Digitales! Ethik für Roboter?

Hast du das Gefühl, dass sich alles um dich herum verändert und du nicht weißt, wie du reagieren sollst? So fühlen sich die meisten von uns. Ich verspreche nicht, dir alle Antworten zu geben, aber wenn du dich für die Evolution der Künstlichen Intelligenz interessierst und dir neue Fragen stellen möchtest, solltest du mit Sicherheit weiterlesen.

Von Lavinia Liță

Ethik für Roboter? © 2017 markenkonstrukt.com
Die technischen Neuerungen bringen uns dazu, uns neuen Situationen zu stellen und deshalb müssen wir viele Veränderungen vollziehen und neue Fragen stellen. Vor ein paar Monaten hat ein selbstfahrender Wagen der Firma Uber eine Frau in Arizona getötet. Wer ist schuld, wenn fahrerlose Autos einen Unfall haben? Der Hersteller, das Servicenter oder der Autobesitzer? Bisher war die Antwort einfach: Der Fahrer des Wagens ist verantwortlich, weil er die Kontrolle hat. Wenn es um autonome Fahrzeuge geht, ist es nicht so eindeutig. Es muss also unbedingt geklärt werden, wer verantwortlich ist, wenn durch Künstliche Intelligenz Schäden entstehen. Da es noch keine Regeln und Gesetze für Künstliche Intelligenz und Roboter gibt, kam es im Fall des Unfalls in Arizona zu einem Skandal, und am Ende war niemand für den Unfall verantwortlich.

Brauchen Roboter ihre eigene Ethik?

Ich habe einige Experten gefragt und hier sind ihre Antworten:

Paul-Louis Pröve – Experte für Künstliche Intelligenz bei Lufthansa Industry Solutions
„Es ist für Roboter auf jeden Fall eine Ethik erforderlich. Ich denke aber nicht, dass für Roboter eine neue Ethik erforderlich ist. Die, die wir uns als Menschen über tausende von Jahren aufgebaut haben, sollte dafür wunderbar geeignet sein.“

Manuela Lenzen - Wissenschaftsjournalisten, u.a. künstliche Intelligenz
„Nein, keine Ethik für Roboter, sondern eine Ethik für Roboterforscher, Roboterhersteller und Roboteranwender. Maschinen ohne Bewusstsein können keine Moral haben.“

Stephan Dörner - Netzwerk & Magazin für digitale Zukunft
„Wenn Roboter und andere Maschinen autonom, also ohne menschliches Zutun, handeln, stellen sich Fragen nach der Verantwortlichkeit. Dafür braucht es ethische und juristische Regeln, die wir als Gesellschaften diskutieren und demokratisch beschließen müssen. Derzeit geht es dabei in erster Linie um Haftungsfragen. Es ist vorstellbar, dass Maschinen irgendwann einmal auch tatsächlich ein Bewusstsein entwickeln und damit auch Rechte genießen sollten. Ein technologischer Weg dorthin ist derzeit aber nicht absehbar.“

Nach Meinung der Experten können wir Roboter nicht beschuldigen und wir Menschen sind die einzigen, die die Schuld tragen, denn schließlich sind sie unsere Schöpfung. Wir haben bereits eine großartig konstruierte Ethik, sie muss nur an die neuen Herausforderungen angepasst werden, die die künstliche Intelligenz uns gebracht hat. Um es auf den Punkt zu bringen, ich glaube, wir sollten die Entwicklung der künstlichen Intelligenz unterbrechen und zunächst über eine allgemeine Regulierung der Grenzen entscheiden, die die Roboter in der menschlichen Welt haben sollen.
Aber alles, was wir als Menschen, die nicht direkt mit KI zu tun haben, tun können, ist, uns so gut wie möglich darüber zu informieren. Deshalb habe ich einige Experten über unsere Angst vor künstlicher Intelligenz befragt. Welches werden die nächsten Veränderungen in dieser Branche sein? Und wie unterscheidet sich das Denken von Robotern von dem unsrigen?

Angst vor der Evolution von Künstlicher Intelligenz?

Maximilian Schreiner - MIXED Online Magazin (Magazin für Mixed Reality und Zukunft der Computer)
„Ich glaube, es gibt gute Gründe für die Bedenken gegenüber Künstlicher Intelligenz. 
Wir werden wohl in den nächsten Jahrzehnten viele Aufgaben auf dem Arbeitsmarkt an KI übergeben - egal ob in der Fertigung, dem Design oder der Verwaltung. Das kann zu hoher Arbeitslosigkeit führen, denn oft entstehen zwar mit technologischen Veränderungen neue Jobs. Diese erfordern aber häufig neue Fähigkeiten, die viele Menschen nicht mitbringen. Das nennt man technologische Arbeitslosigkeit.
Insofern sind die Ängste vor Arbeitslosigkeit und auch starken gesellschaftlichen Veränderungen berechtigt, das sieht zum Beispiel auch die Unternehmensberatung McKinsey so. Gleichzeitig bietet diese KI-Revolution auch viele Möglichkeiten - wir müssen nur sicherstellen, dass sie unser Leben besser macht. Das ist keine leichte Aufgabe und verlangt staatliche und internationale Initiativen.“

Große Veränderungen in der Zukunft?

Leonie Beining - Projektleiterin"Algorithmen fürs Gemeinwohl" bei der Stiftung Neue Verantwortung
„Große Veränderungen werden wir - meiner Meinung nach - erleben, wenn sich immer mehr Branchen und Lebensbereiche digitalisieren, die bislang noch vollkommen undigital sind. Die Grundlage der Automatisierung ist die Menge und die Qualität der Daten, die zur Verfügung stehen. Wenn immer mehr Prozesse, z.B. im Gesundheitswesen oder in der Landwirtschaft, in Daten abgebildet werden, werden viele weitere Anwendungen von KI möglich, an die wir heute noch gar nicht denken.“

Wie sehr ähnelt die Arbeitsstruktur eines Roboters der Denkstruktur des Menschen?

Paul-Louis Pröve – Experte für Künstliche Intelligenz
„So überhaupt nicht. Sie sollten sehr skeptisch sein, wenn ein Vortrag zum Thema KI mit der Metapher von menschlichen Neuronen im Gehirn anfängt. Künstliche neuronale Netze sind entfernt inspiriert davon, was wir heute über das menschliche Gehirn wissen. Die Funktionsweise ist aber essentiell anders. Es wäre objektiv falsch zu sagen, dass KI funktioniert wie das menschliche Gehirn. Wir wissen heute gar nicht genug über den Lernvorgang des Gehirns, um die Aussage treffen zu dürfen. Künstliche Intelligenz ist Mathematik.”

Matthias Rudnick - Mathematiklehrer NIGE
„Der Mensch ist ein emotionales Wesen, viele unserer täglichen Entscheidungen basieren auf Gefühlen. Ein Roboter hat keine Gefühle, seine Entscheidungen basieren auf Algorithmen.“

Künstliche Intelligenz wird unsere Welt verändern. Wir sollten aber vielleicht, anstatt uns auf die Angst vor der Automatisierung zu konzentrieren, diese neuen Technologien nutzen, um sicherzustellen, dass sie die besten Ergebnisse erzielen, um die menschliche Intelligenz zu verbessern und zu ergänzen.