Atomexplosion

Foto: Wikipedia Commons Foto (Ausschnitt): Charles Levy, United States Army, public domain.
Foto (Ausschnitt): Charles Levy, United States Army, public domain.

Im Jahre 1962 tauchte im Zusammenhang mit der Kubakrise das Gerücht auf, dass man einen Atomangriff nur in einem Fass voller Salz überleben könne. Angeblich war damals in Prag Salz sofort ausverkauft.

Das ist ein Beispiel für ein Gerücht, das auf eine aktuelle politische Situation reagiert – und Musterbeispiel dafür, dass in Zeiten gesellschaftlicher Krisen und Spannungen nicht nur relativ realistische Gerüchte schnell Verbreitung finden, sondern auch vollkommen unsinnige Informationen. Ein ähnlicher Fall wurde im April 2003 in der Ostslowakei gemeldet: In Reaktion auf Medienberichte über eine potentielle atomare Bedrohung des Landes im Zusammenhang mit dem Krieg im Irak hat ein Gerücht Verbreitung gefunden, wonach sich Dorfbewohner am besten gegen radioaktiven Niederschlag schützen, wenn sie die Dächer ihrer Häuser mit Senf bestreichen. In einer Ortschaft war demnach Senf sofort ausverkauft (die Vollfett-Variante soll dabei den besseren Schutz gewährleistet haben). Ähnliche Hamsterkäufe soll es in Banská Bystrica in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts gegeben haben. Weitere damalige „zuverlässige“ Schutzmaßnahmen gegen radioaktive Strahlung und Niederschlag, einschließlich der heute legendären, über die Gliedmaßen gestülpten Plastik- oder Papiertüten mit dazugehörigem Auf-den-Boden-legen, wobei die Fersen Richtung Explosionszentrum gerichtet sein sollten, kennt wohl jeder Teilnehmer der obligatorischen Wehrübungen sowie alle Grundwehrdienstleistenden.

Diese moderne Sage ist dem Buch „Černá sanitka - druhá žeň“ von Petr Janeček entnommen. (Nakladatelství PLOT, ISBN 978-80-86523-82-8). Die Veröffentlichung an dieser Stelle erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Petr Janeček
(* 1978) ist Leiter der ethnographischen Abteilung des Tschechischen Nationalmuseums. Er ist der Herausgeber der Bücher „Černá sanitka“ (Der schwarze Krankenwagen), die Sammlungen moderner in Tschechien kursierender Sagen sind.

Übersetzung: Ivan Dramlitsch

Copyright: Goethe-Institut Prag
Dezember 2012

    Urban legends

    Auch in unserer scheinbar so rationalen und technisierten Welt haben Mythen und Legenden ihren Platz. Zwar glauben die meisten nicht mehr an böse Zauberer und gute Feen, dafür aber an die giftige Spinne in der Yucca-Palme oder an Parallelzivilisationen in der Kanalisation. Unsere modernen Märchen heißen Urban legends. Und ein Freund von einem Freund von einem … hat sie wirklich erlebt.

    Die Legende vom Slenderman
    Begegnen kann man ihm praktisch überall, auf der Straße, beim Spaziergang und sogar vor der eigenen Haustür: dem Slenderman. Sein bevorzugtes Gebiet sind dichte, dunkle Wälder, doch er soll sich einem einsamen Passanten auf nächtlichen Straßen mitten in der Stadt gezeigt haben.

    Slenderman – Still Flut
    Ein Comic über den Slenderman von Dominique Zanas und Meryem Erkus.

    Hype um Hans
    Bis Sommer 2012 war Hans Sarpei Fußballer. Dann, nicht ganz über Nacht, wurde Sarpei eine Legende: erst Facebook-Star, dann Social-Media-Berater – und ist inzwischen bei wohl fast allen jüngeren deutschen Internetnutzern bekannt.

    Rasierklingen auf der Freibadrutsche
    Im Norden Italiens kursiert die kuriose Geschichte von einem Verrückten, der Rasierklingen auf den Rutschen von öffentlichen Freibädern anbringt.

    Mit Marihuana gefüllte Babys
    Eines der Babys aus Bronze, die den Prager Fernsehturm hinaufkrabbeln und die der tschechische Künstler David Černý angefertigt hat, ist angeblich mit Marihuana gefüllt.

    Düstere Seiten des modernen Mythos
    Mit dem Erzählforscher Rolf Wilhelm Brednich über Spinnen, Yucca-Palmen und verkappte Fremdenfeindlichkeit in modernen Sagen.

    Freien Eintritt mit Finger bezahlt
    Im Zusammenhang mit Veranstaltungen im Dortmunder Westfalenpark wird immer wieder erzählt, dass jemand sich den Eintritt sparen und über den Zaun klettern wollte, dabei allerdings hängen geblieben ist und sich einen Finger abgerissen hat. 

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