Theaterworkshop mit Holger Schultze und Deborah Raulin
Der Heidelberger Stückemarkt 2025, dessen Gastland in diesem Jahr China war, ist vor Kurzem erfolgreich zu Ende gegangen. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Stückemarkt haben wir Holger Schultze, Intendanten des Theaters und Orchesters Heidelberg, sowie Frau Deborah Raulin, Dramaturgin und Koordinatorin für internationale Kontakte am Theater Heidelberg, zu einem Workshop in Shanghai eingeladen. Der Workshop umfasst zwei ganztägige Arbeitseinheiten am 28. und 29. Juni.
Unter dem Titel „Das Vertraute muss neu betrachtet werden“ bietet der Workshop den Teilnehmenden die Möglichkeit, Bertolt Brechts „episches Theater“ anhand praktischer Übungen mit dem Stück „Die Gewehre der Frau Carrar“ zu erproben und zugleich eine aktuelle Inszenierung kennenzulernen, die zum Berliner Theatertreffen 2025 eingeladen wurde.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Austausch über die Theater- und Festivallandschaft in Deutschland und China, mit besonderem Fokus auf den Heidelberger Stückemarkt. Im Rahmen einer Übung wird zudem mit einem Text aus der diesjährigen Eröffnungsinszenierung des Festivals gearbeitet.
An den beiden Workshops werden 20 aufstrebende Theaterleute aus der VR China und Hong Kong teilnehmen.
Workshopleitung
Holger Schultze
Holger Schultze studierte Germanistik und Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Nach seinem Studium arbeitete er als Regieassistent am Staatstheater Stuttgart und am Nationaltheater Mannheim, wo er unter anderem bei Jürgen Bosse, Michael Gruner und Peter Palitzsch assistierte.
Von 2005 bis 2011 war Holger Schultze Intendant des Vier-Sparten-Theaters Osnabrück, von dem er zum Theater und Orchester Heidelberg wechselte, dessen Intendant er seitdem ist. Zu seinen Aufgaben gehört die Künstlerische Leitung der Festivals „Heidelberger Stückemarkt“, „Heidelberger Schlossfestspiele“ und „Winter in Schwetzingen“.
Neben Inszenierungen von Stücken wie „Das Leben des Galilei“, „Woyzeck“ und „Romeo und Julia“ widmete sich Holger Schultze während seiner Intendanz zunehmend der Förderung des zeitgenössischen Dramas. Neben der Förderung junger Autor*innen und Komponisten und der Suche nach neuen Formen für das Theater ist Tanz ein weiterer Schwerpunkt in Holger Schultzes Arbeit. Zusammen mit einem lokalen Partner gründete er das Festival „Tanzbiennale“ mit dem Ziel, junge Choreografen und Tänzer zu fördern.
Holger Schultze beschäftigt sich seit Jahren mit Brechts Werken und Theorien und kann auf zahlreiche Inszenierungen zurückblicken. Nach „Die Dreigroschenoper“ feierte seine aktuelle Brecht-Inszenierung „Der kaukasische Kreidekreis“ im September 2024 in Heidelberg Premiere.
Deborah Raulin
Deborah Raulin studierte Germanistik, Geografie, Geologie und Pädagogik der Universitäten Mainz und Zürich und schloss das Studium mit einem Staatsexamen ab. Nach ihrem Referendariat für das Lehramt an Gymnasien absolvierte sie zudem den europäischen Master-Studiengang Comparative Dramaturgy and Performance Research an den Universitäten Frankfurt und Brüssel.
Seit 2013/2014 arbeitet sie für verschiedene Theaterinstitutionen (u. a. Theater Konstanz, Staatstheater Darmstadt, Schauspiel Leipzig, Schauspielhaus Hamburg, Koninklijk Vlaamse Schouwburg Brüssel).
Als Dramaturgin arbeitete sie an klassischen Theaterproduktionen, transnationalen Projekten sowie an Performance-Projekten und zeitgenössischem Zirkus. Als Kuratorin war sie für das Festivalprogramm der Baden-Württembergischen Theatertage 2022 verantwortlich, dessen Leitung sie ab der Spielzeit 2020/2021 übernahm. Von 2022 bis 2024 war sie Schauspieldramaturgin am Staatstheater Darmstadt und in der Spielzeit 2022/23 Mitglied des Leitungsteams von »Auftritt/Enter Darmstadt« einem partizipativen Langzeitprojekt zur Öffnung der Schauspielsparte. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Öffnung des Theaters hin zur Stadtgesellschaft – insbesondere durch Co-Kreationsprozesse und die Theaterarbeit in internationalen Zusammenhängen.
Ab der Spielzeit 2024/25 ist sie Schauspieldramaturgin am Theater und Orchester Heidelberg.
Über den Heidelberger Stückmarkt
Der Heidelberger Stückemarkt ist ein renommiertes deutsches Theaterfestival, das sich den Werken zeitgenössischer Dramatiker widmet. Es findet jedes Jahr für zehn Tage Ende April bis Anfang Mai statt.
Kernstück des Festivals ist der Wettbewerb um sechs noch nicht uraufgeführte Stücke deutschsprachiger Autorinnen und Autoren. Die besten Arbeiten werden mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet und das prämierte Stück erhält eine Inszenierung zur Eröffnung des nächsten Heidelberger Stückemarkts.
Darüber hinaus lädt das Festival herausragende Uraufführungen zeitgenössischer Theatertexte ein, die auf den Bühnen des Theaters und Orchesters Heidelberg gezeigt werden. Jedes Jahr kommen dafür die bedeutendsten deutschsprachigen Theatergruppen nach Heidelberg und präsentieren ihre aktuellen Produktionen. Im Laufe der Jahre wurde das Programm erweitert und präsentiert inzwischen auch drei neue Stücke für ein junges Publikum, von denen eines mit dem Jugendstückepreis prämiert wird. Zudem fördert das Festival die nachhaltige künstlerische Verwertung von Theatertexten durch die Vergabe des Nachspielpreises, mit dem zweite, dritte oder vierte Inszenierungen zeitgenössischer Stücke ausgezeichnet werden.
Neben dem nationalen Programm bietet der Heidelberger Stückemarkt seit 2011 auch ein internationales Programm mit einem jährlich wechselnden Gastland. Dieses umfasst drei bis vier Aufführungen bemerkenswerter Produktionen aus dem jeweiligen Land sowie einen internationalen Wettbewerb für neue Dramentexte aus dem Gastland. Im Jahr 2025 ist China das Gastland des Festivals.
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