Filmreihe

Homecoming Films

Die Ratten
© Artur Brauner

10.–24.02.2022

Anthology Film Archives

32 2nd Avenue
New York, NY 10003

Details

Sprache: Mit englischen Untertiteln
Preis: $12 Eintritt, $9 Studierende/Senior*innen
gfo-newyork@goethe.de

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Filmemacher verlassen ihre Heimat aus vielen Gründen. Manchmal sind es rein berufliche Motive – ein Ehrgeiz, der über die Möglichkeiten der nationalen Filmindustrie, in die man zufällig geboren wurde, hinausgeht, wie er den Engländer Alfred Hitchcock oder den Niederländer Paul Verhoeven nach Hollywood geführt hat. In anderen Fällen ist es eine Frage der Opposition gegen ein politisches Regime, eine freiwillige oder erzwungene Reaktion auf politische Umwälzungen – im 20. Jahrhundert vor allem auf die kulturelle Katastrophe, die durch den Aufstieg des Faschismus vor dem Zweiten Weltkrieg, die Einsetzung repressiver sowjetischer Satellitenregierungen in Mittel- und Osteuropa und die Einführung der schwarzen Liste in Hollywood verursacht wurde.

Filmemacher kommen aus vielen Gründen nach Hause. Manchmal versiegen die beruflichen Möglichkeiten, die sie anfangs in die Ferne gelockt haben, im Laufe der Zeit, wenn sich die Stilrichtungen ändern und das Telefon nicht mehr klingelt. In anderen Fällen sind es die verhassten Regime, die sich ändern, oder die Wunden des Krieges, die zu heilen beginnen, so wie beispielsweise das wohlhabende Westdeutschland nach dem Wirtschaftswunder plötzlich in der Lage war, seine einheimischen Talente mit neuen finanziellen Anreizen nach Hause zu locken. Vielleicht ist es aber auch gar nichts so Konkretes, sondern nur das zufällige Zusammentreffen der richtigen Geschichte und einer sentimentalen Anziehungskraft, die ausreicht, um einen Künstler zu einem bestimmten Zeitpunkt seines Lebens in eine vertraute Landschaft zurückzubringen. Oder vielleicht auch der vage Wunsch, sein kreatives Leben dort zu beenden, wo es begonnen hat, und so den Kreis der eigenen Geschichte zu schließen.

Homecoming Films bringt eine Reihe von Filmen zusammen, die man als „Spätfilme“ bezeichnen könnte, aber keiner von ihnen zeigt Anzeichen von Ermüdung. Wie und wo auch immer kann die Rückkehr in die Heimat ein verjüngender Faktor sein, ein Mittel, das eine künstlerische Neuausrichtung fördert – oder für diejenigen, die schon lange arbeitslos sind, ein Dammbruch aufgestauter kreativer Energie, ein Austreiben jahrelanger Frustration, die sich in einem übermütigen Filmschaffen ausdrückt, das sehr oft das Werk großer Fische ist, die den Einfluss genießen, den sie in ihrem kleinen Teich finden. Diese Reihe versammelt Filme, die für diese Qualitäten beispielhaft sind: letzte Testamente, Rückblicke, Anfänge von zweiten und dritten Akten, Neuanfänge.

Gastkurator: Nick Pinkerton

Präsentiert von Anthology Film Archives in Zusammenarbeit mit dem German Film Office

Filmprogramm:

Jean Renoir, French Cancan (Frankreich 1955, 105 Min.)
Robert Siodmak, Die Ratten (BRD 1955, 91 Min.)
Fritz Lang, Die 1,000 Augen des Dr. Mabuse (BRD 1960, 103 Min.)
Luis Buñuel, Viridiana (Spanien 1961, 90 Min.)
Orson Welles, Touch of Evil (USA 1958, 111 Min.)
Hugo Fregonese, Savage Pampas (Argentinien 1966, 112 Min.)
Jonas Mekas, Reminiscences of a Journey to Lithuania (USA/Litauen 1971-72, 82 Min.)
Adolfas Mekas, Going Home (USA/Litauen 1972, 61 Min.)
Jan Němec, The Flames of Royal Love (Tschechoslowakei 1991, 87 Min.)
Andrzej Żuławski, Szamanka (Polen 1996, 110 Min.)
Barbet Schroeder, Our Lady of the Assassins (Spanien/Frankreich/Kolumbien 2000, 101 Min.)
Alfred Hitchcock, Frenzy (Großbritannien 1972, 116 Min.)
Paul Verhoeven, Black Book (Niederlande 2006, 145 Min.)