Aktuelle Musik aus Deutschland  Popcast #4/2025

Eine junge Frau (Eilis Frawley) blickt nachdenklich zur Seite. Wort "Popcast"
Popcast: Eilis Frawley © Janina Gallert

mit Musik von: 

DJ Koze | Pampa Records
Albertine Sarges | Moshi Moshi Music
Zement | Crazysane Records
Eilis Frawley | Sinnbus
Chris Imler | Fun in the Church
Autorin und Sprecherin (Deutsch): Angie Portmann
 

Chris Imler „The Internet Will Break My Heart“ (Official Video) © Fun in the Church
 
I am yours, I am yours
Put me into your cocoon
Albertine Sarges „Cocoon“
 
DJ Koze in bunter Kleidung neben einem alten VW Käfer

DJ Koze | © Gepa Hinrichsen

Bekannt wurde Stefan Kozalla – alias DJ Koze – in den 90ern. In einer Zeit, als Pop und Hiphop die deutsche Musikszene eroberten. Als Teil der Gruppe Fischmob und später als Mitglied des Elektro-Duos International Pony schärfte er bereits früh sein Profil als künstlerischer Freigeist, dessen Schaffen immer von Humor geprägt war.

Heute blickt DJ Koze zurück auf eine lange Karriere als einer der weltweit bekanntesten DJs Deutschlands: Er arbeitete mit hochkarätigen Künstler*innen wie Sophia Kennedy, José Gonzalez, Caribou und Róisín Murphy, betreibt ein eigenes Label und veröffentlichte einen ansehnlichen Stapel toller Alben – darunter das Album Knock Knock, seinen bisher größten kommerziellen Erfolg. Nun erscheint DJ Kozes fünftes Studioalbum mit dem Titel Music Can Hear Us. In einem eklektischen Ritt durch die Genres finden sich Gastmusiker*innen wie Damon Albarn, Ada und The Notwist.
Albertine Sarges in einem blauen Kleid

Albertine Sarges | © Nick Llott

Bereits im Februar dieses Jahres hat die Kreuzbergerin Albertine Sarges ihr zweites Album veröffentlicht, wieder auf dem Londoner Moshi-Moshi-Label. Ähnlich wie auf ihrem Debut, dem gutgelaunten The Sticky Fingers, hat Sarges an ihrem Gespür für schlaue Pophymnen festgehalten und auf ihrem neuen Album Girl Missing 13 wunderschöne Midtempo-Songs umgesetzt. Ihre knappen wie skurrilen Alltags- und Liebesgeschichten zeichnen verträumte Bilder komplexer Beziehungen und großer Gefühle. Nie verliert sie dabei ihren Humor und ihre Leichtigkeit. In Albertine Sarges Welt scheint Optimismus eine Waffe zu sein, die sie unsterblich macht.
Zement, zwei Männer vor einem gelben Hintergrund

Zement | © Benjamin Brückner

Das Nürnberger-Duo Zement schrieb schon in der Vergangenheit Songtexte, die Meditationen über Baustoffe, die Autobahn und Bewegung glichen. Diese oftmals ausufernden psychedelischen Exkursionen sind auch bei ihrem neuesten Album Passagen fest in der Tradition des Krautrock verankert. Dennoch geht Zement neue Wege. Schwere Drones, gläserne Synthies, verzerrte Gitarren, sogar ein verhalltes Saxophon finden sich in den entrückten Kompositionen wieder, die fast alle die 5-Minuten-Grenze überschreiten. Dabei wird klar: Dem Duo geht es mehr um den Weg als um das Ziel – und es macht große Freude, die beiden auf ihrer Reise zu begleiten.
 
It’s ok to talk to yourself
Ellis Frawley, „Dirty Tricks“
Eilis Frawley vor einem pinken Hintergrund

Eilis Frawley | © Makar Artemev

Die Worte der in Berlin lebenden Australierin Eilis Frawley klingen lange nach. Die klassisch ausgebildete Schlagzeugerin und Perkussionistin schreibt Songs über soziale Strukturen, Feminismus, Inklusion und mentale Gesundheit. Auch in ihren Tagesjobs als Schlagzeugerin für Künstlerinnen wie Anika oder Laura Lee oder als Gründerin des inklusiven Berliner Festivals „Bang On“ bleibt sie dem Mainstream fern – genau wie auf ihrem kürzlich erschienenen Debutalbum Fall Forward, das sie mit der australischen Musikerin Kat Frankie (Bodies) produziert hat. Die gesprochene Lyrik ist ernsthaft und pointiert, orchestriert werden die Songs mit einer faszinierenden Mischung aus kräftigen Drums und diversen Synthesizern. Die Arrangements sind sparsam und effizient, und stehen im Dienst der immer im Vordergrund stehenden Stimme.
Chris Imler schaut genervt in die Kamera

Chris Imler | © Max Zerrahn

 
Let’s talk about Star Wars, Episode four
But let’s not talk about the war.
Chris Imler, „Let’s not talk about the war“
Die meisten kennen Chris Imler als den Schlagzeuger von Projekten wie Die Türen, Peaches oder Oum Shatt. Aber auch als Solokünstler ist der Grandseigneur der Berliner Musikszene schon lange aktiv. In der Pressemitteilung seines neuen Albums The Internet Will Break My Heart stellt sein Musikerkollege Jens Friebe humorvoll fest, dass Imlers langsamer Aufstieg parallel zum Absturz der restlichen Welt verlaufe. Damit setzt er auch gleich den richtigen Ton für die vorherrschende apokalyptische Stimmung im Sound des Elektro Dandys. Mal auf Deutsch, mal auf Englisch schwadroniert Imler über seine düsteren Beobachtungen einer kaputten Welt und zeichnet sich dabei selbst als Propheten der zufriedenen Hoffnungslosigkeit und des Klarkommens. Oder um es mit seinen eigenen Worten auszudrücken: I don’t care, I like the ride.
Eilis Frawley, „Be A Lady“ (Official Music Video), © Sinnbus

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