Adobe

Ein heiliger Rock, ein schwarzes Tor, römischer Apfelwein und eine Promi-Familiengeschichte, die kaum jemand kennt: Braucht es noch mehr Gründe, sich Trier anzuschauen?

Die Stadt Trier ist zwar im deutschen Schulunterricht sehr präsent, wird als Reiseziel aber oft übersehen: Ein Besuch in der ältesten Stadt Deutschlands – so sieht man das zumindest in Trier selbst; tatsächlich streiten sich mehrere deutsche Kommunen um den Titel – lohnt sich aber unbedingt!

Allein das massive Stadttor „Porta Nigra“ ist ein architektonisches Wunder: Das heutige Wahrzeichen der Stadt wurde im 2. Jahrhundert nach Christus von den Römern erbaut. Die Römer waren es auch, die Trier im Jahr 16 vor Christus gegründet haben – ihr Einfluss prägt das Leben in der Stadt bis heute. Denn neben zahlreichen weiteren Bauten wie den Kaiserthermen, der Basilika und dem Amphitheater brachten sie auch den Wein in die Region. Da sich den nicht alle leisten konnten, tranken ärmere Bevölkerungsschichten früher gerne den Viez, eine Art Apfelwein. Der kommt nur dann so richtig zur Geltung, wenn er in einer bestimmten Tasse gereicht wird – der „Porz“. In zahlreichen traditionellen Gaststätten und Restaurants am Zurlaubener Ufer oder in Kultkneipen wie dem „Aom Ecken“ sitzt man heute noch abends zusammen, um Viez aus der echten Viezporz zu trinken.

Und dann gibt es in Trier alle fünf Jahre die „Heilig-Rock-Tage“. Kein Rockmusik-Festival, sondern Feierlichkeiten rund um das angeblich letzte Kleidungsstück von Jesus von Nazareth. Dieser „heilige Rock“ soll ihm damals von römischen Soldaten nach der Kreuzigung abgenommen worden sein. Der Mutter des römischen Kaisers Konstantin des Großen wird nachgesagt, sie habe Teile davon um das Jahr 327 nach Trier gebracht. Der heilige Rock ist einer der größten Schätze des Doms.

Ein weiteres Kleidungsstück findet in Trier große Beachtung: die Mütze des heiligen Simeon von Trier. Der ließ sich im Jahre 1030 in das Stadttor einmauern, um dort zurückgezogen im Gebet als Eremit zu leben. Seine Mütze aus brauner Schafwolle ist bis heute erhalten geblieben.

Die meisten Deutschen lernen in der Schule, dass Trier die Geburtsstadt von Karl Marx ist. Das Geburtshaus des Gesellschaftstheoretikers und Kapitalismuskritikers lässt sich bis heute besichtigen. Was die meisten Lehrkräfte aber vermutlich nicht wissen: Die 1818 ausgestellte Geburtsurkunde von Karl Marx hat der Ur-Ur-Ur-Urgroßvater des Entertainers Günther Jauch unterschrieben. Der hieß Emmerich Grach und war damals stellvertretender Bürgermeister von Trier. Er ahnte wahrscheinlich weder, wie berühmt der frisch geborene Marx werden würde, noch dass sein eigener Nachfahre mal eine der beliebtesten Fernseh-Persönlichkeiten des Landes sein würde.

 

 

UMWEGE

Was bedeutet Görliwood, warum findet man in Bayern ein Stück Karibik und wo könnt Ihr vor Schaufelradbaggern tanzen? In unserer Serie nehmen wir Euch jeden Monat mit an einen Ort in Deutschland, den Ihr vielleicht noch nicht kennt, aber unbedingt kennenlernen solltet. Wir zeigen Euch Orte, die von der üblichen Touristenroute abweichen. Seid Ihr bereit für einen kleinen Umweg?