Wie lange kann ein Mensch die Luft anhalten?
In diesem Fall gibt es auch noch zwei verschiedene Meinungen zum Thema. Mein Sohn glaubt es sind 20 Minuten. Ich dagegen schätze eher unter fünf Minuten. Schnell sind wir beim Apnoetauchen. Das Wort hatte ich mal in einer Doku aufgeschnappt. Es bezeichnet das Tauchen ohne künstliche Atemluft. Bloß: Wo bekommen wir den aktuellen Weltrekord im Apnoetauchen her? Internet! Logisch. Nach zwei bis drei Klick ist der exakte und derzeitig gültige Weltrekord für das Luftanhalten unter Wasser kein Geheimnis mehr.
Aber wie hätten wir das ohne das allgegenwärtige Internet herausbekommen? Wie hätten wir ohne Suchmaschine vorgehen müssen? Ich stellte entsetzt fest, dass mir gar nichts Richtiges einfallen wollte. An den Umgang mit dem Internet bin ich schon derart gewöhnt, dass ich erst intensiv Nachdenken musste um auf andere Möglichkeiten zu kommen.
Na klar: der Brockhaus! Dank meiner Eltern, die sich eine Ausgabe aus dem Jahr 1993 geleistet haben, füllen die spektakulären Bände bei uns im Bücherregal eine beachtliche Reihe. Ich sah erfolglos unter Apnoe nach. Aber unter Tauchen werde ich tatsächlich fündig. Unter dem Eintrag Tauchen findet sich ein langer Beitrag. Neben Grundregeln und verschiedenen Techniken stehen da auch einige Sätze zum Tauchen ohne künstliche Beatmung. Es heißt dort: Geübte Taucher können durch Hyperventilieren die Apnoe (Atemstillstand) bis zu mehreren Minuten verlängern. Nicht wirklich präzise, aber immerhin.
Eine genauere Angabe erhoffte ich mir aus den regelmäßig erscheinenden Jahrbüchern aller sportlichen Rekorde. Also auf in die Buchhandlung. Nach längerer Recherche der Buchhändlerin, stellte sich heraus, dass das letzte Exemplar eines solchen Buches vor acht Jahren erschienen ist. Vor zwölf Jahren gab es noch mehrere Varianten, von unterschiedlichen Verlagen. Die hilfsbereite Dame suchte nicht nur in den eigenen Archiven, sondern auch in denen der Großhändler und Verlage. Natürlich im Internet.
Die letzte Hoffnung war der Besuch in der Bibliothek. Dummerweise war die geschlossen - wie jeden Montag. Ich ging also am Dienstag wieder hin… Leider war aber in der Bibliothek auch nichts. Gut, es ist eine kleine Stadt, die Bibliothek führt halt aus Kostengründen keine Jahrbücher mit Sportrekorden. Vielleicht hätte ich eine Chance in einer größeren Bibliothek, aber aus Zeit- und Kostengründen muss ich da passen.
Das Internet ist wirklich praktisch, keine Frage. Wenn es mit den entsprechenden Daten gefüttert wird, spuckt es sie zuverlässig wieder aus. Findet sich jemand, der die Daten immer wieder updatet ist es unschlagbar aktuell. Grund genug, den Druck von Nachschlagewerken einzustellen. Den Brockhaus gibt es auch nicht mehr.
Schade. Ich empfinde einen großen Respekt, wenn ich andächtig vor dem gesammelten Wissen im Buchregal stehe. Der Vergleich der letzten Ausgabe von 1995 mit der Ausgabe von 1935 macht einen kleinen Geschichtsausflug möglich. Bücher haben mehr als fünfhundert Jahre ihren unschätzbaren Nutzen als Speicher von Wissen bewiesen. Selbst, wenn hin und wieder einige von Wasserrohrbrüchen aufgeweicht, von Mäusen angefressen oder von Insekten und Pilzen verspeist wurden.
Das Internet dagegen, liegt noch in den Windeln und ein Stromausfall ist genauso verheerend, wie für einen Säugling eine Grippe.
Übrigens: Die Weltrekorde im Apnoetauchen in der Disziplin Zeittauchen liegen laut Wikipedia bei 8,23 Minuten (Damen) und 11,35 Minuten (Männer).