Frühstück mit Audi und Marlene Dietrich

Marlene-Dietrich-Platz; Foto: Morten Vejlgaard Just„Marlene-Dietrich-Platz Berlin | Foto: Morten Vejlgaard Just
Marlene-Dietrich-Platz Berlin | Foto: Morten Vejlgaard Just

Dänen verbinden mit dem deutschen Film im Großen und Ganzen Filme über Nazis. Aber der deutsche Film der Berlinale ist alles andere als das.

Auf dem heutigen Bild sieht man zwei der größten deutschen Ikonen: Marlene Dietrich und Audi. Im Gegensatz zum „Blauen Engel“ ist Audi immer noch unterwegs, jeden Morgen servieren sie Kaffee und Brezeln für die Berlinale-Journalisten – vielen Dank. Historisch betrachtet waren die Deutschen auch stolzer auf Audi als auf die Dietrich, die in die USA flüchtete, bevor die Nazis so richtig Appetit auf den sogenannten „Lebensraum“ bekamen.

Während des Krieges feuerte sie die Alliierten an, was ihr viele Deutsche damals nie so richtig verziehen haben. Heute schmückt sie den zentralen Platz vor dem großen Berlinale-Palast-Kino. Ihr wurde wohl doch vergeben. Das wird den Nazis kaum passieren, doch sie liefern guten Filmstoff. In so gut wie allen deutschen Filmen, die in Dänemark laufen, kommt mindestens ein Nazi vor.

Der Untergang, Sophie Scholl, Das Boot – die Liste ist lang. Deshalb haben viele Dänen das Vorurteil, dass der deutsche Film zwangsläufig etwas mit Nazis zu tun hat – alternativ mit der DDR. Und genau darum war es erfrischend, Edward Bergers deutschen Wettbewerbsbeitrag zu sehen: Jack. Ein klassisches Stück Sozialrealismus über eine Mutter, die keine sein sollte. Aber egal wie schlecht sie als Mutter auch ist, es würde sie doch keiner Nazi nennen.

Kommt vielleicht mit Jack ein nazi-freier deutscher Film nach Dänemark? Ich hoffe es jedenfalls. Sozialrealismus ist übrigens ein sicherer Festivalhit, siehe zum Beispiel die Brüder Dardenne oder Ken Loach. Letzterem ist hier, ganz nebenbei erwähnt, auch eine Retrospektive gewidmet, in die ich auf jeden Fall reinschauen muss. Der Mann macht weiter und weiter und weiter. Genau wie Audi.

Morten Vejlgaard Just
bloggt für Goethe.de/Daenemark von der Berlinale.

Copyright: Goethe-Institut Dänemark, Online-Redaktion
Februar 2014
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Morten Vejlgaard Just ist Filmjournalist und Film- redakteur bei Filmz.dk und bei Den2radio. Kurz gesagt: Er ist Filmvermittler und nicht zuletzt Filmfan. Für Morten ist das persönliche Filmerlebnis am wichtigsten. Gerne darf es einen Detektiv beinhalten, der von einer schönen Frau reingelegt wird – damals, als man im Film noch rauchen durfte.

Twitter @vejlgaardjust