Work-in-Progress Performance Darm ohne Scham von Hendrik Quast

Darm ohne Scham  von Hendrik Quast, Credit: Anton Avdieiev Credit: Anton Avdieiev

Sa, 15.10.2022

13:30 Uhr – 14:30 Uhr

Goethe-Institut Villa Kamogawa, kleiner Saal

KYOTO EXPERIMENT 2022 Partner Program

A Gathering in a better world with Mi-Mi-Bi from Dance Box
「feel & LIFE …   」


Performance- und Aktionskünstler Hendrik Quast, Stipendiat vom Artist-in-Residence der Goethe-Institut Villa Kamogawa hat im vergangenen Jahr die Kunst des Bauchredners erlernt, um sich seiner chronisch-entzündlichen Darmkrankheit künstlerisch anzunähern. Seitdem nutzt er die unberechenbare Klappmaulpuppe, die die Krankheit verkörpert, dafür, mit seinen unheilbar kranken Eingeweiden in einen Dialog zu treten.
Daraus entstand Anfang des Jahres 2022 die Bühnenshow „Spill your Guts“*, die in den Berliner Sophiensaelen Premiere feierte und anschließend u.a. auf Kampnagel Hamburg und im Künstler*innenhaus Mousonturm in Frankfurt zu sehen war. Im Rahmen des „A Gathering  a better world“ gibt Quast Einblicke in seine künstlerische Arbeitsweise des „crip ventriloquism“ und setzt den Dialog mit seiner kranken Puppe das erste Mal in einem internationalen Kontext um.
Das Gespräch und die Aktionen der beiden ungleichen Spielpartner kreisen um Erfahrungen mit einer unsichtbaren, episodisch verlaufenden chronischen Krankheit und wie diese zu Kunst werden kann. Dabei werden Zuschreibungen von sichtbar und unsichtbar markierten chronisch-kranken Körpern mit Humor behandelt. Mit den Mitteln traditioneller Unterhaltungskunst stellt der Künstler die Frage, wer die Deutungshoheit über den kranken Körper eigentlich innehat: die Medizin, der Patient oder die Krankheit selbst?
*„Spill your Guts“ ist eine englische Redewendung. In der wörtlichen Übersetzung heißt es so viel wie „seine Eingeweide verteilen /verschütten“, im übertragenen Sinne bedeutet es, „sein innerstes nach außen kehren bzw. dem Gegenüber ungehemmt zahlreiche Details, Wahrheiten, Informationen (über sich selbst) zu erzählen


»Es gibt immer zwei Versionen meines Körpers. Eine gesunde und eine kranke. Das heißt aber nicht, dass mich die gesunde in Sicherheit wägt. Denn die Angst, diese zu verlieren, schwingt täglich mit. Beim Aufstehen kontrolliere ich den Stuhlgang auf blutige Zeichen der kranken Version. Klopapier als Teststreifen der körperlichen Verflüssigung. Mahlzeiten als Schmerztest für die tagesaktuelle Durchlässigkeit des Darms. Da ist die kranke Version schon leichter zu handeln: Ein zuverlässiger Kontrollverlust aus blutigem Schleim, krampfhaftem Schmerz, unbändiger Wut und unauflösbaren Schuldschleifen. Ich dachte bisher immer, dass ins Theater nur die gesunde Version meines Körpers passt. Doch dann merkte ich, dass ich auch anfangen könnte, die gesunde und kontrollierbaren Dramaturgien dieses Theaters zu brechen, um meinen kranken Körper verständlich zu machen.«
(Hendrik Quast über SPILL YOUR GUTS)

 

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