Wuttin Chansataboot ist ein thailändischer Medienkünstler, dessen Praxis sich im Spannungsfeld von Kunst, Wissenschaft und Philosophie bewegt. Mit einem Hintergrund in experimentellem Film, multimedialer Installation und digitalen Systemen erforscht er die fragile Schnittstelle zwischen menschlicher Wahrnehmung und technologischer Vermittlung. Als Künstler und Forscher versteht Chansataboot das künstlerische Schaffen als eine Form der Erkenntnis – eine, die nicht nur Ausdruck sucht, sondern Strukturen hinterfragt, auflöst und neu zusammensetzt, durch die Bedeutung und Subjektivität entstehen.
Im Zentrum seiner Arbeit steht ein weit gefasstes Verständnis von Sprache. Für Chansataboot ist Sprache nicht auf das gesprochene oder geschriebene Wort beschränkt, sondern umfasst ein breites Feld symbolischer Systeme – von Programmiersyntax und DNA-Sequenzen bis hin zu algorithmischem Verhalten und maschineller Wahrnehmung. Diese Zeichensysteme bilden, so seine These, die gemeinsamen Protokolle des Austauschs zwischen Mensch und Nicht-Mensch, zwischen Organischem und Künstlichem, zwischen Sichtbarem und algorithmisch Erschlossenem.
Seine Werke entstehen häufig im Zusammenspiel von Daten, Bewegung und Zeit. Dabei nutzt er Werkzeuge wie Bewegtbild, Programmierung, Telekommunikationstechnologien und künstliche Intelligenz, um das Unsichtbare erfahrbar zu machen. Diese Medien sind für ihn nicht bloße Instrumente, sondern konzeptuelle Akteure, mit deren Hilfe er untersucht, wie flüchtige und instabile Datensätze in ästhetische Erfahrungen überführt werden können. So entstehen poetische Systeme der Transformation: Installationen, die mikrobielles Erbgut in Klang oder Bewegung übersetzen, generative Visualisierungen, die digitale Identitäten aufbrechen und neu zusammensetzen, oder algorithmische Interventionen, die die Wandelbarkeit unserer Gegenwart spiegeln.
Chansataboots künstlerische Forschung kreist ebenso um Wahrnehmung wie um Präsenz. Seine Werke schließen nicht ab, sondern operieren in Bereichen von Ambiguität und Emergenz – sie thematisieren die Instabilität formaler Strukturen, die Verletzlichkeit von Bedeutung und die kontinuierliche Interaktion zwischen Individuum und System. So eröffnet seine Kunst Räume, in denen sich Symbolisches und Materielles, Logik und Lyrik zu neuen, eindringlichen Konstellationen verbinden.
Produktionsjahr: 2024–2025 Herkunftsland: Südkorea / Thailand Medium: Video
Konzept:
Meereswellen sind ein wesentlicher Bestandteil des ozeanischen Verhaltens. Mit ihrer Kraft und ihrem Druck formen sie Küstenlinien und schleifen Felsen. Im spirituellen Sinne stehen Wellen für den Wandel im Lebensfluss, sie verkörpern die Bewegung von Energie innerhalb der majestätischen Weite des Meeres. Wenn der Ozean in Aufruhr gerät, werden die Wellen mächtig und können irreparable Schäden verursachen. Sind sie hingegen sanft und ruhig, beleben sie das stille Wasser. Die Bedeutung des Wassers liegt verborgen in seiner Transparenz: Durch seine Bewegung und seinen Fluss wird es zum Symbol für Wandel und Flexibilität.
In der Arbeit „Tracing the Curve“ wird mithilfe von Computer-Vision-Technologie und mehreren Schichten computergenerierter Grafiken über Luftaufnahmen von Meereswasser aus der Vogelperspektive versucht, das Verhalten des Ozeans durch die Bewegung der Wellen zu entschlüsseln – insbesondere dort, wo sie auf das Ufer treffen. Dieses Zusammentreffen wird im Kontext des Werks metaphorisch als physische Geste und emotionale Reaktion von Mutter Erde, Gaia, auf die durch den Menschen verursachten Umweltprobleme verstanden.
Das dabei entstehende netzartige Bild aus zitternden Linien, Formen und Zahlen erinnert an Sternbilder und steht symbolisch für die komplexen Verbindungen zwischen geografischen Regionen und Nationen – ein Geflecht, das durch die Navigation über die fluiden Wasserflächen des Meeres miteinander verwoben ist.
Technische Angaben:
Dateiformat / Bildgröße: mp4 (H.264), ohne Ton, Full HD (1920×1080 Pixel)
Laufzeit (für Video-/Filmwerke): 4:12 Minuten (stumm)