Die Bauschaum-Katastrophe

Foto (Ausschnitt): David Kasparek, CC BY 2.0Foto (Ausschnitt): David Kasparek, CC BY 2.0
Gehört ausschließlich in die Hände von Fachleuten: Bauschaum. Foto (Ausschnitt): David Kasparek, CC BY 2.0

Also, der Freund eines Bekannten von mir, der ist kürzlich auf eine Hochzeit eingeladen worden, die dann aufgrund einer schrecklichen Verkettung von Umständen leider nicht stattfinden konnte. Das kam so: Am Abend vor der Hochzeit haben sich der Bräutigam und seine Freunde zum Junggesellenabschied getroffen. Wie das bei uns in Norddeutschland üblich ist, musste der Bräutigam dabei ein peinliches Kostüm tragen, und dazu gehörten auch Gummistiefel. Dann haben sie das volle Programm durchgezogen: Disco, Stripclubs und natürlich jede Menge Alkohol. Am Ende des Abends waren sie so betrunken, dass der Trauzeuge auf eine völlig absurde Idee kam: Er füllte die Gummistiefel des Bräutigams mit Bauschaum. Zu diesem Zeitpunkt fanden das noch alle lustig.

Als der Bräutigam am nächsten Morgen aufwachte, lag er auf dem Sofa, trug immer noch diese Gummistiefel – und er spürte seine Beine nicht mehr.

Die Folgen waren fürchterlich: Der Bauschaum war in den Stiefeln getrocknet und steinhart geworden – und hatte dem armen Bräutigam die lebenswichtigen Adern abgequetscht. Weil dieser selbst so betrunken war, hatte er davon nichts mehr mitbekommen. Als er aufwachte, waren es schon zu spät: Beide Beine waren abgestorben und mussten amputiert werden. Daraufhin wurde der Mann von seiner Braut verlassen. Und der Trauzeuge, der letztendlich ja verantwortlich für die ganze Misere war, wurde seines Lebens nicht mehr froh. Er beging schließlich Selbstmord.

Diese Geschichte wurde von einer 30-jährigen Lehrerin aus Bremen erzählt. „Ich selbst habe“, berichtet sie, „danach einige Nächte lang nicht schlafen können, weil ich die Vorstellung so schrecklich fand. Eine Hochzeit sollte doch eigentlich der schönste Tag im Leben sein – und am Ende sind stattdessen gleich drei Leben völlig zerstört!“ Als sie die Geschichte jedoch bei einer anderen Gelegenheit selbst weitererzählen wollte, stellte sie fest, dass ihre Zuhörer sie bereits kannten – und ebenfalls einen Bekannten hatten, die einen Bekannten hatten, deren Onkel/Freund/Mutter/Tante angeblich ebenfalls als Gast zu der Hochzeit eingeladen gewesen war. „Da begann ich zu ahnen, dass die Geschichte wohl doch nicht wirklich passiert ist“, erzählt die Pädagogin und war darüber ziemlich erleichtert: „Zumindest kann ich jetzt nachts wieder schlafen.“

Die Geschichte kursiert in Niedersachsen vor allem unter Leuten, die dem Handwerkerberuf nahe stehen oder selbst (Hobby)Handwerker und entsprechend praktisch veranlagt sind. Ansonsten wäre es vermutlich auch unglaubwürdig, dass jemand nach einer durchzechten Nacht und mit einem entsprechend hohen Alkoholpegel plötzlich Bauschaum parat hat und zumindest theoretisch weiß, wie man damit umgeht – auch wenn in diesem Fall natürlich eine folgenschwere Zweckentfremdung stattgefunden hat.

Aufgezeichnet von Janika Rehak

Copyright: Goethe-Institut Prag
Dezember 2012

    Urban legends

    Auch in unserer scheinbar so rationalen und technisierten Welt haben Mythen und Legenden ihren Platz. Zwar glauben die meisten nicht mehr an böse Zauberer und gute Feen, dafür aber an die giftige Spinne in der Yucca-Palme oder an Parallelzivilisationen in der Kanalisation. Unsere modernen Märchen heißen Urban legends. Und ein Freund von einem Freund von einem … hat sie wirklich erlebt.

    Die Legende vom Slenderman
    Begegnen kann man ihm praktisch überall, auf der Straße, beim Spaziergang und sogar vor der eigenen Haustür: dem Slenderman. Sein bevorzugtes Gebiet sind dichte, dunkle Wälder, doch er soll sich einem einsamen Passanten auf nächtlichen Straßen mitten in der Stadt gezeigt haben.

    Slenderman – Still Flut
    Ein Comic über den Slenderman von Dominique Zanas und Meryem Erkus.

    Hype um Hans
    Bis Sommer 2012 war Hans Sarpei Fußballer. Dann, nicht ganz über Nacht, wurde Sarpei eine Legende: erst Facebook-Star, dann Social-Media-Berater – und ist inzwischen bei wohl fast allen jüngeren deutschen Internetnutzern bekannt.

    Rasierklingen auf der Freibadrutsche
    Im Norden Italiens kursiert die kuriose Geschichte von einem Verrückten, der Rasierklingen auf den Rutschen von öffentlichen Freibädern anbringt.

    Mit Marihuana gefüllte Babys
    Eines der Babys aus Bronze, die den Prager Fernsehturm hinaufkrabbeln und die der tschechische Künstler David Černý angefertigt hat, ist angeblich mit Marihuana gefüllt.

    Düstere Seiten des modernen Mythos
    Mit dem Erzählforscher Rolf Wilhelm Brednich über Spinnen, Yucca-Palmen und verkappte Fremdenfeindlichkeit in modernen Sagen.

    Freien Eintritt mit Finger bezahlt
    Im Zusammenhang mit Veranstaltungen im Dortmunder Westfalenpark wird immer wieder erzählt, dass jemand sich den Eintritt sparen und über den Zaun klettern wollte, dabei allerdings hängen geblieben ist und sich einen Finger abgerissen hat. 

    Weitere Urban legends aus aller Welt...
    jadumagazin.eu/urbanlegends