Hänsel und Gretel sind tot!
Rabenschwarze Geschichten aus aller Welt geben Rätsel auf – und garantieren als black stories auch eine Menge Partyspaß.
Ja, was ist hier bloß passiert?
Hat hier ein Regisseur frei nach dem wohl berühmtesten Märchen der Gebrüder Grimm einen Horrorfilm gedreht? Hat das Grimmsche Märchen ein alternatives Ende, das mit Rücksicht auf zarte Kinderherzen im Tresor der Nationalbibliothek unter Verschluss gehalten wird?
Märchenfreunde können an dieser Stelle aufatmen. Mit der ursprünglichen Geschichte um Hänsel, Gretel und das Lebkuchenhaus im Wald hat die Szenerie nämlich nur wenig zu tun. Stattdessen handelt es sich um eine Rätselgeschichte, und die Aufgabe des Zuhörers besteht darin, dieses Rätsel zu lösen.
Also: Was ist passiert?
Die Methode zur Aufklärung ist im Prinzip recht einfach: Fragen! Einer kennt die Lösung und nun werden reihum Vermutungen aufgestellt. Einzige Bedingung: Die Frage muss mit einem klaren „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können. Erntet der Fragende ein „Ja“, dann darf er weiterforschen. Gibt es ein „Nein“, dann ist der Nächste dran. Gewonnen hat derjenige, der anhand der erfragten Informationen das komplette Rätsel lösen kann.
Es begann in einem Kibbuz in IsraelEnde der 80er Jahre begann Holger Bösch solche Rätselgeschichten zu sammeln. Der heutige Chefdenker und kreative Kopf hinter der Spieleserie black stories war damals allerdings noch weit davon entfernt, ein bekannter Autor zu sein. Stattdessen arbeitete er gemeinsam mit vielen anderen jungen Menschen aus aller Welt als Apfelpflücker in Israel. Sein Interesse an den Geschichten war auch weder wissenschaftlich noch kommerziell. Vielmehr wurden die Rätsel zum Zeitvertreib oder an geselligen Abenden erzählt. Bösch begann damals, diese bislang nur mündlich überlieferten Szenarien einfach mal schriftlich festzuhalten.
Je kniffliger, je skurriler, desto besserAuch nach der Rückkehr aus Israel behielt Bösch sein Interesse an Rätseln rund um den Globus bei. Über einen Zeitraum von 20 Jahren notierte er jede Menge Geschichten in einem kleinen, schwarzen Notizbuch. Einige Stories wandelten sich im Laufe der Zeit, manche wurden in verschiedenen Varianten immer wieder an ihn herangetragen, und manche bekannte Version erhielt im Laufe der Zeit eine überraschende neue Wendung. Manches gipfelte dann auch in einem morbiden, gruseligen, ja sogar blutrünstigen Höhepunkt. Irgendwann fing Bösch dann auch an, sich eigene Geschichten auszudenken: Je kniffliger das Rätsel, je skurriler die Lösung, desto besser. Der Grundstein für die black stories war gelegt!
Vom Notizbuch zum VerlagEigentlich hatte Bösch nicht unbedingt vorgehabt, den Inhalt seines Notizbuches einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Der Vorschlag, die gesammelten Geschichten doch mal einem Verlag anzubieten, kam von einem guten Freund. Also arbeitete Bösch ein Exposé aus. Adressat war der moses.Verlag in Kempen. Dort stand ein Spiel um morbide Rätselgeschichten zwar nicht unbedingt ganz oben auf der Wunschliste, doch die Idee überzeugte. Kurze Zeit später wurde aus einer bislang eher losen Geschichtssammlung die erste Spielebox mit dem Titel black stories konzipiert. Für die charakteristischen Zeichnungen in schwarz-rot wurde noch Illustrator Bernhard Skopnik mit ins Team geholt.
Inzwischen gibt es mehrere Folgeboxen mit unterschiedlichen Schwerpunkten: Ferien, Weihnachten, Geistererscheinungen, reale Kriminalfälle - es findet sich kaum ein Themenkomplex, der noch nicht in Form von black stories ausgeschlachtet worden ist.
Außerdem interessiert sich mancher black stories-Spieler inzwischen auch brennend für die Story hinter den „rabenschwarzen Rätseln“. Um die häufigsten Leserfragen zu beantworten bringt der Verlag nun ein Buch heraus: black stories – Was Sie schon immer mal über black stories wissen wollten! (Erscheinungstermin 2013).
Und was hat es nun tatsächlich mit dem Ableben von Hänsel und Gretel auf sich…?Ganz einfach:
War doch klar, oder?!