Lieber Thomas

Lieber Thomas
© The Match Factory/Peter Hartwig

14.06.2022, 19:00 Uhr

Center for Jewish History

15 West 16th Street
New York, NY 10011
USA

Details

Sprache: Deutsch mit englischen Untertiteln
Preis: Kostenlos
gfo-newyork@goethe.de Anmeldung erforderlich

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Q&A mit Regisseur Andreas Kleinert and Annette Insdorf im Anschluss

Anmeldung
Das German Film Office freut sich, die New York-Premiere von Andreas Kleinerts preisgekröntem Film Lieber Thomas (2021) zu präsentieren. Im Anschluss an die mit Spannung erwartete Vorführung im Center for Jewish History findet ein Gespräch mit dem Regisseur statt. Anmeldung erforderlich.

Die DDR ist ein junges Land und der junge Thomas Brasch ein Außenseiter. Sein Vater baut den neuen deutschen Staat mit auf, aber sein ältester Sohn will Schriftsteller werden. Er ist ein Träumer, besessen und rebellisch. Sein erstes Theaterstück wird verboten und bald darauf wird er von der Filmschule verwiesen. Als 1968 sowjetische Panzer durch Prag rollen, gehen Thomas und seine Kommiliton*innen in Ostberlin auf die Straße. Er wird verhaftet, als sein eigener Vater ihn bei der Stasi anzeigt, aber bald auf Bewährung freigelassen. Er arbeitet hart, liebt und leidet, während er über Liebe, Revolte und Tod schreibt. Ohne Aussicht auf ein Publikum in der DDR beschließen Thomas und seine Freundin,  das Land zu verlassen. Im Westen werden seine Bücher zu Bestsellern und zwei seiner Filme nach Cannes eingeladen. Aber er will sich auch dort nicht vom System vereinnahmen lassen und kehrt kurz nach dem Fall der Mauer nach Ostberlin zurück.

„Weit davon entfernt, den Konventionen des Biopics zu folgen, hat Regisseur Andreas Kleinert aus der Biographie ein Manifest für die Kunst und ihre Kraft zur Veränderung gemacht. Der in wunderbarem Schwarz-Weiß gedrehte Film changiert ständig zwischen Realität und Fiebertraum.“ (Christoph Gröner, Tallinn Black Nights Film Festival)

Lieber Thomas wurde auf dem Tallinn Black Nights Film Festival 2021 als Bester Film ausgezeichnet und ist für den Deutschen Filmpreis in zwölf Kategorien nominiert.

Weltpremiere: Filmfest München

Lieber Thomas
Regie: Andreas Kleinert
Deutschland 2021
150 Minuten
Mit Albrecht Schuch, Jella Haase, Ioana Jacob, Jörg Schüttauf, Joel Basman


Andreas Kleinert gehört zur letzten Generation von Filmemacher*innen, die in der ehemaligen DDR ausgebildet wurden. Geboren 1962 in Ostberlin, arbeitete er nach dem Abitur im DEFA-Filmstudio und studierte Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg. Sein bemerkenswerter Abschlussfilm Leb’ wohl, Joseph (1989) wurde zum Filmfestival von Locarno eingeladen. Nach der Wiedervereinigung drehte Kleinert Spielfilme wie den preisgekrönten Wege in die Nacht (1999), mit Hilmar Thate in der Hauptrolle. Später arbeitete er hauptsächlich für das Fernsehen und führte Regie bei beliebten Krimiserien wie Schimanski und Polizeiruf 110 sowie bei von der Kritik gefeierten TV-Dramen. 2008 kehrte er mit Freischwimmer, der bei den Filmfestspielen von Venedig Premiere hatte, ins Kino zurück.

Kleinert hat für seine Arbeit einige der renommiertesten Film- und Fernsehpreise erhalten, darunter den Deutschen Filmpreis für Wege in die Nacht, einen Emmy Award für das TV-Drama Coming Home (2003) und mehrere Grimme-Preise. Lieber Thomas (2021) ist sein neuester Spielfilm und wurde in 12 Kategorien für den Deutschen Filmpreis nominiert.

Annette Insdorf ist Professorin für Film an der Columbia University School of the Arts und Moderatorin der beliebten Reihe “Reel Pieces” im 92Y in Manhattan, wo sie fast 300 Filmprominente interviewt hat. Sie ist die Autorin der wegweisenden Studie Indelible Shadows: Film and the Holocaust (mit einem Vorwort von Elie Wiesel); Double Lives, Second Chances: The Cinema of Krzysztof Kieslowski; François Truffaut, eine Studie über das Werk des französischen Regisseurs; Philip Kaufman und Intimations: The Cinema of Wojciech Has. Ihr neuestes Buch ist Cinematic Overtures: How to Read Opening Scenes, das derzeit in der vierten Auflage erscheint.

Teil der Thomas Brasch Retrospektive

Als Sohn aktiver Kommunisten und Kindertransport-Flüchtlinge in England geboren, verkörperte Thomas Brasch wie kaum ein anderer Künstler die Bruchlinien der deutschen Geschichte. Während sein Vater in den Reihen der ostdeutschen Regierungspartei aufstieg, wurde Brasch ein kompromisslos radikaler Schriftsteller, dessen Aktivismus zu Zensur und Gefängnis führte. Nach seiner Übersiedlung in den Westen weigerte er sich, die Rolle des DDR-Dissidenten zu spielen und konzentrierte seine Kritik auf die westdeutsche Gesellschaft und auf die deutsche Geschichte, in Theaterstücken, Gedichten und brillanten, aber herausfordernden Filmen. Obwohl er als Übersetzer von Tschechow und Shakespeare ins Deutsche hoch angesehen ist, wurde keines von Braschs eigenen Schriften jemals auf Englisch veröffentlicht. Seine wichtigsten Filme, schrille Meditationen über die deutsche Geschichte wie Der Passagier – Welcome to Germany (1988, mit Tony Curtis in der Hauptrolle als cholerischer Hollywood-Regisseur, der nach Deutschland zurückkehrt, um einen Film über seine Zeit im Konzentrationslager zu drehen), werden in den USA nur selten gezeigt.

In diesem Frühjahr stellen das Leo Baeck Institute, das Goethe-Institut New York, das German Film Office, das Deutsche Generalkonsulat in New York, Deutsches Haus at NYU und die Friends of Freiburg Alumni of North America diesen bemerkenswerten Künstler und seine Geschichte dem amerikanischen Publikum vor.